6 Vorgesetzte, die keiner will

Diese IT-Manager sind einfach schlecht



Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.
Vom "Allwissenden" zum "Überforderten" und zurück: Um einen schlechten IT-Manager zu "zähmen", braucht es strategische Finesse. Wir sagen Ihnen, wie’s geht.

Nicht einmal Gratis-Getränke (nein, auch kein Freibier) sind im Stande, den fahlen Nachgeschmack eines schlechten Führungsstils zu neutralisieren. Wenn Ihr Traum-Entwicklungsprojekt sich gerade jetzt in einen nicht endenwollenden Albtraum verwandelt, unter dem ganz allgemein nur noch gelitten wird - dann könnte es Zeit sein, Ihren Boss zu managen. Bevor er Sie (und ihre Karriere) mit in den Abgrund reißt.

Nicht jeder eignet sich als Führungskraft ...
Nicht jeder eignet sich als Führungskraft ...
Foto: Lane V. Erickson - shutterstock.com

Management-Guru und Autor Peter Drucker drückt es so aus: "Es gibt nur drei Dinge, die in Unternehmen auf natürliche Weise auftreten: Spannungen, Verwirrung und Performance-Mangel. Alles andere braucht eine starke Führung."

Und es gibt jede Menge IT-Spezialisten, die ihre Führungsaufgaben hervorragend erfüllen. Aber es gibt eben auch andere. Und leider kann man sich immer noch nicht aussuchen, unter welcher Führungskraft man gerne arbeiten würde. Verzagen ist allerdings trotzdem der falsche Weg, schließlich sind Sie Ihres eigenen Glückes Schmied und können jederzeit neue Karrierewege einschlagen. Wir werfen einen Blick auf sechs furchtbare Typen von IT-Managern, die Ihnen in ihrem Berufsleben vielleicht schon das ein oder andere Mal begegnet sind. Doch damit nicht genug: Wir sagen Ihnen auch, wie Sie am besten mit diesen Nicht-Führungskräften umgehen sollten.

Der Allwissende

Es gibt Vorgesetzte, die wissen einfach über alles Bescheid. Zu jeder Zeit. Überall. Egal, um was es sich handelt. Abgerundet wird dieses IT-Führungskraft-Paket durch überbordende Sturheit.

"Diese Art von IT-Managern geht immer davon aus, dass sie mehr wissen als ihre Programmierer", sagt Bill Treasurer, CEO von Giant Leap Consulting und Autor von illustren Werken wie "A Leadership Kick in the Ass". "Diese Vorgesetzten sind vermessen und überdominant. Alles muss genau nach ihren Vorstellungen ablaufen, selbst wenn das ein Fehler ist. Es ist zwar nicht unmöglich, auf diese Art von Führungskraft einzuwirken, aber definitiv schwierig. Denn Vernunft liegt diesen Menschen oft fern."

Wenn Sie unter dem Allwissenden arbeiten müssen, werden alle Entscheidungen nach dem Top-Down-Muster getroffen. Weil Sie und Ihr Entwicklerteam mit Vernunft und Argumenten nicht weiterkommen, leiden Ihre Projekte. Noch schlimmer ist unter Umständen aber, dass agile Methoden - also sich selbst managende Teams - in grundlegendem Gegensatz zu diesem Manager-Typen stehen. Wie geht man also am besten mit so einem Sturbeutel um?

Nach Ansicht von Treasurer ist die Sache klar: "Die Softwareentwickler müssten in so einem Fall für sich selbst einstehen, dabei aber eine positive Message transportieren. "Sie müssen seiner Dreistigkeit Ihre eigene entgegensetzen. Solche Chef-Typen respektieren Menschen, die sich genauso aggressiv durchzusetzen wissen wie sie selbst."

Der Schwächliche

In Kontrast dazu kann sich der Schwächliche einfach nicht entscheiden. Kein neues Feature ist unbedeutend genug, um nicht Gegenstand einer ausufernden Debatte zu werden. Und kein Projekt startet ohne eine langwierige aufreibende Diskussion über die nötigen Voraussetzungen. Was wiederum eine Endlos-Schleife von Freigabeprozessen in Gang setzt.

"Das Resultat ist," so Treasurer, "dass Sie auf keine Entscheidung mehr vertrauen können. Insbesondere, wenn der Schwächliche die Meinungen anderer (etwas selbstsicherer auftretender) Führungskräfte hört, können Entscheidungen zurückgenommen oder untergraben werden."

Sich mit dem Schwächlichen auseinanderzusetzen, erfordert allerdings schon etwas mehr Raffinesse, als noch beim Allwissenden. Zwar hilft laut Treasurer auch bei dieser Art von Manager eine ähnliche Vorgehensweise wie bei Allwissenden - allerdings mit einem kleinen, aber feinen Unterschied: "In der Praxis brauchen Sie wahrscheinlich die Unterstützung einer anderen Führungskraft mit mehr Rückgrat. Das wiederum erfordert ein gerüttelt Maß an Diplomatie. Schließlich müssen Sie auch begründen können, warum Sie eine weitere Führungskraft zur Ideenfindung hinzuziehen wollen."

Der Mikromanager

Dieser Typ von IT-Manager verteilt Arbeitsaufträge wie ein Tausendsassa und untergräbt damit nicht nur die Kreativität im Team, sondern auch dessen Zusammenhalt. Wie andere schlechte Chefs dürfte auch der Mikromanager gegen die Prinzipien des agilen Managements Sturm laufen.

"Weil diese Menschen die Kontrolle über jede Kleinigkeit haben wollen, ruinieren sie die Eigenständigkeit eines jeden Teams", meint Patric Palm, CEO von Hansoft. "Wenn diese Vorgesetzten dann auch noch keinerlei Fachwissen mitbringen oder auf irgendwelche Erfolge zurückblicken können, wird alles noch schlimmer. Ein beschädigtes Vertrauensverhältnis zwischen Führungskraft und Team lässt sich zwar reparieren, aber unglücklicherweise gilt das nicht für die Persönlichkeit des Mikromanagers. Er mag das Gefühl, Kontrolle auszuüben und das Sagen zu haben."

Palm ist Verfechter des "Servant Leadership"-Konzepts. Hierbei wird das traditionelle Top-Down-Management auf den Kopf gestellt. Dieser Führungsstil setzt nicht auf Kontrolle und Macht, sondern stellt die Dienstleistung in den Vordergrund und soll das Team ermutigen, eigene Interessen zum Wohle der Gemeinschaft zurückzustellen. Dass ein Mikromanager kein Fan dieses Konzepts ist, dürfte klar sein.

"Wenn dieses Prinzip nicht anwendbar ist, haben Sie ein Problem", so Palm. Und was rät er Betroffenen? "Die beste Option könnte ein neuer Job sein. Wenn Sie ohnehin bereit sind, Ihre Arbeitsstelle aufs Spiel zu setzen, sollten Sie es auf eine direkte Konfrontation mit dem Mikromanager ankommen lassen. Wenn das Team hinter Ihnen steht, und der Vorgesetzte des Vorgesetzten Verständnis hat, gewinnen Sie. Dabei sollten Sie allerdings Wert auf Eleganz legen: Kritisieren Sie präzise und konkret und zeigen Sie sich der Unternehmensvision gegenüber loyal."

Greg Law ist CEO und Mitbegründer des Softwareherstellers Undo. Seiner Ansicht nach brauchen Vorgesetzte - genau wie ihre Mitarbeiter - klar definierte Verantwortlichkeiten. Denn wenn eine Führungskraft ihre eigene Rolle nicht im Griff habe, wirke sich das negativ auf ihr Team aus. "Wenn die Entwickler das brauchen, gibt der IT-Manager die Richtung vor. Aber die besten Vorgesetzten werden ihre Leute dazu ermutigen, sich selbst zu managen. Der Job des Managers besteht dann darin, dafür zu sorgen, dass alle notwendigen Ressourcen bereitstehen und Hindernisse aus dem Weg geräumt werden, damit die Entwickler ihrer Arbeit ungestört und möglichst erfolgreich nachgehen können."

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