Selbstbewusst, anspruchsvoll und gelassen blicken angehende Informatiker ihrem Berufseinstieg entgegen. Ihr Traumarbeitgeber ist wie in den Vorjahren Google. Die Kalifornier bauten mit knapp 28 Prozent der Nennungen ihren Vorsprung auf die zweitplatzierte SAP AG weiter aus: Das Walldorfer Softwarehaus nannten 9,8 Prozent der Befragten als ihre erste Wahl. Dichtauf folgen mit 8,8 Prozent die BMW Group, der Ingolstädter Autobauer Audi landete nur knapp dahinter.
Interessant wird es bei den Aufsteigern. ZF Friedrichshafen erzielte seine beste Platzierung als IT-Arbeitgeber. Unter Maschinenbauingenieuren zählt das Traditionsunternehmen vom Bodensee schon länger zu den begehrten Adressen. Inzwischen zieht es auch Informatiker dorthin. Mit Kuka aus Augsburg konnte sich ein weiterer Maschinenbauer verbessern, von Platz 78 auf 53. Mit seinen Industrierobotern verknüpfen viele das Thema Industrie 4.0, und der Konzern bringt sich als IT-Arbeitgeber bei den Absolventen immer besser ins Gespräch. Samsung schaffte es als Neueinsteiger gleich auf Platz 20.
- Die Traumarbeitgeber des IT-Nachwuchses...
...sind IT-Firmen, Forschungsinstitutionen, Autokonzerne oder Internet-Firmen. Die Berliner Marktforscher von Trendence haben mehr als 6.100 Informatikstudenten aus ganz Deutschland befragt, wo sie gern arbeiten möchten. Hier sind die Top 20 - Platz 20: Samsung
Das Flaggschiff des Mischkonzerns Samsung, Samsung Electronics, ist der größte Fernsehgeräte und Handyhersteller der Welt. Samsung schafft es dieses Jahr zum ersten Mal in das Ranking der Top-Arbeitgeber und steigt direkt auf Platz 20 ein. - Platz 19: Nvidia
Als einer der größten Entwickler für Grafikprozessoren und Chipsätzen für PCs und Spielekonsolen verbessert sich Nvidia im Vergleich zu letzten Jahr um 5 Plätze von Platz 24 auf Platz 19. Hier im Bild der Quad-Core-CPU Tegra 3 von Nvidia. - Platz 16: Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik (BSI)
Letztes Jahr landete das BSI noch auf Platz 22, dieses Jahr macht es sechs Plätze gut und belegt so Platz 16. - Platz 15: Volkswagen AG
Die deutschen Autohersteller sind unter den Informatikabsolventen besonders beliebt. Unter den Top 20 befinden sich gleich fünf davon. VW belegt Platz 15. Im Bild: VW Tiguan Cityscape. - Platz 14: Crytek
Das deutsche Spielentwicklungsunternehmen mit Hauptsitz in Frankfurt am Main verlor etwas an Boden und muss 2015 im Vergleich zum Vorjahr drei Plätze einbüßen. - Platz 12: Fraunhofer-Gesellschaft
Die Forschung ist für den IT-Nachwuchs eine durchaus interessante Perspektive. Daher ist die Fraunhofer-Gesellschaft als größte Organisation für Forschungs- und Entwicklungsdienstleistungen Europas auf Platz 12 der besonders attraktiven Arbeitgeber. - Platz 12: Daimler / Mercedes Benz
Als nächster Autohersteller in diesem Ranking hat sich Daimler im Vergleich zu letztem Jahr um zwei Plätze verbessert. Auf dem Bild sehen Sie den Mercedes-Benz F 015 Luxury in Motion. - Platz 10: Porsche AG
Die VW-Tochter Porsche arbeitet sich seit Jahren immer weiter an die Spitze des Absolventenbarometers und hat wieder drei Plätze gutgemacht. Prozentual entspricht das jedoch nur 0,1 Prozentpunkten mehr. Hier zu sehen: Porsche Panamera. - Platz 10: Bosch Gruppe
Unter die Top 10 der besonders attraktiven Arbeitgeber schafft es dieses Jahr die Bosch Gruppe. Im Jahr 2014 landete das Unternehmen noch auf Platz 15. Gut fünf Prozent der Absolventen halten die Bosch Gruppe für einen Top Arbeitgeber. - Platz 8: IBM
Vom Platz 2 im Jahr 2011 bis auf Platz 8 im Jahr 2015 rutscht das IT- Und Beratungsunternehmen aus dem USA immer weiter ab im Absolventenbarometer. - Platz 7: Microsoft
Auch der Software- und Hardwarehersteller Microsoft muss vier Plätze und knapp zwei Prozent der Befragten einbüßen. - Platz 5: Blizzard Entertainment
Der für die Entwicklung der Spieleserien Warcraft, StarCraft und Diablo bekannte Computerspielentwickler verbessert seine Position um zwei Plätze im Vergleich zum letzten Jahr. - Platz 4: Audi AG
Der vierte der fünf Automobilhersteller in diesem Ranking ist Audi auf Platz 4. Das Ingolstädter Unternehmen wird bei den Informatikabsolventen, aber auch in anderen Fachrichtungen immer beliebter. - Platz 3: BMW Group
Der am höchsten platzierte Autobauer im IT-Absolventenbarometer ist BMW. Mit einer Produktpalette, die BMW, Mini und Rolls-Royce umfasst, ist das Unternehmen einer der attraktivsten Arbeitgeber für Informatikstudenten. Hier zu sehen, der BMW M 3 F80. - Platz 2: SAP
Auch auf Platz 2 hat sich im Vergleich zum Vorjahr nichts verändert. Knapp zehn Prozent der Informatikstudenten würden sich am ehesten bei dem weltweit viertgrößten Softwarehersteller bewerben.
Überbewertete Bewertungsportale
Doch all diese Aufstiege reichen nicht, um Platzhirsch Google vom Podest zu schubsen. Der kometenhafte Aufstieg begann 2007 mit dem zweiten Platz, ein Jahr später schaffte es Google auf den ersten Platz und baut seither seine Spitzenposition kontinuierlich aus. Für Arbeitgeber lohnt sich ein Blick in das Zahlenwerk der Meinungsforscher, denn Trendence fragte nach, worauf Absolventen bei der Jobwahl achten. Und da schlägt die Stunde von Arbeitgebern, die mit den Themen Unternehmenskultur und Arbeitsbedingungen punkten.
Attraktive Arbeitsaufgaben, Wertschätzung der Mitarbeiter, guter Führungsstil sowie persönliche Entwicklung zählen zu den wichtigsten Auswahlkriterien der Absolventen. "Zwei Drittel würden einen Job ausschlagen, wenn die Unternehmenskultur des Arbeitgebers nicht zu ihnen passt", erläutert Jörn Klick von Trendence in Berlin. Immerhin würden genauso viele Interessenten Abstriche beim Gehalt hinnehmen, wenn die Aufgaben herausfordernd sind und die Unternehmenskultur zu ihnen passt.
Dem für Außenstehende schwer einschätzbaren Konstrukt "Unternehmenskultur" messen angehende Informatiker einen hohen Stellenwert bei. Doch wie beurteilen sie, ob ihnen die Arbeitsatmosphäre gefällt und der persönliche Umgang mit den Mitarbeitern respektvoll ist? "Viele sammeln Erfahrungen über Praktika, sprechen mit Mitarbeitern auf Messen und erkundigen sich bei Freunden und Familienangehörigen", erklärt Klick. Auch die Website des Unternehmens, Karriereportale und Social-Media-Kanäle offerieren Einblicke, besonders glaubwürdig bleiben aber die eigenen Erfahrungen und die Informationen aus dem persönlichen Umfeld. Den Einfluss von Bewertungsplattformen schätzt Klick dagegen als zu vernachlässigende Größe ein.
Nach wie vor verlassen zu wenige Informatiker die Hochschulen, Unternehmen klagen, dass sie hohe Gehälter zahlen müssen, um überhaupt Nachwuchskräfte zu finden. Natürlich kennen die Absolventen dieses Missverhältnis. Viele finden ohne große Anstrengung einen Job, Gehaltsunterschiede zwischen Bachelor- und Master-Absolventen gibt es kaum. Auch die Studie unterscheidet nicht zwischen den Studienabschlüssen.
Berufsanfänger gehen davon aus, dass sie bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 41 Stunden 46.200 Euro im Jahr verdienen. Die sogenannten High Potentials, die zu den besten 25 Prozent eines Jahrgangs zählen, ein Auslandsstudium oder Auslandspraktika mitbringen sowie Berufserfahrung im Inland gesammelt haben und sich darüber hinaus sozial engagieren, zeigen sich ehrgeiziger. Sie wären bereit, eine 43-Stunden-Woche auf sich zu nehmen, erwarten allerdings 51.000 Euro am Jahresende.
Auch Bachelors sind sehr selbstbewusst
Jörn Klick überraschen diese Zahlen keineswegs, denn der Trend zu mehr Freizeit und höheren Gehaltsforderungen zeigt sich schon länger: "Junge Arbeitnehmer wollen weniger arbeiten und mehr Zeit mit Familie und Freunden verbringen." Entsprechende Gehaltsforderungen kommen auch von angehenden Bachelor-Absolventen. Ob die künftigen Arbeitgeber wirklich so tief in die Tasche greifen wollen und ob sie sich ihre bisherige Gehaltsstruktur durcheinanderwirbeln lassen, das sieht in jeder Firma anders aus. Doch vielen Unternehmen bleibt wenig Spielraum, wenn sie junge Fachkräfte suchen.
Siemens ist bei Frauen beliebter
Microsoft rangierte in den Vorjahren in der Gunst der Absolventen weit vorne auf Platz vier, in diesem Jahr stuften die IT-Absolventen das Unternehmen auf Rang sieben zurück. "Das ist durchaus gewollt, denn Microsoft hat seinen Recruiting-Schwerpunkt verlagert und sucht verstärkt Wirtschaftswissenschaftler für den Vertrieb, und das sehr erfolgreich", weiß Klick.
Auch renommierte Forschungseinrichtungen wie die Fraunhofer-Gesellschaft (Platz 12) und die Max-Planck-Gesellschaft (Rang 32) verloren in der Gunst der Bewerber. Beunruhigend finden das die Forschungsinstitute keineswegs, denn für die Grundlagenforschung bewerben sich nach wie vor genügend Informatiker. Beliebter war das Fraunhofer-Institut bei den High Potentials. Auch in der Wertschätzung dieser Gruppe liegt zwar Google mit knapp 31 Prozent uneinholbar vorne, doch die Fraunhofer-Gesellschaft schafft es hier auf Rang sieben.
Frauen und Männer präferieren keineswegs die gleichen Arbeitgeber. Streben die Männer zu Google, SAP, Audi, Blizzard Entertainment, BMW und Microsoft, so bevorzugen ihre Kommilitoninnen zwar ebenfalls Google, doch nur mit knapp halb so vielen Stimmen, darauf folgen BMW, SAP und Siemens.
- Frisch von der Uni, keine Ahnung vom Gehalt
Die Managementberatung Kienbaum hat in der Studie "Absolventenvergütung 2014" 656 Unternehmen befragt, wie viel Gehalt sie ihren Berufsanfängern zahlen. Wenn es nach dem Studiengang geht, ist recht eindeutig, was man studieren sollte: - Junge Juristen verdienen ...
- als Einstiegsgehalt im Jahr.
Natürlich gibt es hier noch Luft nach oben und nach unten. Wer in einem Unternehmen in der Rechtsabteilung arbeitet, verdient im Schnitt 48 800 Euro Einstiegsgehalt. - Naturwissenschaftler haben am Jahresende ...
- ... eingeheimst - und das in ihrem ersten Berufsjahr.
- Ein Ingenieur kommt auf ...
- ... Einstiegsgehalt, frisch von der Uni.
Wer dann in die Forschungs- und Entwicklungsabteilung geht, kann dort mit 46 000 Euro im ersten Jahr rechnen. Dasselbe bekommen dort natürlich auch andere Studiengänge, wie etwa junge ITler. - Ein junger Informatiker verdient ...
- ... in IT-Abteilungen von Anwenderunternehmen.
Damit gehören Informatiker zu den Absolventen, die von Anfang an überdurchschnittlich bezahlt werden. - Absolventen in Kunst und Design kommen nur auf ...
- ... im Jahr als Einstiegsgehalt.
Damit stehen Kunst-und Designstudenten auf der Gehaltsliste ganz unten. Nicht nur die Studienrichtung, auch der akademische Grad wirken sich auf das Gehalt aus. - So ein Doktortitel lohnt sich einfach:
Unternehmen mögen Absolventen mit einem höheren akademischen Abschluss und honorieren die Arbeit. - ... verdient, wer promoviert hat im ersten Jahr des Berufslebens.
- Bachelor-Absolventen liegen da weit zurück:
- ... machen sie in ihrem ersten Jahr.
Dafür sind die Bachelor-Absolventen viel jünger als ihre promovierten Kollegen - nur nicht neidisch werden! - Wer wegen eines Master-Abschlusses länger büffelt, hat's gut:
- ... kassieren Absolventen mit Master.
Damit verdienen sie aber nur unwesentlich mehr als ihre Bachelor-Kollegen. Ob sich der Master also finanziell lohnt, muss letztlich jeder selbst wissen. Wer seine Fachrichtung schon gefunden hat, aber noch nicht weiß, in welche Richtung er später beruflich gehen will, für den hat die Kienbaum-Studie auch ein paar Zahlen parat. - Wo arbeitet es sich lukrativsten?
Die Branche kann, unabhängig vom Abschluss selbst, entscheidend sein für das Einstiegsgehalt. - In der Beratung lässt sich am meisten abgreifen:
- ... winken als Einstiegsgehalt.
Oft haben Berater Jura oder Wirtschaftswissenschaften studiert - aber auch als Informatiker oder gar Germanist kann man dort unterkommen. - Auch Wirtschaftsprüfer können nicht meckern.
- ... gibt es für die harte Arbeit allein im ersten Jahr.
- Wer im Handel tätig ist, verdient schlecht:
- ... bekommt ein Absolvent im Schnitt als Einstiegsgehalt.
Ein Informatiker oder Wirtschaftswissenschaftler sollte sich also genau überlegen, ob er im Handel tätig sein will - finanziell ist das Einstiegsgehalt überschaubar. - Die Kreativen in der Medienbranche haben am Jahresende ...
- ... verdient als Einstiegsgehalt und arbeiten in der am schlechtesten zahlenden Branche.
Eine dritte Entscheidungshilfe gibt die Kienbaum-Studie außerdem: Wer als Einstiegsgehalt zu wenig bekommt, kann ja immer noch auswandern. Zum Beispiel.... - ... in die Schweiz?
- ... gibt es im ersten Jahr nach Abschlusszu verdienen.
Allerdings sind auch die Lebenshaltungskosten deutlich höher - insofern nivelliert sich der Gehaltsvorteil schon wieder. - Solange man nicht nach Österreich geht. Nur.
- ... gibt es im Nachbarland im Schnitt.
Gehaltstechnisch sind Jungakademiker dort also nicht sonderlich gut bedient. Das wäre aber auch der einzige Grund, dort nicht hinzuziehen.