Neue Arbeitsräume als Anlass und Hebel nutzen
Ein Um- oder Neubau kann also aus Change-Sicht ein Glücksfall für die Entwicklung neuer Arbeitsformen und eines neuen Mindsets sein:
Altes oder Tradiertes wird sichtbar aufgebrochen,
Mitarbeiter sind tatsächlich physisch in Bewegung und
Neues wird leichter möglich.
Dabei sind Veränderungen der Arbeitsweisen, die sich aus der sogenannten digitalen Transformation ergeben, besonders erfolgskritisch, denn die Durchdringung der Arbeitswelt mit Daten und klugen Maschinen birgt eine Paradoxie: Der Mensch wird an vielen Stellen unwichtiger und ersetzbar; an anderen hingegen steigt seine Bedeutung - nämlich überall dort, wo er für die Kopplung sorgt, immer dann wenn es zur Mensch-Maschine-Interaktion kommt. Hier, an diesen Schwellen entscheidet sich, wie wirksam und gewinnbringend die Mensch-Maschinen-Kooperation für ein Unternehmen tatsächlich ist.
Ähnliches gilt, wenn es um das Bewältigen der höheren Komplexität im Wirtschaftsleben geht. Lernende Maschinen werden künftig immer mehr Aufgaben übernehmen; für uns Menschen bleiben die besonders kniffligen übrig,
die schwer zu entscheiden sind,
bei denen es noch keine belastbaren Erfahrungen gibt und
wo wir uns auf unsere Intuition verlassen müssen.
Dafür braucht es Mitarbeiter, die bereit und fähig sind, solche Entscheidungen mutig zu treffen.
Attraktives Ziel: sinnerfüllte Arbeit, höhere Wirksamkeit
Keinesfalls müssen diese Mitarbeiter erst erfunden werden. Die große Resonanz, die solche Schlagworte wie "Agilität", "New Work" oder "Reinventing Organizations" finden, zeigt: Viele Menschen sind auf der Suche nach einer sinnerfüllten, wirksamen Arbeit, die sich an anderen Parametern orientiert als den internen Prozessen komplizierter Organisationsgefüge. Genau diese Mitarbeiter brauchen Unternehmen künftig: "Happy working people" sind kein Selbstzweck, sondern immer häufiger eine zentrale Bedingung für unternehmerischen Erfolg.
Für diese intrinsisch motivierten Personen, die Treiber der Veränderung, kann das Gestalten neuer Arbeitsräume ebenso ein Vehikel zur Veränderung sein wie für jene, die sich an die geänderten Bedingungen erst gewöhnen müssen - zum Beispiel, weil sie sich schwer tun mit den neuen Anforderungen. Denn Um- und Neubauten bieten die Chance zur Mobilisierung vieler Mitarbeiter und zum bewussten Gestalten neuer Arbeitswelten - auch in etablierten Unternehmen. Die angestrebten neuen Arbeitsumgebungen können helfen, den lähmenden "Klebstoff" aus dem trägen Apparaten zu entfernen - sofern die Unternehmen den Anlass "Wir ziehen um" oder "... gestalten die Arbeitsumgebung neu" aktiv für ein Cultural Change Projekt nutzen. (OE)
Katharina Klink arbeitet als Beraterin für die Unternehmensberatung Dr. Kraus & Partner, Bruchsal (www.kraus-und-partner.de). Sie ist Expertin für Change Management (MBA). Sie berät unter anderem Unternehmen bei der Gestaltung neuer Arbeitswelten. Sie entwickelt mit ihnen auf der Basis einer profunden Analyse Raumkonzepte und begleitet deren Realisierung.