Hilfe für den Ernstfall

Backup und Disaster Recovery im Zusammenspiel

06.05.2013
Von Richard Zinner

Vom Backup-Image zum funktionsfähigen System

Der wahre Wert eines Backups zeigt sich erst im Ernstfall, wenn die Datensicherung zur möglichst schnellen Wiederherstellung eines Servers herangezogen wird. Die Wiedereinspielung der Daten beziehungsweise die Neuaufsetzung der betroffenen Systeme kann auf drei Arten erfolgen:

  • als ein Hardware-unabhängiges Restore

  • durch den Einsatz eines Standby-Servers

  • durch Booten von Systemen direkt vom Backup-Image in einer virtualisierten Umgebung.

Szenario 1: Hardware-unabhängige Wiederherstellung

Praktisch: Hardware-unabhängige Wiederherstellungstechnologien bieten hohe Flexibilität und ein Plus an Sicherheit.
Praktisch: Hardware-unabhängige Wiederherstellungstechnologien bieten hohe Flexibilität und ein Plus an Sicherheit.
Foto: StorageCraft

Die Hardware-unabhängige Wiederherstellung von Daten zeichnet sich durch ein Maximum an Flexibilität aus. Sie ermöglicht es, ein System auf einer anderen Hardware-Plattform als der ursprünglich verwendeten wiederherzustellen. Chipsatz, Hardware-RAID oder eine andere Hypervisor-Struktur spielen keine Rolle. Dadurch eignet sich diese Technologie auch für die Migration von einer Systemplattform zu einer anderen. Außerdem können vorhandene Images auf virtualisierten Systemen wiederhergestellt werden.

Insgesamt sind folgende Kombinationen denkbar:

  • physikalisch zu physikalisch (P2P)

  • physikalisch zu virtuell (P2V)

  • virtuell zu virtuell (V2V)

  • virtuell zu physikalisch (V2P)

Wichtig ist bei einer solchen Hardware-unabhängigen Wiederherstellung die Verfügbarkeit der richtigen Treiber. Recovery-DVDs von guten Backup- und Disaster-Recovery-Lösungen bieten daher eine Wiederherstellungsumgebung (Pre-Execution Environment) mit den Treibern gängiger Hardware-Komponenten wie Chipsatz, RAID-Controller, USB 3.0-Geräten und Netzwerkadaptern. Außerdem unterstützen diese Wiederherstellungsumgebungen auch ältere Hardware für Windows Server 2012, 2008 R2 oder gar Windows Server 2003, falls ein Restore auf ein älteres System nötig wird.

Szenario 2: Virtualisierte Standby-Server

Stets parat: Mit HeadStart Restore kann man einen virtuellen Stand-By-Server automatisch erstellen lassen, womit ein produktiver Server schon vor einem Ausfall komplett als virtuelles System wiederhergestellt und einsatzbereit ist.
Stets parat: Mit HeadStart Restore kann man einen virtuellen Stand-By-Server automatisch erstellen lassen, womit ein produktiver Server schon vor einem Ausfall komplett als virtuelles System wiederhergestellt und einsatzbereit ist.
Foto: StorageCraft

Um die Ausfallzeiten möglichst kurz zu halten, ist es insbesondere bei Servern mit mehreren Terabyte an Daten ratsam, einen Standby-Server zu konfigurieren. Solche Standby-Server sind wesentlich günstiger als Server-Clustering-Lösungen, die zudem auf spezieller Hard- und Software aufbauen.

Ein virtualisierter Standby-Server - was beispielsweise die Headstart-Restore-Technologie realisiert - konfiguriert den Produktionsserver so, dass er in regelmäßigen Abständen inkrementelle Backups erstellt. Diese Images lassen sich dann in Virtual Machines mit den gängigen Formaten VMDK (Virtual Machine Disk) oder VHD (Virtual Hard Disk) überspielen. Fällt der Produktionsserver aus, lassen sich diese Images innerhalb weniger Minuten wiederherstellen.

Mithilfe solcher "virtuellen" Standby-Server können die Risiken durch Hardware-Ausfälle auf ein Minimum reduziert werden. Das gilt sowohl für Fehlfunktionen von Server-Systemen als auch der daran angeschlossenen Disk-Arrays.

Szenario 3: Virtualisierung

Eine besonders schnelle Wiederherstellung einer Systemumgebung direkt und ohne zeitaufwändige Umwege ist eine Hardware-unabhängige Realisierung einer Wiederherstellung direkt in einer virtualisierten Umgebung. Mit einem solchen VirtualBoot ist es möglich, vorhandene Backup-Dateien temporär in einem virtualisierten Zustand wiederherzustellen. Dabei wird das einfach zu konfigurierende und kostenfreie Oracle VM VirtualBox als Virtualisierungsplattform genutzt.

Der ausgefallene Server lässt sich dann innerhalb von wenigen Minuten als virtuelle Maschine starten und kann seine Arbeit wieder aufnehmen. In der Zwischenzeit lässt sich der physische Server neu einrichten. Physische Standby-Server müssen nun nicht mehr vorgehalten werden. Während der virtualisierte Ersatz-Server in Aktion ist, werden von den entsprechenden Daten weiterhin inkrementelle Sicherungen hergestellt. So lässt sich die komplette Backup-Kette zu einem beliebigen Zeitpunkt auf das neue oder reparierte System über den klassischen Bare-Metal-Restore zurückspielen, selbst während auf dem VirtualBoot-Ersatzsystem gearbeitet wird. In der Praxis bedeutet dies eine minimale Downtime, selbst bei größeren Migrations- oder Wiederherstellungsvorgängen von großen Datenmengen.

Die Technik kann auch dazu verwendet werden, um Desktop-Rechner oder die entsprechende Systemumgebung in Form einer Virtual Machine auf einer anderen Hardware bereitzustellen. Mitarbeiter, deren Client-System nicht mehr funktioniert, haben somit nach kurzer Zeit Zugriff auf ihre gewohnte Systemumgebung und die entsprechenden Daten.

Backup-Images replizieren und optimieren

Ein wichtiger Baustein eines umfassenden Disaster Recovery und Business Continuity Sicherheitsplans ist eine Software-Komponente, mit der sich Backup-Images verwalten und replizieren lassen. Ein "Image Manager" sollte die Speicherung von Images auf lokalen Speichermedien oder Storage-Ressourcen in einem LAN, an entfernten Standorten oder in einer Cloud-Umgebung unterstützen. Dies kann eine Private Cloud im Unternehmensnetz sein, oder auch eine Cloud-Umgebung, die ein Service Provider bereitstellt.

Hilfreich ist eine Funktion, mit der sich festlegen lässt, welche Daten vor Ort und welche an einem anderen Standort abgelegt werden. Zudem sollte die Software die Option bieten, Backup-Dateien auf ihre Integrität zu überprüfen und diese zu konsolidieren. Wünschenswert sind auch Funktionen, mit denen sich der Bandbreitenbedarf beim Sichern über Weitverkehrsverbindungen steuern lässt und die den Speicherbedarf reduzieren, etwa indem ungenutzter Platz in Backup-Dateien eliminiert wird.

Fazit

Backup und Disaster Recovery sind kein Hexenwerk. Mit einer effektiven Lösung lassen sich optimale Datensicherheit einerseits und Performance des Netzwerks andererseits durchaus vereinbaren. Zudem realisieren entsprechende Technologien Wiederherstellungszeiten von wenigen Minuten.

Auch Cloud-Lösungen bieten eine sinnvolle Alternative und garantieren ein hohes Maß an Sicherheit, wenn eine Offsite-Speicherung ein lokales Backup zusätzlich sichert. Wichtig ist aber immer auch die kontinuierliche Überprüfung der Sicherungen. Denn nur konsistente und auslesbare Backups sind im Ernstfall eine Hilfe.

(Dieser Artikel wurde von der CP-Schwesterpublikation TecChannel übernommen / rb)

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