Völlig ohne Kabel

Airpods (Pro) und deren Alternativen im Vergleich

15.03.2021
Von Stefan Gagern und
Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.

Aktuelle In-Ear-Hörer als Alternativen zu Apple Airpods

Das Original ist nicht alles und in der Standard-Version mit Ohrhörern aus hartem Kunststoff nicht für jeden: Wer Ohrpassstücke in verschiedenen Größen, etwas mehr Funktionen und Spezialisten für Sport sucht, wird mit den Airpods Pro bedient und vielleicht bei den Alternativen verschiedener Hersteller fündig – dabei unter Umständen besser bedient. Bei True-Wireless-Kopfhörern lohnt sich auf jeden Fall zu vergleichen: Es gibt nicht nur große Unterschiede bei der Passform und beim Klang, auch das Ladekonzept, das Pairing mit dem iPhone und die App-Unterstützung fällt von Hersteller zu Hersteller sehr unterschiedlich aus. Unter diesem Aspekt sind die Airpods (Pro) aber überlegen – beim Preis haben sie sich eher der Konkurrenz zu stellen.

Soundcore Liberty Air 2 Pro

Bei seinen neuen In-Ear-Hörern hat die Anker-Tochter Soundcore vieles richtig gemacht, sich dabei an Apple orientiert, aber auch eigene Wege beschritten. Vorweg: Der Klang ist famos und für den Preis weit unter dem der Airpods Pro sind die Liberty Air 2 Pro eine Empfehlung wert. Äußerlich ähneln sie sowohl den Airpods als auch den Airpods Pro: Der etwas längere Stiel erinnert an die "Zahnbürstenköpfe" von 2016ff – nur dass eben niemand mehr darüber spottet. Die Treiber hingegen sind unter einem Silikonpassstück angebracht, hier geht Soundcore also eher in Richtung Airpods Pro.

Vier Farben, starker Sound, guter Preis
Vier Farben, starker Sound, guter Preis
Foto: Soundcore

Das ist auch funktional der Fall: Denn wie die Airpods Pro bieten die neuen Soundcore Liberty Air 2 Pro nun eine aktive Unterdrückung von Umgebungsgeräuschen, Active Noise Cancelling (ANC). Dafür sollten die Hörer die Gehörgänge gut abschließen, vier paar Passstücke liegen bei – bei uns hat schon das ab Werk montierte bestens gepasst. Die Redakteurin vom Schreibtisch gegenüber bemängelt jedoch die Größe der Liberty Air 2 Pro, bei ihr wäre auch der kleinste Silikonüberzug zu groß: Die Soundcore-Hörer scheinen eher für große Ohren gedacht.

Diese staunten dann aber nicht schlecht: ANC versucht bekanntlich mit Gegenschall Außengeräusche zu eliminieren. Das funktioniert an sich nur mit niedrigen Frequenzen – Flugzeugbrummen, Bahnrattern – und geht in der Regel auf die Qualität der Musikwiedergabe. Aber überraschender Weise klingen die Liberty Air 2 Pro mit eingeschaltetem ANC besser als ohne oder gar im Transparenzmodus. Dabei funktioniert das ANC auch so, wie es sollte. Ein ausführlicher Hörtest, bei dem man der App per Tipp mitteilt, welche Töne man hört und welche nicht, stellt ein Hörprofil ein.

Während Apple der Ansicht ist, die Airpods (Pro) könnten selbst anhand ihrer Sensoren und den Algorithmen der Software den bestmöglichen Klang einstellen, lässt Soundcore in der App einige Einstellungen zu. Sowohl Transparenz- als auch ANC-Modus kennen mehrere Stufen, letzterer unterscheidet etwa zwischen "Indoor", "Outdoor" und "Verkehr". Wunderdinge sind nirgends zu erwarten, völlig still wird es nicht – was ja kein Schaden ist, hat man die Ohrstöpsel auf öffentlichen Straßen in Benutzung. Der Transparenzmodus ist bei den Airpods Pro aber deutlich besser, auch stört ein wenig die Bedienung – Druck auf den Hörer und nicht auf den Stiel – sonst müssen die Soundcore Liberty Air 2 Pro nicht zurückstecken.

Was Soundcore auch anders macht als Apple: Die In-Ears sind in vier unterschiedlichen Farben lieferbar, ein zurückhaltendes Dunkelgrau (Onyx), ein wenig auffälliges Dunkelblau (Saphirblau), ein ordentliches Silber (Titanweiß) und ein etwas schreiendes Rosé (Rosenquarz). Aber die Geschmäcker sind ja verschieden. Ein Airpod-Weiß hat Soundcore nicht nötig, statt plump das Produkt von Apple zu kopieren, baut der Hersteller selbstbewusst einen mehr als ordentlichen True Wireless Kopfhörer, der allenfalls die Konkurrenz der nächsten Airpods-Generation zu fürchten hat: Angeblich soll auch Apples Grundmodell ANC und wechselbare Passstücke bekommen.

Backbeat Fit 3200: True Wireless für den Sport

Wir haben es ja ausführlich getestet: Die Airpods sind für den Sport nur bedingt geeignet. Die herkömmlichen Hörer fallen uns schon beim schnellen Gehen aus den Ohren, den Airpods Pro können wir immerhin trauen, bei mäßigem Tempo in den Gehörgängen zu bleiben. Für den Sport benötigt man in der Regel einen noch besseren und sichereren Sitz. Diesen bieten die Backbeat Fit 3200 von Plantronics mit ihren Ohrbügeln, ebenso liegen drei Paar Ohrpassstücke bei. Brillenträger haben zwar ein wenig Probleme, die Hörer richtig auf- und einzusetzen, ohne dass sich die jeweiligen Bügel in die Quere kommen.

Backbeat Fit 3200
Backbeat Fit 3200
Foto: Plantronics

Wem das aber gelingt, wird mit sattem Sound und guten Klangeigenschaften beim Telefonieren belohnt. Der Bedienkomfort ist dank einer ausgeklügelten App recht ansprechend, mit einem Tipp auf einen der Hörer kann man sich beispielsweise einen Awareness-Modus einschalten oder zwischen drei EQ-Voreinstellungen wählen. Die Abschirmung nach außen ist gut, aber nicht so rigide, als dass man sich nicht mehr auf die Straße zum Laufen trauen würde. Der Preis: 149 Euro, derzeit nur beim Hersteller erhältlich.

Soundcore Liberty 2 Pro: Hörtest inklusive

Unser Testcenter muss noch die finale Version der True Wireless von Soundcore testen, denn das bisher gehörte Vorserienmodell hatte eine Schwäche: Rauschen. Das sollte nun behoben sein und die Hörer können ihre Klasse ausspielen. Denn anders als etwa die Airpods Pro, die einen adaptiven Equalizer nach dem Motto bieten "Apple weiß schon, was am Besten klingt", bieten die Liberty 2 Pro nicht nur eine Reihe unterschiedlicher EQ-Presets an, sondern vermessen mit einem Test auch individuell das Gehör.

Soundcore Liberty 2 Pro
Soundcore Liberty 2 Pro
Foto: Soundcore

Das hatten wir sonst nur bei den Außengeräusche abschirmenden Over-Ears gesehen, pardon, gehört, aber auch mit den True Wireless funktioniert das ganz gut, solange wir uns in einen wirklich stillen Raum zurückziehen können. Mit der Individualisierung, aber auch ohne, weiß der Klang der Liberty 2 Pro durchaus zu gefallen – und auch der Sitz lässt kaum zu wünschen übrig: Fest aber nicht drückend, kann man auch den ganzen Tag lang tragen, im Büro und beim Pendeln dorthin und wieder nach Hause. Der Preis: 150 US-Dollar.

Plantronics Backbeat Pro 5100: True Wireless mit starkem Sitz und Klang

Für den Sport durchaus geeignet, wenn auch ohne Sicherungsbügel: Die Backbeat Pro 5100 sitzen bombenfest in den Ohren. Für manchen Geschmack vielleicht sogar zu fest, denn von der äußeren Geräuschkulisse bekommt man kaum noch etwas mit. Was vor allem beim Telefonieren irritiert: Denn selbst hört man sich praktisch nur über Knochenleitung, den Gesprächspartner aus dem Lautsprecher dafür hell und klar.

Backbeat Pro 5100
Backbeat Pro 5100
Foto: Plantronics

Was den Sound betrifft, spielen die Plantronics Backbeat Pro 5100 in der gleichen Liga wie die Airpods. Bei Siri muss man kleine Abstriche machen – sofern wir mit den aktuellen Modellen der Airpods vergleichen, die auf "Hey Siri!" reagieren. Andere Ohrhörer als die Apples benötigen immer noch einen manuellen Auslöser, hier eben ein langer Tipp auf einen der Hörer. Ansonsten besteht der Unterschied in der Frage, ob Tragekomfort oder Sicherheit vor spontanem Verlust die wichtigere Rolle spielen und ob man wirklich von der Außenwelt akustisch abgeschnitten sein will. Hier machen die True-Wireless-Hörer einen sehr guten Job. Auch der Preis von 180 Euro samt Ladeschale mit Micro-USB-Buchse spielt in der Liga, in der sich Apples Airpods bewegen.

Powerbeats Pro im Test: Besser als Airpods, aber nicht für alle

Vor etwas mehr als fünf Jahren hat Apple das vom Rapper Dr. Dre und dem Musikproduzenten und -manager Jimmy Iovine gegründete Unternehmen Beats übernommen. Vor allem war Cupertino am Streamingdienst Beats Music und die Köpfe dahinter interessiert – heute heißt der Service Apple Music und hat nach dem Streaming-Pionier Spotify die zweit meisten Kunden. Doch war Beats auch für seine Kopfhörer bekannt, die als besonders basslastig, aber stylish galten und immer noch gelten. Einige Zeit schien es so, als würde Apple die Marke Beats eher stiefmütterlich pflegen, aber das war nur der Schein. Denn die im Sommer herausgebrachten True Wireless Powerbeats Pro haben mit den Airpods viel gemeinsam, eben vor allem dem Chip H1, der die freihändige Aktivierung von Siri ermöglicht. Wem das Weiß der Airpods zu langweilig ist und sich auch nicht vom Schwarz anderer Hersteller überzeugen lässt, findet bei Beats immerhin einige Farbalternativen: Schwarz, Elfenbein, Moos und Marine.

Powerbeats Pro
Powerbeats Pro
Foto: Macworld

Unsere Kollegen der Macworld haben in ihrem Test aber auch einige Nachteile gefunden: Aufgrund ihrer Bügel mögen die Powerbeats Pro ein wenig besser in den Ohren halten, werden dadurch aber ein wenig sperrig, die Ladeschachtel passt nicht immer in die Hosentasche. Dafür blockieren sie aber auch sehr gut die Außengeräusche, zumindest im Vergleich zu den herkömmlichen Airpods. Das macht ihren Klang auch besser. Der Preis von 250 Euro liegt aber über dem der Airpods – aber vielleicht sollte man die Powerbeats Pro ja auch eher mit den neuen Airpods Pro vergleichen.

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