Ziele, Maßnahmen und Aufgaben unterscheiden
Vor diesem Hintergrund entdecken viele Unternehmen das MbO neu. Sie nehmen das Führen mit Zielen zunehmend als Koordinations- und Kommunikationsinstrument wahr. Außerdem erkennen sie: MbO setzt eine bestimmte Unternehmenskultur voraus. Ein Führen mit Zielen gelingt nur, wenn im Unternehmen eine Vertrauenskultur besteht, in der alle Beteiligten offen miteinander kommunizieren - unter anderem damit Zielkonflikte vermieden beziehungsweise gelöst werden.
Hieraus resultiert zunächst eine höhere zeitliche Belastung der Führungskräfte. Sie müssen mehr Zeit in das Gespräch mit ihren Mitarbeitern investieren. Werden die vereinbarten Ziele anschließend jedoch von den Mitarbeitern getragen und kontrollieren sie deren Erreichen weitgehend selbst, gewinnen die Führungskräfte dadurch Freiräume und Zeit.
Inwieweit dies gelingt, hängt weitgehend von den Inhalten der Zielvereinbarungsgespräche ab. Oft reden Führungskräfte in den Gesprächen mit ihren Mitarbeitern mehr über Aufgaben und Maßnahmen als über Ziele. Eine zentrale Ursache hierfür: Vielen ist der Unterschied zwischen Zielen, Maßnahmen und Aufgaben nicht bewusst. Das liegt zum Teil an Schulungs- und Informationsdefiziten. Entscheidender ist aber: Die Entscheidungs- und Handlungsspielräume der Mitarbeiter werden in der Regel umso kleiner, je weiter man in der Unternehmenshierarchie nach unten kommt. Deshalb ist es auf der operativen Ebene (oder "ShopfloorEbene") oft schwer, mit den Mitarbeitern qualifizierte Ziele zu vereinbaren. Die Folge: In den Zielvereinbarungen werden häufig nur Aufgaben aufgelistet. Deshalb empfiehlt es sich im Betriebsalltag zuweilen, zwar mit allen Mitarbeitern Mitarbeitergespräche zu führen, Zielvereinbarungsgespräche aber (abhängig von der Unternehmensgröße) beispielsweise nur mit den ersten zwei oder drei Führungsebenen sowie den Verantwortlichen von Projekten.
- 13 Warnzeichen vor dem Unglück
Dirk Elsner gehen Ratgeber ja eigentlich auf die Nerven - nun schrieb er dennoch einen. Immerhin: Er beansprucht kein wissenschaftliches Niveau. Es folgen 13 Warnzeichen, die zeigen, dass Ihr Unternehmen auf dem Weg ins Unglück sein könnte. - 1. Formalien interessieren mehr als Fakten:
In Gesprächsrunden beziehungsweise bei Feedbacks wird mehr über die Berichtsformate und Gestaltung von Powerpointfolien als über Inhalte diskutiert. - 2. Präsentation vor Performance:
Beim Management punkten eher diejenigen, die (sich) gut präsentieren und weniger diejenigen, die gute Ergebnisse abliefern und sich für Sachlösungen einsetzen. - 3. Recht vor richtig:
Vor (wichtigen) Entscheidung werden erst einmal Rechtsgutachten und Einschätzungen von Unternehmensberatungen und Wirtschaftsprüfern eingeholt. - 4. Optimierungsprogramme erhalten putzige Namen, ...
... welche die tatsächlichen Ziele von Kostenkürzungen und Restrukturierungen verschleiern oder verniedlichen. - 5. Abstimmung vor Durchsetzung:
Ausführlich betrachtet in dem Beitrag: - 6. Extern vor intern:
Die Geschäftsleitung verlässt sich lieber auf Empfehlungen externer Berater als auf die der eigenen Führungskräfte und Mitarbeiter. - 7. Kontrolle von Kreativität:
Die Compliance-Abteilung ist größer als die Produktentwicklung. - 8. Kosten vor Wirkung:
In Ihrem Unternehmen streiten sich Abteilungen, wer welchen Anteil an den Kosten für den Kopierer trägt. - 9. Leitsätze vorgelebter Kultur:
In Ihrem Unternehmen werden Leitsätze für eine Corporate Culture aufgehängt, aber nicht gelebt. - 10. ISO-SIX vor Fähigkeit:
Das Management verspricht sich von formalisierten Guru-Moden wie Six Sigma oder auch ISO-Zertifizierungen, die Kosten und Qualität in den Griff zu bekommen. - 11. Glattbügeln vor Anecken:
Das mittlere Management hält kritische Entwicklungen vom Vorstand fern, weil sie fürchten, beim Überbringen schlechter Nachrichten als schwache Führungskräfte zu gelten und negative Konsequenzen scheuen. - 12. Sprache vor Handeln:
Mit der Gesprächskultur in Meetings lässt sich innerhalb von 3 Minuten ein Bullshit-Bingo gewinnen. - 13. Star vor Core:
Ein vermeintlicher Management-Star wird als "Mr. Wirtschaftswunder" für die Unternehmensspitze angepriesen.
Ziele abstimmen und kommunizieren
Die vereinbarten Ziele müssen auch an die nachgeordnete Hierarchieebene und die Kollegen in den Unternehmensbereichen, mit denen die Beteiligten im Arbeitsalltag kooperieren, kommuniziert werden. Sonst ist kein ("cross-funktionales") Abstimmen der Ziele möglich. Hieran mangelt es in vielen Unternehmen. Dabei ist dieser Prozess extrem wichtig; denn in ihm werden alle Beteiligten sensibler für die Schnittstellen, an denen in der Regel die meisten Konflikte sowie Effizienzverluste entstehen.
Beim Einführen des MbO spielen die Top-Manager eine Schlüsselrolle. Sie müssen das "Führen mit Zielen" promoten. Aber auch nach der Einführung ist ihre aktive Mitarbeit gefragt. Denn ohne ein aktives Vorleben von oben erstarrt das System schnell in einem reinen Formalismus. Dann wird das Vereinbaren der Ziele von den Beteiligten als Zeitverschwendung erlebt, denn
die Führungskräfte sehen hierin kein sinnvolles Instrument der Mitarbeiterführung und
die Mitarbeiter kein Instrument, das ihnen ein effektives (Zusammen-)Arbeiten erleichtert.
Für das neue Führungsverständnis werben
Mit diesem Problem kämpfen viele Unternehmen. Immer wieder stellt man fest: Selbst in Unternehmen, in denen das Top-Management seit Jahren für das MbO wirbt, stehen nicht alle Führungskräfte voll hinter diesem Managementsystem, weil sie ein anderes Führungsverständnis haben. Dieses Manko kann nur behoben werden, indem das Top-Management weiterhin beharrlich hierfür wirbt; außerdem indem das Unternehmen seine Führungskräfte auch nach den Kriterien auswählt, fördert und entwickelt: Welche Kandidaten für qualifizierte Führungspositionen haben das Führungsverständnis, das wir uns in unserer Organisation wünschen, und verhalten sich im Betriebsalltag auch so?
Kontakt und weitere Infos: Reiner Voss ist Geschäftsführer des Trainings- und Beratungsunternehmens Voss+Partner, Hamburg (www.voss-training.de).
Hinweis: Am 15./16. Juni führt Voss+Partner in Hamburg ein offenes Seminar "Situativ führen" durch, in dem auch das Thema "Führen mit Zielen" erörtert wird. (Internet: www.voss-training.de; Tel.: 040/7900 767-0; E-Mail: kundenbetreuung@voss-training.de).