"Reichlich Bargeld im Gepäck"
Ausgangspunkt der Bestechungsaffäre waren die sogenannten "Promotoren" – das sind jene Verkäufer, die in einem abgegrenzten Bereich innerhalb des Media Markts zum Beispiel DSL-Verträge verkaufen. Diese Verkäufer stammen nicht von den Anbietern oder dem Media Markt selbst, sondern von darauf spezialisierten Agenturen, wie es die Agentur Marketing Vision des Angeklagten N. war.
Die Ermittlungen haben ergeben, dass vom Frühjahr 2005 an ausschließlich Promotoren der Agentur von Marketing Vision (oder ihrer Tochtergesellschaften) vom Media Markt mit dem Verkauf von DSL-Verträgen beauftragt worden waren – obwohl die Agentur rund vier Millionen Euro Schulden drückten und andere Angebote günstiger waren.
Die Staatsanwaltschaft will herausgefunden haben, dass Agenturchef Peter N. den Regionalleiter Bruno Herter – eine Urlaubsbekanntschaft – mit etwa 5 Millionen Euro geschmiert haben soll, um an Aufträge in Höhe von insgesamt etwa 65 Millionen Euro zu kommen. Ein Teil des Bestechungsgeldes sei von Herter an den Media-Markt-Deutschland-Chef Michael Rook weitergegeben worden. Sie wollten sich auf diese Weise "eine fortlaufende Einnahmequelle von erheblichem Umfang" verschaffen, erklärt die Staatsanwaltschaft. Einmal im Monat sei N. aus Wetzlar Richtung Ingolstadt zur Zentrale von Media-Saturn aufgebrochen, um Herter zu besuchen – "mit reichlich Bargeld im Gepäck", wie es in einem Artikel der Wirtschaftswoche gestanden war.
Herter und N. sollen mittlerweile umfangreiche Aussagen gemacht und die Vorwürfe im Wesentlichen eingeräumt haben. Die beiden sollen den Deal eingefädelt und Rook zur Rückendeckung mit eingebunden haben. Rook soll aber bisher seine Unschuld beteuern. Ob Rook während des Prozesses aussagen wird, steht noch nicht fest. Sein Anwalt erklärte am ersten Tag, dass Rook erstmal zuhören werde.
Im Falle einer Verurteilung dürften Schadenersatzforderungen auf die Angeklagten zukommen, wie aus Unternehmenskreisen zu hören ist. Parallel dazu hat Media-Saturn seine internen Kontrollen mittlerweile verschärft. Es gibt mittlerweile einen Ombudsmann, an den sich Mitarbeiter wenden können. Zudem wurde das Personal in der Compliance-Abteilung aufgestockt und Mitarbeiter geschult. (tö)
- Auffallen um jeden Preis
<br>Was zahlen Hersteller an Media Markt, damit ihre Produkte und Logos so platziert werden, dass es den Kunden auffällt? Die Zahlen auf den folgenden Bildern stammen von der "Wirtschaftswoche". - Bis zu 60.000 Euro
<br>Bei TV-Geräten der jüngsten Generation zahlen Hersteller bis zu 60.000 Euro dafür, dass Media Markt sie ins Sortiment aufnimmt und ihnen prominente Plätze in den Regalen einräumt. - Bis zu 5.000 Euro
<br>Um an den Wänden die eigenen Logos anbringen zu dürfen, zahlen Unternehmen bis zu 5.000 Euro pro Fläche an den Media Markt. - Bis zu 40.000 Euro
<br>Wer seine Ware auf Palettenplätzen an von Kunden stark frequentierten Durchgängen positionieren will, muss dem Media Markt bis zu 40.000 Euro zahlen. - Bis zu 20.000 Euro
<br>Wenn Trittspuren auf dem Fußboden die Kunden zu einem bestimmten Produkt im Media Markt leiten sollen, ist das den Herstellen bis zu 20.000 Euro wert.