Geht es nach Julia Hobsbawm, sollten Erwerbstätige ihren üblichen Neujahrsvorsätzen wie "mehr Sport" und "Abnehmen" einen weiteren hinzufügen: sich nicht mehr so stark durch Smartphone und Co ablenken zu lassen. Alle zwölf Minuten, so Hobsbawm, nehmen Menschen ihre Endgeräte zur Hand. Unter dem Titel "Overcoming digital distraction" gibt die Honorarprofessorin für Arbeitsplatzgesundheit an der Cass Business School in London sechs Tipps zur Steigerung der Konzentration.
Hobsbawm steigt mit einem Rückblick auf die Entwicklung der Präsenz von IT ein. Zunächst standen Computer als Desktop-PCs noch im Raum. Dann begleiteten sie ihre Nutzer als Laptops in Cafés und andere Orte. Mittlerweile stecken sie in den Hosentaschen der Anwender. Hobsbawm geht davon aus, dass sich dieser "Nonstop Use" negativ auswirkt, und zwar auf Zeit, Energie und Kontrolle des Anwenders. Sie widerspricht der These, wonach Menschen multitasking-fähig seien.
Der Geist ist nun mal raus aus der Flasche
Auf dem Blog Strategy + Business, einem Management-Magazin von PwC-Tochtergesellschaften, stellt die Britin klar, dass sie sich nicht für eine "neo-luddistische" Technologie-Abkehr einsetzt (Ludditen waren englische Textilarbeiter, die Anfang des 19. Jahrhunderts Maschinen zerstörten, um gegen die Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen zu kämpfen). Der Geist sei nun mal aus der Flasche, schreibt Hobsbawm. Sie ist auch als Beraterin tätig und hält sechs Ratschläge parat:
1. Das Smartphone weglegen und durch ein Dumbphone ergänzen
Es reicht, Anrufe empfangen und SMS an die wichtigsten Kontakte verschicken zu können. Wer mit einem Dumbphone nicht auskommt, kann sein Smartphone zusätzlich behalten, sollte es aber nicht in Reichweite liegen haben. Führungskräfte dürfen von ihren Mitarbeitern keine ständige Verfügbarkeit erwarten.
2. Sich auf Eins konzentrieren
Unter Berufung auf den Computerwissenschaftler Cal Newport fordert Hobsbawm eine Rückkehr zur Konzentration auf eine Aufgabe nach der anderen. Zwar seien die vielen kleinen Ablenkungen durch Smartphone und Co einzeln betrachtet nicht tragisch, aber in der Summe lenken sie zu stark vom Arbeiten ab.
3. Sich nicht von Überangeboten ablenken lassen
Hobsbawm schreibt, sie habe einmal mehr als zwei Stunden Zeit damit zugebracht, die Angebote verschiedener Fluglinien zu vergleichen. Sie sieht das als Beispiel für den sinnlosen Versuch, perfekte Entscheidungen zu treffen.
4. Zum Kugelschreiber greifen
Die Beraterin unterstützt die These, wonach Mitschreiben per Hand die Informationsverarbeitung im Hirn verbessert. Die ständige Nutzung von Smartphone und Laptop spart nur scheinbar Zeit.
5. Den Freitag zum "Face-to-Face"-Tag erkären
Der Casual Friday als Tag, an dem der Manager auf den Schlips verzichten darf, ist etabliert. Hobsbawm würde ihn gern zum "Face-to-Face"-Tag ausweiten: zur Besprechung treffen sich alle, statt auf eine Mail per Antwort-Button zu reagieren, trifft man den Kollegen in der Kaffeeküche.
6. Zurück zu den Wurzeln
Wie war es eigentlich vor der Smartphone-Zeit? Dieser Gedanke soll Menschen dazu inspirieren, jeden Tag Zeitspannen ohne mobile Endgeräte einzuplanen.