Hersteller geraten bei Preisgestaltung ins Schlingern
Und somit sind wir beim zweiten Thema, das die Branche in Verbindung mit Ultrabooks beschäftigt. Die erste der drei Schlüsselphasen der Intel Unternehmensstrategie beginnt, so gab Intel Executive Vice President Sean Maloney auf der diesjährigen Computex bekannt, "mit der aktuellen zweiten Generation der Intel-Core-Prozessoren, die leichte und 20 Millimeter dünne Geräte zu Preisen unter 1.000 Dollar ermöglicht". Und genau hier liegt derzeit für die Ultrabook-Hersteller die größte Schwierigkeit. Um den von Intel angestrebten Preispunkt zu erreichen und die Geräteklasse damit zum Mainstream-Produkt zu machen, sind die Komponentenpreise zu hoch.
Vor allem Intel selbst sehen die Hersteller hierbei in der Pflicht. So hat Ray Chen, Präsident des Auftragsfertigers Compal Electronics, im September laut dem taiwanesischen Branchendienst "Digitimes" den Chiphersteller kritisiert. Die aktuellen CPU-Preise würden die Hersteller in dem Vorhaben, 40 Prozent des Notebook-Markts mit Ultrabooks abzudecken, nicht unterstützen. Wenn Ultrabooks nur geringe Verkaufserfolge erzielten, während Apple weiterhin gute Gewinne einfahre, sei die Wintel-Allianz gehalten zu reagieren. Sonst würden die betroffenen Hersteller mit dem Ultrabook-Projekt untergehen.
Nach Angaben der Hersteller seien CPU und Betriebssystem die beiden größten Kostenblöcke innerhalb eines Notebooks, gefolgt von ultradünnen Komponenten wie Panel und Solid State Drive. So liegt allein der Channel-Preis für den Intel-Core-i5-2467M-Prozessor schon bei 250 Dollar. Ob die Verknappung auf dem Festplattenmarkt zusätzlich zu einer Erhöhung der SSD-Preise aufgrund höherer Nachfrage führen wird, bleibt abzuwarten (siehe Seite 32).
Da die Hersteller von Ultrabooks zusätzlich bisher noch mit geringen Stückzahlen planen, ist auch über die zahlenmäßig entsprechend niedrige Komponentendisposition eine Kostenreduzierung noch nicht möglich. Von Mainstream-Preisen kann daher noch nicht die Rede sein. Das bestätigt auch Lars Henkel, Business Manager Consumer bei Lenovo: "Um aus der Nische herauszukommen, müsste man Preispunkte deutlich unter 1.000 Euro treffen. Dazu würde eine hohe Stückzahl aufgrund der Skaleneffekte von Nutzen sein. Wir haben kaum preisliche Spielräume, es sei denn, man verwendet Bauteile, die auch plattformübergreifend eingesetzt werden können." Für das "Lenovo IdeaPad U300s" gibt der Hersteller eine unverbindliche Preisempfehlung von 999 Euro.
Bisher als einziger Ultrabook-Hersteller auf dem deutschen Markt, der sich ein Schlupfloch in der Konfiguration zunutze gemacht hat, ist Acer mit dem "Acer Aspire S3" mit einer unverbindlichen Preisempfehlung ab 799 Euro angetreten. Der Preis für die Einstiegsvariante lässt sich durch die Verwendung einer normalen HDD anstatt einer SSD als Hauptspeichermedium erreichen (siehe Seite 21). "Hinsichtlich der Preisgestaltung bewegen sich unsere vier Ausstattungsvarianten zwischen 799 Euro und 1.399 Euro. Damit decken wir die gesamte Bandbreite ab und haben für jede Zielgruppe das passende Gerät im Angebot", führt Acer-Managerin Böckelmann aus.
Alle Hersteller, die noch in diesem Jahr die ersten Produkte auf den Markt bringen, definieren ihre Modelle weniger über den Preis, sondern über die Formfaktoren "Dünn & flach" sowie schnelle Reaktionszeiten und besseres Batteriemanagement. "Es ist sicherlich auch möglich, ein günstigeres Ultrabook zu bauen, aber wir wollen mit unserer "Z380"-Serie keine Kompromisse eingehen", sagt Gabriel Willigens, Produktmanager bei der Toshiba Deutschland GmbH.
Möglichen Spielraum bei der Preisgestaltung sieht der Manager allerdings auch: "Spielraum bei den Kosten gibt es im Grund schon zum Zeitpunkt der Produktkonzeption. So könnte man Einsparungen beispielsweise durch die Wahl des Massenspeichers (HDD statt SSD) oder der Displayqualität erzielen. Auch die Anzahl der Schnittstellen, der Einsatz einer herkömmlichen Tastatur ohne Spritzwasserschutz und die Hintergrundbeleuchtung können dazu beitragen."