Ohne Wandel geht nichts im Unternehmen

Change nervt – aber Stabilität ist eine Illusion



Renate Oettinger war Diplom-Kauffrau Dr. rer. pol. und arbeitete als freiberufliche Autorin, Lektorin und Textchefin in München. Ihre Fachbereiche waren Wirtschaft, Recht und IT. Zu ihren Kunden zählten neben den IDG-Redaktionen CIO, Computerwoche, TecChannel und ChannelPartner auch Siemens, Daimler und HypoVereinsbank sowie die Verlage Campus, Springer und Wolters Kluwer. Am 29. Januar 2021 ist Renate Oettinger verstorben.
Veränderung nervt viele Menschen – weil sie sich nach Stabilität sehnen. Denn diese vermittelt ihnen das Gefühl von Sicherheit. In der von Veränderung geprägten VUCA-Welt können Unternehmen ihren Mitarbeitern die gewünschte Stabilität aber oft nicht bieten. Also braucht die Beziehung Unternehmen-Mitarbeiter ein neues Fundament, sagt Dr. Georg Kraus.

Veränderung ist mein tägliches Brot - als Management- und Unternehmensberater, als Unternehmer, als Hochschuldozent. Ich doziere über Change, ich unterhalte mich über den Wandel, ich finde (mit anderen Personen) Lösungen, um Veränderung zu planen und dann auch stattfinden zu lassen - seit fast 30 Jahren tue ich nichts anderes. Trotzdem sage ich voller Überzeugung: Change nervt!

Vom Thema Change sind Mitarbeiter häufig nicht begeistert.
Vom Thema Change sind Mitarbeiter häufig nicht begeistert.
Foto: patpitchaya - shutterstock.com

Die einzige Konstante heißt Veränderung.

Damit meine ich nicht, dass mich Veränderung nervt. Es wundert mich aber, dass Change oft noch als etwas Besonderes gesehen wird - so als gäbe es einen Normalzustand, in dem sich nichts verändert. Den gibt es nicht. Es gibt nur eine Konstante im Leben: Veränderung.

  1. Menschen verändern sich,

  2. Beziehungen wandeln sich,

  3. Gebäude altern, Dinge gehen kaputt,

  4. etwas wächst, etwas vergeht.

Stabilität ist eine Illusion.

Trotzdem haben die meisten Menschen eine große Sehnsucht nach Stabilität. Sie ist oft so groß, dass wir die Augen zukneifen und unser Leben in zu kleinen Zeitabschnitten betrachten, so dass wir die Veränderung nicht sehen. Deshalb merken wir zum Beispiel nicht, wie

  1. wir älter werden und

  2. unsere Beziehungen an Qualität verlieren (oder gewinnen).

Eine Ursache hierfür ist: In unserem Alltag erfordert es von uns meist wenig Energie, Dinge (scheinbar) stabil zu halten. Verändern hingegen kostet Kraft. Doch reicht das als Begründung oder gar Rechtfertigung für das Festhalten an der Illusion "Stabilität"? Wenn wir ehrlich sind, wissen wir: Wir machen uns etwas vor. Trotzdem....

Wie befreien wir uns aus dem Dilemma, dass wir Menschen

  1. einerseits eine tiefe Sehnsucht nach Stabilität haben, die häufig in Bequemlichkeit mündet, und

  2. andererseits alles im Fluss und Wandel ist?

Diese Frage beschäftigt mich bei meiner Arbeit in und für Unternehmen sehr. Denn offensichtlich hat in unserer Wirtschaft das "Alles ist im Fluss" eine neue Dynamik gewonnen: Die Märkte verändern sich immer schneller, die technologische Entwicklung schreitet immer rascher voran, die Produktlebens- und Change-Zyklen werden stets kürzer, die Strategien haben eine immer kürzere Halbwertszeit, und, und, und....

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