Im Jubiläums-Jahr 2012 erzielte Expert ein Umsatzwachstum von ganzen 11 Prozent. Im vergangenen Jahr sah sich nun die gesamte Branche mit einer schwierigen Marktlage konfrontiert. Wie hat sich das Geschäft bei Expert 2013 entwickelt?
Dr. Müller: Es fällt natürlich schwer, nach einem Jubiläumsjahr wie 2012 noch einen draufzusetzen - umso mehr, da das zurückliegende Jahr bei allen Marktteilnehmern von einem Umsatzrückgang im TV-Geschäft geprägt wurde. Deshalb sind wir recht zufrieden damit, dass es uns im Kalenderjahr 2013 gelungen ist, unseren Marktanteil im Vergleich zum Wettbewerb zu halten. In unserem Wirtschaftsjahr 2013/14 liegen wir in der Umsatzentwicklung derzeit kurz vor 100 Prozent des Vorjahreswertes und gehen davon aus, dass wir am Ende bei deutlich über 100 Prozent landen werden. Angesichts der gesamten Branchensituation sind wir mit diesem Ergebnis durchaus zufrieden.
Expert hat allerdings 2013 so stark expandiert wie nie zuvor und insgesamt 37 Flächenmärkte neu eröffnet - 18 davon durch die Übernahme ehemaliger ProMarkt-Standorte. Stellt dieses große Wachstum in einer Zeit stagnierender Umsätze nicht eine große Herausforderung für Ihre Verbundgruppe dar?
Dr. Müller: Wie heißt es so schön: die Guten investieren in schlechten Zeiten. Deshalb gehen wir jetzt voran und tätigen die entsprechenden Investitionen. Dabei geht es uns übrigens nicht nur um den Fachmarktbereich. Bei den kleinen und mittleren Betriebstypen war unser Investment im vergangenen Jahr in Summe gesehen sogar stärker.
"Das Online-Geschäft stellt den Handel vor Herausforderungen"
Würden Sie die stagnierende Marktentwicklung des vergangenen Jahres vor allem auf einmalige, außergewöhnliche Faktoren zurückführen oder sehen Sie hier eher eine strukturelle Entwicklung am Werk?
Dr. Müller: Das muss man differenziert sehen. Zum einen beobachten wir sicherlich eine strukturelle Verschiebung der Umsätze in Richtung Internet. Wenn wir zum Beispiel das TV-Geschäft betrachten, stellen wir fest, dass die Online-Umsätze in den letzten Jahren zulasten der stationären Umsätze ansteigen. Zum anderen gibt es aber auch Bereiche wie die Unterhaltungselektronik, wo das Online-Wachstum wieder aufgehört hat.
Würden Sie sich also auch der in traditionellen Handelskreisen verbreiteten Meinung anschließen, der Online-Handel substituiere nur die Versandhandelsumsätze von Früher und sei daher nicht weiter zu beachten?
Dr. Müller: Das Online-Geschäft hat in unserem Bereich bislang in der Tat erst die Ausmaße des einstigen Versandhandels erreicht. Doch ich würde schon sagen, dass Online darüber hinaus den Handel vor Herausforderungen stellt. Es gibt heute viele Kunden, die wesentlich besser informiert in den Handel gehen. Unsere Gesellschafter sehen sich vor die Aufgabe gestellt, den kontinuierlich wachsenden Kundenansprüchen gerecht zu werden. Dazu kommt noch der allgemeine Wettbewerb durch die Internet-Anbieter.
Hat sich Expert am Rande der diesjährigen Frühjahrstagung deshalb schwerpunktmäßig mit dem Thema "Erlebniswelten am POS" auseinandergesetzt?
Dr. Müller: Es ist schon so, dass wir uns am Point of Sale ein Stück neu erfinden müssen. Denn der POS ist heute nicht mehr ausschließlich das Ladengeschäft: er fängt früher an - in vielen Fällen bereits im Internet - und geht auch nach Kassenschluss weiter, wie etwa bei After-Sale-Services und -Support. Dieser Herausforderung, die im Wesentlichen durch den Begriff Multichannel charakterisiert wird, müssen wir begegnen, indem wir die neuen Kundenanforderungen - von der Homepage-Gestaltung über unsere Positionierung bei den Suchmaschinen bis hin zur Sichtbarkeit der von den Expert-Gesellschaftern angebotenen Leistungen im Netz - in unsere Handelsprozesse integrieren. Wir müssen die Kunden da abholen, wo sie heute unterwegs sind.