E-Tail und Store im Parallellauf
Eine andere Möglichkeit, schnell vor Ort ein gewünschtes Produkt zu erhalten, wird es in Zukunft geben. Bestellt ein Kunde im Online-Shop, hat er die Möglichkeit, anzugeben, dass er es am folgenden Tag in der Münchner Filiale selbst abholt. So sei die Lieferfähigkeit garantiert und natürlich entfallen eventuelle Versandkosten. Kunden, die dieses Angebot nutzen, müssen sich auch nicht in einer Kassenschlange anstellen, sondern ziehen eine Nummer und werden, ähnlich den Abläufen in öffentlichen Verwaltungen, aufgerufen und erhalten ihre Bestellung ausgehändigt. Von Wedemeyer rechnet hier aufgrund der bisherigen Erfahrungen in der Hauptzentrale in Sarstedt bei Hannover mit einem guten Ansturm. In ein bis zwei Wochen sollen die Online-Kunden auch sehen können, welche Waren im Münchner Shop verfügbar sind. Bereits heute informieren große Displays über der Verkaufstheke die Kunden über verschiedene Produkte, die im Online-Shop aktuell im Angebot sind und somit auch im Store zu diesem Preis erhältlich sind.
Die in der näheren Umgebung ansässigen IT- und Elektronikhändlern in der Schillerstraße - von den Münchnern oft auch liebevoll als "Schillicon Valley bezeichnet - sieht der nbb-Chef nicht als direkten Wettbewerb an. Als er seinen Streifzug durch die Nachbarschaft gemacht habe, seien die meisten Läden leer gewesen. "Wir werden mit den angrenzenden Händlern friedlich koexistieren", gibt sich Wedemeyer gelassen.
In Zeiten, in denen viele stationäre Fachhändler aufgrund der immer schlechteren Margensituation ihr Geschäft aufgeben müssen, geht einer der erfolgreichsten deutschen E-Tailer genau diesen Weg. "Wir glauben, dass das unsere Kunden wollen. An unserem Hauptsitz hat in den vergangenen beiden Jahren die Zahl der Selbstabholer erheblich zugenommen, und unsere Unternehmen lebt davon, neue Dinge auszuprobieren - das ist unsere Unternehmenskultur", nennt von Wedemeyer die Gründe für die von manchem Marktteilnehmer vielleicht als mutigen Schritt angesehene Entscheidung. Sollte das Projekt Erfolg haben, sind weitere Standorte in deutschen Metropolen geplant. Hier schwebt dem Unternehmenslenker die nächste Station im Rheinland vor. "Allerdings mit einem etwas anderen Konzept", so Wedemeyer. Dort könnte ein weiterer Lagerstandort mit angeschlossenem Lagerverkauf entstehen. Ein zweites Lager sei sinnvoller als das bestehende zu erweitern.