Algorithmus für höhere Handelsmargen

Wer wie die Synaxon AG eine Umsatzsteigerung von 31,5 Prozent meldet, hat eigentlich allen Grund, mit dem zurückliegenden Geschäftsjahr zufrieden zu sein. Dafür, dass die Verbundgruppe nun dennoch leichte Kursänderungen ankündigt, ist vor allem die Schwäche der im Endkundengeschäft angesiedelten Vertriebsmarken verantwortlich.

So lässt sich das Umsatzwachstum der Synaxon AG in erster Linie auf zunehmende Erfolge im Online-Geschäft zurückführen. Die Kooperationen Microtrend, iTeam und Akcent gaben 2012 beim Umsatz dagegen um rund ein Prozent nach, und bei der Franchisegruppe wurde sogar ein Rückgang von neun Prozent registriert.

Das schwierige Marktumfeld im Endkundenhandel wirkte sich auch auf die Entwicklung der Partnerzahlen aus: PC-Spezialist verlor im vergangenen Jahr fünf Mitglieder (- 5 Prozent) und bei Microtrend ging die Anzahl der Partner um 56 zurück (- 4 Prozent).

Aufgrund der Entwicklung in den vergangenen Jahren steht derzeit vor allem Microtrend im Mittelpunkt des Interesses von Synaxon-Vorstand Frank Roebers: "Microtrend hat in den vergangenen zwei Jahren fast 200 Partner verloren", bilanziert der Kooperations-Chef. Mehr als die Hälfte davon sei entweder aus dem Markt ausgeschieden oder habe sein Geschäftsmodell so geändert, dass der Einkauf keine wichtige Rolle mehr spiele.

Genau diese Funktion steht bei der Verbundgruppe aber im Mittelpunkt: "Die große Klammer bei Microtrend lautet: besser einkaufen", erklärt Roebers. Zu den Mitgliedern der Verbundgruppe gehörten kleine IT-Dienstleister und Systemhäuser sowie Fachhändler, von denen rund 200 auch unter dem Markennamen Microtrend agierten.

Eine wesentliche Rolle für die Mitgliedschaft in der Kooperation spiele dabei die von der Synaxon betriebene elektronische Einkaufsplattform EGIS. Das mehr als 160 Lieferanten und rund 670.000 Artikel umfassende System ermögliche den angeschlossenen Händlern nicht nur eine massive Zeitersparnis beim Einkauf, sondern biete auch praktische Bestellfunktionen, eine Vielzahl von Schnittstellen sowie komfortable Geschäftsbedingungen.

Technisch komplexe Lösung

Da die Synaxon AG auch sonst konsequent auf die Vorteile elektronischer Systeme setzt, überrascht es nicht, dass Roebers nun ausgerechnet mit einer Weiterentwicklung der EGIS-Plattform die Attraktivität der Verbundgruppe erhöhen will – und zwar vor allem für das Microtrend-Umfeld. Bei der Innovation handelt es sich um einen Online-Warenkorboptimierer.

Was zunächst etwas unspektakulär klingt, entwickelt bei genauerem Hinschauen eine beträchtliche Wirkung: "Wenn die Partner mit der Zusammenstellung ihres Warenkorbs fertig sind, müssen sie nur auf den ‚Optimieren‘-Button klicken und schon wird automatisch ermittelt, bei welchem Lieferanten welche Bestellposition aufgegeben werden muss, um den größten Vorteil zu erreichen", erklärt Roebers. "In den zwei Monaten seit dem Start der Funktion haben wir bereits rund 16.000 Optimierungen vorgenommen und dabei in der Mitte eine Ersparnis von 1,3 Prozent erzielt – bei einer durchschnittlichen Handelsmarge von drei bis fünf Prozent ist das eine beträchtliche Verbesserung."

"Eine gewaltige Herausforderung"

Angesichts der großen Menge der in EGIS vertreten Lieferanten mit ihren jeweils unterschiedlichen Preisen, Skontoregelungen und Frachtgebühren sei es eine gewaltige Herausforderung gewesen, eine technische Lösung für den Warenkorboptimierer zu finden. Bei der Entwicklung des zugrundeliegenden Algorithmus habe die Synaxon AG mit der Uni Bielefeld zusammengearbeitet.

Verbundgruppen-Chef Roebers ist optimistisch, dass sich der Aufwand gelohnt hat: "Bereits in den ersten zwei Monaten haben rund 1.000 Partner den Warenkorboptimierer genutzt." Dass die Synaxon mit der EGIS-Weiterentwicklung ihrem Image treu bleibt, auf "nerdige" Plattformlösungen zu setzen, stört Roebers nicht: "Die Transaktionenzahl bei EGIS ist so hoch, dass man zwangsläufig bei einer web- und algorithmusbasierten Lösung landet." Außerdem würden auch andere Synaxon-Plattformen wie etwa das Partner-Netzwerk Synmarket gut angenommen und lieferten den Verbundgruppenmitgliedern mit Schulungen, Austauschmöglichkeiten und der Vermittlung von Partner-zu-Partner-Geschäften handfeste Mehrwerte.

Auf der nächsten Seite erfahren Sie etwas über die weiteren Pläne von Synaxon-Chef Roebers und die Situation bei der Plattform meine-IT.