Preise für Standardbildschirme für weit unter 100 Euro lassen Displays zu alltäglichen Zubehörartikeln verkommen, die keine große Aufmerksamkeit verdienen. Dabei kann das Display-Geschäft durchaus lukrativ sein, obwohl die großen Beschaffungswellen vorbei sind, die in der Vergangenheit den Monitormarkt vorangetrieben haben. Mittlerweile sind so gut wie überall die alten Röhrenmonitore durch Flachbildschirme ersetzt. Selbst die 4:3-Klassiker verschwinden nach und nach und werden durch breitere Formate abgelöst.
So liegen die Chancen im Display-Business eher in hochwertigen Geräten oder in lukrativen Nischen. "Nach Masse kommt Klasse", bringt es Sebastian in het Panhuis, Country Product Manager LCD & Projector bei Asus, auf den Punkt. Der Trend gehe eindeutig in Richtung blickwinkelstabiler High-End-Panels mit IPS-, VA- oder PLS-Technologie. "Wir sehen sowohl im B2B- als auch im B2C-Geschäft eine klare Entwicklung der Käuferentscheidung hin zu mehr Bildqualität und Ergonomie, während das Energiesparen weiterhin wichtig bleibt", berichtet Armin Collong, Senior Product Manager bei Eizo.
Bei der Bedeutung von Touch-Technologien scheiden sich die Geister: "Der Markttrend geht hin zu neuartigen Interaktionsformen und innovativen Multi-Touch-Anwendungsszenarien", glaubt Erkan Sekerci, Vertriebsleiter D-A-CH bei Iiyama. Anwender seien mittlerweile durch die Nutzung von Smartphones und Tablets an die Technologie gewöhnt, und erwarten diese auch beim Monitor. "Touchscreen-Monitore bleiben ein exotisches Produkt", meint hingegen Christopher Parker, Product Line Manager Professional Displays bei NEC Display Solutions Europe. Er sieht gerade im Office-Segment ergonomische Ausstattungsmerkmale und Bildschirmdiagonalen ab 22 Zoll aufwärts als maßgebend.
Monitor als zentrale Schnittstelle
Der schwächelnde PC-Absatz und der Einsatz von Notebooks insbesondere bei privaten Anwendern haben die Absatzzahlen von Monitoren in den Keller getrieben. Welche Auswirkungen nun der Boom der Tablet-PCs haben wird, darüber sind sich die Experten noch uneins. "Im B2B-Umfeld ist auch auf lange Sicht ein Tablet bestenfalls eine Ergänzung zum Desktop-Arbeitsplatz", erklärt Frank Sander, Head of Marketing ISP bei LG. Dem stimmt Christoph Dassau, Director Professional Audio Video Group bei Ingram Micro, zu. "Private Nutzer haben hingegen mit Notebooks, Tablets, Smartphones und Smart-TVs viele Alternativen zum stationären Arbeitsplatz mit Monitor", weiß der Ingram-Manager. Es müsse sich eine Entwicklung zu "der Schnittstelle" mit umfassenden Anschluss-, Speicher- und Wiedergabemöglichkeiten vollziehen, damit sich der Formfaktor Monitor behaupten kann.
Hoffnungen setzt die Branche auch in Verbindungsstandards für mobile Geräte wie Mobile High Definition Link (MHL). "Wir werden noch dieses Jahr erste Displays mit MHL ausstatten, die dann eine direkte Übertragung von Video- und Audiodaten von einem Mobilgerät ermöglichen", kündigt Thomas Müller, General Manager bei BenQ, an. Asus-Manager Sebastian in het Panhuis sieht auch gewisse Chancen im Mobile-Trend: "Der Monitor wird zum mobilen Zweit-Display für Tablet oder Notebook, das über eine einzige USB-Verbindung Bild und Strom bezieht", erwartet er. "Die Entwicklung von Cloud-Architekturen und Thin- oder Zero-Client-Konfigurationen wird auch Auswirkungen auf die Funktionalität von Monitoren haben", prognostiziert Christopher Parker von NEC.
Funktion gegen sinkende Margen
Im professionellen Umfeld werden die Trends also weniger durch mobile Geräte beeinflusst. "Im B2B-Segment sind es vor allem Innovationen für verbesserte Ergonomie, höhere Energieeffizienz sowie anspruchsvolle Mehrbildmonitore", fasst Roland Schweyer, Director IT Cluster bei Samsung, zusammen. Er sieht noch ein weiteres Szenario für Desktop-Monitore, nämlich Cloud Clients: "Cloud Clients eigenen sich als vollwertige All-in-One-Lösung sowohl für High Performance Computing in Forschung und Entwicklung als auch für kundennahe Anwendungen, etwa im Finanzsektor", erläutert Schweyer.
Schweyer sieht darin ein Rezept gegen den allgegenwärtigen Preis- und Margenverfall: "Dieser Trend kehrt sich um, sobald Displays einen echten Mehrwert bieten", macht der Samsung-Director Mut. LG-Marketing-Spezialist Sander sieht vor allem im Einsteigerbereich einen weiteren Margenrückgang: "Billiger geht nur im untersten Preis- und Qualitätssegment", erklärt er. LG konzentriere sich daher auf größere und höherwertige Displays, da dort die Preise stabil und die Margen attraktiv seien. "2012 war der Display-Markt verhalten. In diesem Jahr erleben wir einen eher stabilen Markt, sodass sich die Preissituation zu festigen scheint", ergänzt BenQ-Manager Müller. Auch Timo Tübcke, beim Grossisten Siewert & Kau zuständig für den Einkauf von Displays, ist vorsichtig optimistisch: "Der höhere Marktanteil von B2B-Geräten kompensiert den Margenverfall, der im B2C-Markt leider noch immer zu beobachten ist. Prinzipiell können wir jedoch sagen, dass die Durchschnittspreise für Bildausgabegeräte langsam steigen, da immer hochwertigere Geräte mit neuen, innovativen Funktionalitäten verfügbar sind", sagt der Distributionsexperte.
"Grundsätzlich werden es Händler, die sich nur auf die Einstiegsklasse konzentrieren, in Zukunft sicherlich noch schwerer haben, gute Margen zu fahren, als solche, die sich auch mit den Business-Modellen, erklärungsbedürftigen Geräten und Nischenprodukten befassen", prophezeit Erkan Sekerci von Iiyama.