Sie haben die Wahl
Das heißt: Sie können mit Ihren Worten Ihre eigene Laune, Motivation und Zuversicht sowie die anderer Menschen positiv beeinflussen – und somit auch die Erfolgsaussicht. Versuchen Sie einfach mal, beim Sprechen negative Formulierungen durch positive zu ersetzen. Es wirkt zum Beispiel ganz anders, wenn ein Verkäufer statt "Unser Laden ist nicht vor 10 Uhr geöffnet" zu einem Kunden sagt: "Wir sind ab 10 Uhr für Sie da."
Ebenso verhält es sich in Mitarbeitergesprächen. Eine Führungskraft kann einen Mitarbeiter mit einer Aussage demotivieren wie "Sie haben Ihre Ziele nicht erreicht". Sie kann den Mitarbeiter aber auch stattdessen mit einer Aussage motivieren wie: "Sie haben schon 80 Prozent Ihrer Zielvorgabe erreicht. Lassen Sie uns zusammen überlegen, wie Sie auch die die restlichen 20 Prozent noch bis Ende des Monats schaffen."
Im Folgenden noch einige Tipps, welche Worte Sie häufiger, beziehungsweise seltener verwenden sollten, weil sie entweder Energiespender oder -killer sind.
"Ja, aber…" – raubt Energie
Das Wort "aber" ist ein häufig genutzter Energiekiller. Wie oft sagen wir "Mir geht es gut, aber…" oder "Das möchte ich machen, aber…" Ein typisches Beispiel ist die "Aber-Nachbarin", zu der Sie beispielsweise sagen: "Hallo, heute ist ein schöner Tag. Gehen wir in den Park?". Sie erwidert: "Ja, aber der Wetterbericht hat einen Regenschauer vorhergesagt." Oder Sie sagen: "Dein Sohn ist entzückend." Sie antwortet: "Ja, aber du hast keine Ahnung wie schlimm er zu Hause ist." Ständig klagt sie über etwas: über ihre schlechten Erfahrungen mit Handwerkern, über ihre Arbeit, über das Wetter. Die ganze Welt scheint sich gegen solche Menschen zu verschwören, zumindest aus deren Sicht.
Wenn Sie die Tendenz zum "Aber-Menschen" haben, versuchen Sie in nächster Zeit mal, Ihre Sätze ohne das Wörtchen "aber" zu formulieren. Denn das, was wir im "Aber-Nebensatz" hinzufügen, löscht das Positive, das wir zuvor sagten, sozusagen aus.
"Noch …" – schafft Energie
Oft machen wir in unserem Alltagsleben über uns oder andere absolute Aussagen. Wir sagen zum Beispiel: "Ich kann das nicht." Oder: "Ich weiß nicht, wie das geht." Fügen Sie in diese Sätze doch einfach mal das Wort "noch" ein. Die zwei Sätze "Ich kann das noch nicht" oder "Ich weiß das noch nicht" klingen und wirken viel positiver. Das Wort "noch" impliziert, dass Sie etwas können, beziehungsweise wissen werden. Es braucht nur noch etwas Zeit oder zusätzliches Know-how. Es ist immer wieder verblüffend, wie anders die Wirkung eines Satzes ist, wenn man in ihn das Wort "noch" integriert. Dann steigt automatisch die Zuversicht und Motivation, etwas zu tun oder auszuprobieren.
"Müssen …" – macht uns klein
"Ich muss heute pünktlich von der Arbeit weg, weil ich noch die Kinder zur Oma bringen muss. Danach muss ich mein Kleid aus der Reinigung holen, weil ich am Abend…". Das Wort "müssen" ist ein ganz heimtückischer Vertreter der Gattung demotivierende Worte. Wir sind an seinen Gebrauch so gewöhnt, dass wir nicht mehr merken, wie es uns ins Stadium unserer Kindheit versetzt, in der wir uns fremdbestimmt fühlten. Das Wort "müssen" hat eine sehr deprimierende Wirkung. Denn permanent etwas zu müssen, erzeugt Druck. Zudem ruft "müssen" oft eine Trotzreaktion hervor: "Ich muss gar nichts, außer sterben."
Sagen Sie stattdessen ab jetzt "Ich will…" oder "Ich möchte…" oder "Ich werde…". Sie werden sofort merken, dass Sie sich weniger fremdgesteuert fühlen. Dasselbe gilt, wenn Sie Menschen anleiten - zum Beispiel als Führungskraft oder Trainer. Es macht einen kleinen, aber feinen Unterschied, ob Sie beispielsweise zu Ihrem Team sagen "Wir müssen mit den neuen Rahmenbedingungen leben" oder "Wir machen aus den neuen Rahmenbedingungen das Beste". Bei der ersten Aussage ist das Team ein fremdbestimmtes Objekt, bei der zweiten ein handelndes Subjekt – deshalb geht es auch selbst-bewusster und motivierter ans Werk.
Die Autorin Sabine Prohaska ist Inhaberin des Trainings- und Beratungsunternehmens seminar consult prohaska, Wien, das unter anderem Trainer und Coaches ausbildet (Tel.: +43/664-3851767, E-Mail: prohaska@seminarconsult.at, Internet: www.seminarconsult.at). Im Herbst erscheint im Junfermann-Verlag ihr neues Buch "Coaching in der Praxis: Tipps, Übungen und Methoden für unterschiedliche Coaching-Anlässe". (oe)
- Suggestivfrage
Beispiel: "Sie wollen doch sicherlich auch ...?"<br><br> Antwort: Ja! Stark manipulierend, kein Nein zulassend<br><br> Nutzen: Bitte äußerst sparsam verwenden. - Geschlossene Frage
Beispiel: "Gefällt Ihnen das Produkt?"<br><br> Antwort: Ja oder Nein, wenig Information<br><br> Nutzen: Nur zum Herbeiführen von (Teil-)Entscheidungen verwenden. - Alternativfrage
Beispiele: "Wollen Sie lieber ....oder ...?", "Passt es Ihnen besser am ... oder am ...?"<br> Antwort: bewegt sich innerhalb eines Korridors<br> Nutzen: beschleunigt Entscheidung bzw. führt diese hierbei, gibt dem Kunden das Gefühl "Ich entscheide ..." - Bestätigungsfrage
Beispiele: "Sehen Sie das genauso?", "Haben Sie sich das so vorgestellt?"<br> Antwort: Ja oder Nein, Zustimmung oder Ablehnung<br> Nutzen: führt Teilentscheidungen herbei, ideal um Einwände zu vermeiden - Offene (Informations-)Frage
Beispiele: "Was erwarten Sie von einem guten…"; "Wie meinen Sie das?"<br> Antwort: (mindestens) ein vollständiger Satz<br> Nutzen: ideal zum Gewinnen von Informationen, Schaffen von Klarheit, Klären von "Bedenken" - Wer fragt, der führt
Das gilt besonders in Verkaufgesprächen, wenn es darum geht, Klarheit zu schaffen und Entscheidungen herbeizuführen. Verkäufer müssen deswegen in jeder Situation und an jeden Kunden die passenden Fragen stellen. Und diese lassen sich oft ganz einfach formulieren, wie ein paar Beispiele auf den folgenden Seiten zeigen.