Apple beweist seit dem Jahr 2016 Mut und Konsequenz und lässt seither – beginnend mit iPhone 7 und 7 Plus – die Kopfhörerbuchse weg. Mittlerweile ist im Portfolio kein einziges iPhone mit 3,5-mm-Buchse mehr enthalten. Dafür fehlen in den Schachteln der iPhones seit letzten Herbst selbst die Lightning-Earpods und der Ladeadapter, das Zwischenstück mit Lightning-Stecker und Klinkenbuchse hatte Apple schon bald weggelassen. Für die teuren Airpods Max gibt es noch ein Adapterkabel als Zubehör zu verkaufen, damit man die Over-Ears auch mit den Entertainmentsystem von Flugzeugen nutzen kann. Dieses Kabel ist aber nicht bidirektional, es besteht also keine Möglichkeit, es am einen Ende in das iPhone einzustöpseln und am anderen Ende in einen Kopfhörer. Sound aus dem iPhone bekommt man also nur noch drahtlos – oder über dessen interne Lautsprecher.
Der Vorteil liegt aber auf der Hand: Wenn das iPhone mal ins Wasser fällt, ist es nicht rettungslos verloren, da mit dem Verzicht auf die Klinkenbuchse es weniger Möglichkeiten für das Eindringen von Flüssigkeit gibt. Schon seit Herbst 2016 bietet Apple die Alternative an: Airpods. Diese wurden zunächst als "Zahnbürstenköpfe" verhöhnt, sind heute aber aus dem Straßenbild kaum noch wegzudenken, besonders, seit Apple im Herbst 2019 mit den Airpods Pro und deren aktiver Geräuschunterdrückung nachgelegt hat. Mittlerweile sind die recht sportlichen Preise für Apples drahtlose Lauscher deutlich gefallen, die Airpods Pro bekommt man zeitweise für unter 200 Euro, wie unser Preisvergleich immer wieder zeigt – auch die Airpods sind bei Drittanbietern recht erschwinglich.
Airpods sind nicht die erste Revolution, die Apple in Sachen Kopfhörer ausgelöst hat: Bald ist es 20 Jahre her, dass den Leuten auf der Straße scheinbar weiße Kabel aus den Ohren wuchsen: Der iPod krempelte ab 2001 die Welt der Musik in einer Weise um, wie es vor ihm nicht einmal dem Walkman gelungen war. Der iPod ist mittlerweile in iPhone und iPad aufgegangen, die Audiobuchse beim iPhone Geschichte.
Airpods und Alternativen
Die Airpods wurden einerseits Vorbild für jede Menge von Nachahmerprodukten. Andererseits haben die Airpods in ihrer Form von 2016 (im Frühjahr 2019 mit einem neuen Chip aktualisiert, der sich auch auf freihändiges Siri versteht) gewisse Nachteile, die andere Lösungen kompensieren. Vor allem halten die Airpods nicht in jedem Ohr, wie sie sollten.
Die Airpods Pro bieten nicht nur aktive Geräuschunterdrückung (ANC), sondern aus diesem Grund auch Ohreinsätze aus Silikon, die den Gehörgang halbwegs abdichten und vor allem die Airpods darin solide halten: Nun kann jeder die Airpods auch zum Sport verwenden – zumindest in den meisten Fällen. In Sachen Einbindung in das Apple-Ökosystem sind die Airpods (Pro) allen anderen Lösungen überlegen, vor allem bei der Kopplung zu iPhone, iPad und Mac haben sie dank proprietärer Zusatzprotokolle Vorteile gegenüber herkömmlichen Bluetooth-Hörern. Vor allem ist der Klang ausgezeichnet, andere Hörer müssen sich daran messen. Das gelingt dem ein oder anderen Modell auch einwandfrei, andere versuchen sich eher über den Preis gegen Apple zu positionieren. Und bei einigen überzeugen Preis und Leistung gleichermaßen.
Airpods Pro: Fester Sitz, besserer Klang, Geräuschunterdrückung
Apple hat diejenigen seiner Kunden erhört, die Abstand vom Kauf der Airpods genommen hatten, weil sie schon vorher wussten, dass ihnen diese aus den Ohren fallen würden. Dazu müsste man nicht einmal auf Verdacht kaufen oder sich die Hörer von jemandem für einen kurzen Test ausborgen, es genügte einfach, die mit dem iPhone und dem iPod Touch ausgelieferten kabelgebundenen Earpods in die Gehörgänge zu stecken. Deren Form ist mit denen der Airpods der ersten und zweiten Generation identisch, wenn die Earpods nicht richtig sitzen und schon beim Gehen herausfallen, kann man auch mit den Airpods nichts anfangen.
Das hat sich nun geändert: Apple hat nicht nur erneut zehntausende von Ohrmuscheln vermessen (Selbstauskunft), sondern legt den Airpods Pro nun auch drei Paar Ohreinsätze bei. So ist die Chance recht groß, dass irgendeine Kombination aus drei linken und drei rechten Silikonstöpseln passt. Apple macht es schon bei der Einrichtung leicht, die richtige Wahl zu treffen: In den Einstellungen der Airpods Pro ist ein Hörtest abrufbar: Die Hörer spielen eine kurze Musikpassage ab, das innen liegende Mikrofon vermisst den im Gehörgang angekommenen Schall, die Software zieht daraus ihre Rückschlüsse, ob der Einsatz nun passt oder nicht.
Eine halbwegs feste Abdichtung erfordert vor allem das neue Alleinstellungsmerkmal der Airpods Pro, die aktive Geräuschunterdrückung. Diese funktioniert wie bei anderen Hörern der Art mit Gegenschall: Je zwei außen an den Hörern sitzende Mikrofone nehmen die Geräuschkulisse auf, 200-mal in der Sekunde passen die Lautsprecher den Gegenschall an. Wellenberge der akustischen Wellen treffen dabei auf Wellentäler, was in der Summe Stille ergibt. Das funktioniert nicht perfekt und an sich nur bei tieferen Frequenzen, hilft aber ungemein dabei, die äußere Geräuschkulisse zu dämpfen. Hier kommt erneut das innere Mikrofon zum Einsatz, welches das Resultat aus Schall, Musik und Gegenschall vermisst und der Software entsprechende Korrekturvorschläge macht. Ein adaptiver Equalizer also, der sich nicht nur um die Stille kümmert, sondern auch die Musik möglichst klar und angenehm machen soll.
An den Stielen der Hörer kann man Siri aufrufen oder zwischen einzelnen Geräuschmodi wechseln, das Noise Cancelling entweder abschalten oder in einen Transparenzmodus schalten, in dem die Außengeräusche an das Trommelfell durchgestellt werden.
Der Klang ist erneut für Ohrhörer dieser Bauart hervorragend, betont in den Bässen, aber nicht wuchtig, klar und schmeichelnd in Mitten und Höhen.
Die neue Technologie hat aber ihren Preis, die Airpods Pro kosten mit ihrer Ladeschachtel 279 Euro. Das sind zwar ganze 100 Euro mehr als die Airpods kosten, aber nur 50 Euro Aufpreis gegenüber deren Variante mit induktiver Ladeschachtel, die bei den Airpods Pro Standard ist.
Airpods (2nd Gen.): Die Alternative für geeignete Ohren
Wer sich nicht in Flugzeug, Bus und Bahn komplett abschirmen will oder kann und wer passende Ohren hat, der ist mit den Airpods immer noch bestens bedient. Wie bereits weiter oben erwähnt, hat Apple im Frühjahr 2019 die Airpods auf eine neue technische Basis gestellt. Statt des Bluetooth-Chips W1 ist nun einer namens H1 eingebaut (auch in den Airpods Pro), dessen Effizienz und Leistungsfähigkeit es ermöglichen, Siri freihändig zu bedienen. Musste man bei den Airpods der ersten Generation noch auf die Hörer tippen, um eine Aktion auszulösen, genügt nun ein hin gemurmeltes "Hey Siri!" und der digitale Assistent springt an.
Doch auch am Klang hat Apple etwas verbessert, wenn auch nur in Nuancen. In unserem Test konnten wir jedoch reproduzierbar einen Unterschied bemerken. Die Airpods Pro sind übrigens noch besser geworden. Aber vor allem deshalb, weil sie nun auch besser sitzen. Und bei True-Wireless-Systemen kommt es meist auf den Sitz an.
Die Preise der Airpods der zweiten Generation sind gegenüber der ersten gleich geblieben: 179 Euro. Hinzu gekommen ist aber eine Variante mit einer drahtlosen Ladeschachtel, die Apple für 229 Euro anbietet. Diese war auch der Grund, warum die Airpods 2nd Gen. nicht schon im Herbst 2018 erschienen sind. Apple hatte seinerzeit noch geplant, die passende Ladematte Airpower fertig entwickelt zu bekommen, eventuell nach einer weiteren Verschiebung auf das Frühjahr 2019. Zu diesem Zeitpunkt stellte Apple aber offiziell das Produkt ein, bevor es marktreif werden konnte und die Airpods 2 kamen mit der Empfehlung, Ladematten von Drittherstellern wie Mophie oder Belkin zu nutzen.