Mit AR sicher durch den Kabelbaum navigieren
Auch wenn man auf der Veranstaltung einen starken Fokus auf Szenarien rund um die Themenfelder Training und (Fern)-Wartung erkennen konnte, wurden auch eine Reihe anderer Anwendungsfälle demonstriert. So beschrieb ein Vertreter von Boeing, wie Montagearbeiter mit Hilfe von Augmented Reality bei der hochkomplexen Verkabelung von Flugzeugrümpfen den Überblick behalten. Das e-Health-Startup Proximie wiederum führte vor, wie die gleichnamige AR-Plattform Ärzte in Krisengebieten oder Schwellenländern bei Operationen durch die Überlagerung von digitalen Bildern und anderen Visualisierungs-Tools unterstützen kann.
Auch in der Finanzindustrie lässt sich Augmented Reality sinnvoll einsetzen, wie der Finanzsoftwareentwickler Devexperts mit "Devexa" demonstriert: Die AR-Lösung stellt Tradern und Finanzanalysten eine dynamische interaktive Benutzeroberfläche zur Verfügung, über die sie gemeinsam mit Partnern oder Kunden mit holografischen Diagrammen arbeiten und Märkte analysieren können - unabhängig davon, wo sie sich aktuell befinden. Neben dem AR-Interface enthält Devexa zur Bedienung einen digitalen Assistenten, mit dem sie in natürlicher Sprache kommunizieren können, um Suchanfragen zu starten oder Berechnungen vorzunehmen.
Im Ausstellungsbereich präsentierten Insider Navigation und Visualix, wie man mit Hilfe von Augmented Reality Nutzern in geschlossenen Räumen den Weg zeigt oder Informationen an bestimmten Plätzen positioniert. Neben der Indoor Navigation (von Insider Navigation z.B. am Flughafen Heathrow umgesetzt) gibt es dafür verschiedene Anwendungsszenarien, wie das Asset Tracking oder die Einblendung digitaler Informationen an der passenden Stelle, beispielsweise aus dem SAP-System. Die Orientierung geschieht bei den Wienern über spezielle Marker, während das Berliner Startup Visualix Unternehmen dabei hilft, ihre Lagerhäuser, Fertigungshallen oder Läden zu scannen und auf Basis der Bilder eine 3D-Karte zu erstellen. In dieser können sie dann spezielle Artikel tracken oder über ein Content-Management-System AR-Inhalte im Raum verankern.
AR-Support wird Mainstream
Manchmal sind es aber die kleinen AR-Lösungen, die den größten Effekt hervorrufen und noch dazu sehr schnell nutzbar sind. Nein, die Rede ist hier nicht von Pokemon Go, obwohl das Smartphone-Spiel - trotz zunächst schlechter Umsetzung - stark zum Bekanntheitsgrad von AR beigetragen hat. Vielmehr gab PTC auf der AWE Europe nun die weltweite Verfügbarkeit der AR-App Vuforia Chalk bekannt. Die kostenlosen iOS-Anwendung erlaubt es Personen an unterschiedlichen Orten, eine Live-Ansicht derselben Umgebung zu teilen und einfache Anmerkungen, sogenannte Chalk Marks, zu zeichnen. Diese Chalk Marks können an Objekten und Oberflächen in der Umgebung verankert werden, als wären sie direkt auf die Objekte und Oberflächen gezeichnet worden.
Eine ähnliche Idee verfolgt der Fernwartungsspezialist TeamViewer. Mit der App Pilot integriert der Göttinger Anbieter Augmented-Reality-Funktionen in seine Lösung für Fernwartung und Online-Meetings, TeamViewer 14. Über die Lösung können Anwender per Kamera-Fernzugriff quasi mit den Augen anderer sehen und diese mit AR-Annotationen interaktiv durch komplexe Prozesse, Umgebungen und Operationen zu führen. Wie bei TeamViewer üblich, ist das Pilot-Tool für den privaten Gebrauch kostenlos, beim Einsatz im professionellen Support muss eine Lizenz erworben werden.