Die Zahl der Berufstätigen mit psychischen Belastungen oder gar Erkrankungen steigt; ebenso der Zahl der Burn-out-Fälle. Knapp 100.000 kommen laut AOK-Angaben Jahr für Jahr hinzu. Solche Nachrichten kann man seit Jahren in den Medien hören und lesen. Und regelmäßig streiten Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter darüber, warum zum Beispiel die Krankheitstage aufgrund eines Burn-out-Syndroms in acht Jahren auf das 18-fache gestiegen sind.
Der erhöhte Arbeitsdruck und die gestiegene Arbeitsbelastung in den Betrieben sind schuld, betonen in der Regel die Arbeitnehmervertreter unisono. Und die Vertreter der Arbeitgeber? Sie verkünden meist wie Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt, die Berufstätigkeit sei nie die alleinige Ursache für das Entstehen psychischer Erkrankungen. Und es schade der Sache, wenn die Debatte über psychische Gesundheit "mit verzerrten Darstellungen und unberechtigten Vorwürfen" geführt werde. Die psychischen Störungen hätten nicht zugenommen, sie würden nur häufiger diagnostiziert.
Der jobbedingte Stress hat zugenommen
Wer hat Recht? Was ist die reale Ursache dafür, dass mehr Arbeitnehmer über ihre psychische Belastung klagen? Die veränderte Arbeitswelt spielt hierbei durchaus eine Rolle. Davon ist Stefan Bald, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Dr. Kraus & Partner, Bruchsal, überzeugt: "In den meisten Betrieben geht es heute hektischer als früher zu." Zudem seien viele Beschäftigungsverhältnisse fragiler geworden. Angefangen bei den gering Qualifizierten, die heute vielfach nur noch Minijobs und Jobs bei Zeitarbeitsfirmen finden. Bis hin zu den Hochqualifizierten, die in den ersten Berufsjahren oft nur Zeitverträge erhalten. Auch diese veränderten Rahmenbedingungen erhöhten die psychische Belastung vieler Arbeitnehmer. Das blendeten viele Arbeitgeber gerne aus.
Doch hierin die alleinige Ursache für die gestiegene Belastung zu sehen, "das greift zu kurz", betont Bald. "Unser gesamtes Leben hat sich in den zurückliegenden Jahrzehnten verändert." So werde heute von den Menschen zum Beispiel insgesamt erwartet, mehr Eigenverantwortung zu zeigen und "private Vorsorge" zu betreiben. Wir sollen für unser Alter vorsorgen. Wir sollen uns weiterbilden. Wir sollen auf unsere Gesundheit achten. Und, und, und .... Auch das trägt dazu bei, dass die Belastung steigt. Noch entscheidender ist für Bald aber folgender Punkt: "Die Sozialstrukturen in unserer Gesellschaft haben sich gewandelt."
- Wenn Ihnen beim Gedanken an Ihren Arbeitsplatz schlecht wird.
- Wenn Sie das Gefühl haben, jeden Morgen die Klapsmühle zu betreten.
- Wenn Sie auch im Sommer das Tageslicht nur von Erzählungen kennen.
- Wenn Sie in Ihren Kollegen Gegner oder Feinde sehen.
- Wenn Ihr Chef Überstunden fordert, obwohl Sie schon 50 Stunden pro Woche arbeiten.
- Wenn Ihr Chef Sie bei jedem Gespräch anschreit.
- Wenn Ihr Gehalt Ihrer Leistung nicht angemessen ist.
- Wenn Sie auch nach Feierabend und im Urlaub per Smartphone/Notebook weiterarbeiten.
- Wenn Sie oft beim Arzt sind und er Ihnen rät, doch endlich zu kündigen.
- Wenn Sie ständig von Ihrem Chef und/oder Ihrer Arbeit träumen.
- Wenn Sie ein viel zu geringes Budget für viel zu viele Projekte haben.
- Wenn Ihr Schreibtisch immer voller wird und der Ihrer Kollegen leer bleibt.
- Wenn alle Kollegen, mit denen Sie angefangen haben, inzwischen befördert sind, Sie jedoch nach wie vor bei Ihrem ersten Job festhängen.
- Wenn Ihnen Ihr Chef ständig neue Anweisungen erteilt, aber keinen Wert auf Ihre Meinung legt.
- Wenn Sie sich nicht mehr erinnern können, wann Sie zuletzt eine Mittagspause gemacht haben.
- Wenn Sie schon mehrere Jahre in einer Firma sind, der Firmenchef aber immer noch nicht Ihren Namen kennt.
- Wenn Ihr Privatleben unter Ihrem Beurfsleben leidet.