Alle Produkte werden intelligenter
Wie neue Techniken die Geschäftsgrundlage eines Unternehmens umkrempeln können, berichtete Volkswagen-CIO Martin Hofmann. Seiner Einschätzung nach könnte es das Geschäftsmodell von Automobilunternehmen grundlegend verändern, wenn in Zukunft Robotaxis parat stehen, sobald man sie braucht, und der Kunde sie nicht erst rufen muss. "Künstliche Intelligenz in den Produkten wird künftig ein entscheidender Faktor sein", ist sich Hofmann sicher.
Dafür gebe es viele Beispiele. So könnten Algorithmen lernen, wie Städte funktionieren - mit dem Ziel, Verkehrsströme effizienter zu steuern. Auch die Art und Weise, wie Autos entwickelt und gebaut würden, werde sich durch Künstliche Intelligenz nachhaltig ändern. Das zeige bereits heute das Beispiel Audi. Dort soll das Fließbandprinzip durch flexiblere und effizienter arbeitende Fertigungsinseln ersetzt werden, die robotergestützt mit Bauteilen beliefert würden. Aufgabe des Menschen werde dann zunehmend Steuerung und Überwachung sein.
Bots übernehmen immer mehr Aufgaben
Ein anderes Beispiel seien sogenannte Enterprise Bots, kleine Softwareschnipsel, wie Hofmann sie nennt, die mehr und mehr Aufgaben übernehmen könnten, beispielsweise in der Planung, dem Controlling oder im Human-Resources-Bereich (HR). "Die Algorithmen lernen mit und entlasten den Menschen von Routinetätigkeiten wie Buchführung über Krankenstände oder Urlaubstage", sagte der Volkswagen-CIO. Einsatz und Möglichkeiten dieser Bots nähmen zu, so Hofmann. "Die Bots werden Mitarbeiter darin unterstützen, schneller und präziser zu entscheiden. KI analysiert also große Informationensmengen und gibt auf dieser Basis Entscheidungsempfehlungen. Die Entscheidung aber bleibt dem Menschen vorbehalten. Die Bots tun, was der Mensch will", betonte Hofmann. Die Digitalisierung werde Arbeitsaufgaben, Arbeitsweisen und Unternehmensstrukturen verändern, ist er überzeugt. Und das gelte nicht nur für die Autobranche, sondern für einen großen Teil der Wirtschaft.
Roboter machen künftig die Arbeit
Mit den Folgen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt von morgen beschäftigt sich auch der Philosoph Richard David Precht. Was momentan im Zusammenhang mit der Digitalisierung passiere, sei keine vorübergehende Erscheinung, die wieder vorbei gehe. Precht spricht von einer Revolution. "Es wird nichts beim Alten bleiben." Seiner Einschätzung nach werden etliche Jobs in Zukunft wegfallen: 40, 50, 60 und mehr Prozent der Stellen, beispielsweise im Finanzsektor bei Banken und Versicherungen.
Precht sieht darin nicht unbedingt etwas Negatives. "Es ist ja nicht so, dass Arbeit unbedingt immer Spaß macht." Den seit über 300 Jahren verinnerlichten Codex, dass Tugend mit Tüchtigkeit verbunden sei, gelte es über Bord zu werfen. Die Arbeit werde schließlich künftig zum Großteil von Robotern und IT gemacht. In der Folge sei es die Aufgabe unter anderem der Politik, ein strategisches Bild der künftigen Gesellschaft zu zeichnen. Das gelinge heute jedoch kaum. "Die Politik agiert nicht, sie reagiert nur." Sie hinke den Auswirkungen der Digitalisierung hinterher.