Vieles kann nur mit Macht entschieden werden
In Vergessenheit geriet in diesem Umfeld häufig, dass Unternehmen keine Großfamilien, sondern Zweckgemeinschaften sind; und jede Entscheidung ein Konfliktpotenzial birgt, weil sie andere Lösungswege verwirft. Mehr noch: Jede unternehmerische Entscheidung beruht auch auf Einschätzungen, die abhängig von der Erfahrung und der Position des Einzelnen im Unternehmen stark divergieren. Deshalb können solche Entscheidungen meist nicht im Konsens, sondern nur mit Macht getroffen und umgesetzt werden. Das haben manche Führungskräfte verdrängt.
In einem von solchen Umfeld wirkt es "autoritär", wenn Führungskräfte Leistung und - sofern nötig - Verhaltensänderungen fordern. Es ist aber nicht autoritär. Denn eine Führungskraft nimmt, indem sie dies tut, nur ihre Aufgabe wahr.
Bewusst werden solche Fehlentwicklungen den Unternehmensführern oft erst, wenn die Erträge sinken. Entsprechend panisch ist dann ihre Reaktion. Initiierten sie zuvor kaum Veränderungen, wollen sie plötzlich über Nacht alles umkrempeln. Wurden zuvor Entscheidungen weitgehend nach dem Konsensprinzip getroffen, wird plötzlich nur noch mit Macht entschieden. Und wurde zuvor bei anstehenden Veränderungen scheinbar endlos an die Vernunft appelliert, so wird plötzlich vor allem das Instrument Zwang genutzt, um die Mitarbeiter zu "motivieren". Die Führungskräfte verfallen also von einem Extrem ins andere. Entsprechend verunsichert sind ihre Untergebenen, und entsprechend massiv sind zumindest ihre verdeckten Widerstände.
Dabei bieten gerade Krisenzeiten ideale Voraussetzungen, um Veränderungsprozesse zu initiieren, denn in ihnen treten die Versäumnisse der Vergangenheit offen zutage. Folglich kann den Mitarbeitern recht einfach vermittelt werden, warum eine Veränderung nötig ist.