Stefan Ihringer, CIO von Mann + Hummel, stieß ebenfalls schon an die Grenzen der Cloud. "Meine absoluten IT-Kosten steigen - das kann ich drehen und wenden, wie ich will." Zwar habe er das Niveau konstant auf unter zwei Prozent vom Umsatz reduziert, doch müsse er zwingend aus dem Betrieb der Infrastruktur das Budget freischaufeln, um Projekte zu finanzieren, mit denen die Geschäftsprozesse unterstützt werden.
"Da ist die Cloud - in welcher Form auch immer - ein Hilfsmittel, das Ziel zu erreichen." Allerdings stieg der Anteil der Software an den IT-Sachkosten in den vergangenen Jahren von rund 30 auf 40 Prozent, schätzte Ihringer. "Und diese Software bekomme ich einfach nicht Cloud-fähig." Es sei unrealistisch, SAP abzuschaffen, "um etwas Billigeres zu nehmen" - abgesehen vom geschäftlichen Minderwert. "Die Cloud", ist sich der CIO sicher, "wird beileibe nicht alle Probleme lösen können."
Viele Antworten in der Studie seien IT-lastig, kritisierte Bernhard Winkler, Head of IT Region bei Automotive Lighting Magneti Marelli. "Wir haben jedoch nicht nur die Aufgabe, die Systeme in Betrieb zu halten, sondern wir müssen auch die Vernetzung des Betriebs leisten und Mehrwert für das Business generieren."
Hier gelte es, sinnvolle Cloud-Services zu finden, damit beispielsweise die Umsätze steigen oder die Ausgaben in den Fachabteilungen sinken. "Das ist für mich der große Nutzen."
Aufgabe des CIOs sei es daher, diesen Mehrwert im Geschäftsmodell seines Unternehmens zu erkennen und darüber proaktiv mit dem Business zu diskutieren. Seine Überzeugung: "Durch aktive Arbeit aus indirekten Bereichen wie der IT bekomme ich einen großen Hebel, um wirklich Mehrwert in anderen Abteilungen des Unternehmens zu schaffen."
2. Der Nutzen
Diese Erkenntnis scheint sich allmählich festzusetzen, wie die Studie zeigt (siehe Grafik 2). Demnach soll vor allem die Cloud-Nutzung in den Fachabteilungen wie Finance oder Marketing ausgebaut werden. Neben dem "Dilemma, dass ich die Infrastrukturkosten senken muss", so CIO Ihringer, "ist der Wertbeitrag einer Anwendung für das Unternehmen die wahrscheinlich wichtigste Frage". Dabei geht es auch darum, welche Anwendungen ausgelagert werden.
Der CIO von Mann + Hummel hat dazu bei CRM eine feste Meinung: "Das würde ich nur ungern auslagern oder mit Externen bearbeiten." Für seinen Kollegen Schultheis von Randstad hört bei CRM-Software hingegen "die Liebe auf - da differenziert sich doch niemand mehr". Auch für ihn ist der geschäftliche Mehrwert der Anwendung ein wesentlicher Aspekt des erfolgreichen IT- und Prozess-Managements: "Wenn Sie künftig das Office von Google als Schreibprogramm aus der Cloud nutzen, haben Sie keinen Wettbewerbsvorteil aufgegeben."
- Tobias Geber-Jauch, Chief Technology Officer der Computacenter AG & Co. oHG, Kerpen
Mein aktuelles Lieblings-Cloud-Projekt: Wir haben bei LHI Leasing eine Private Cloud auf Basis von Microsoft Hyper-V realisiert und damit die Bereitstellung von virtuellen Servern vereinfacht. - Christoph Hagmann, Partner und Mitglied der Geschäftsleitung bei Infosys, Frankfurt/Main
Mein aktuelles Lieblings-Cloud-Projekt: Mit einer Private Cloud konnte Ricoh den CO2-Verbrauch um 90 Prozent von 425 auf 45 Tonnen senken. Kosteneinsparungen wurden gezielt in neue Cloud-basierte Geschäftsmodelle reinvestiert. Dafür erhielt Ricoh den Green IT Award 2012. - Stefan Witwicki, Leiter Marketing & Kommunikation, MT AG, Ratingen
Mein aktuelles Lieblings-Cloud-Projekt: Retail und Cloud ist richtig spannend: Weltweit verteilte Anwendungen, die übergreifenden Geschäftsprozessen zuarbeiten. - Dr. Heiner Diefenbach, Vorstand der TDS AG, Neckarsulm
Mein aktuelles Lieblings-Cloud-Projekt: Mit SupplyOn haben wir ein preisgekröntes Cloud-Konzept als Grundlage für die Plattform AirSupply und standardisierte SCM-Prozesse für die Luft- und Raumfahrt entwickelt. - Elke Steinegger, Head of Managed Services and Transformation bei Tieto Deutschland, Eschborn
Mein aktuelles Lieblings-Cloud-Projekt: Die Bereitstellung einer virtuellen Server-Infrastruktur aus der Cloud. Diese wird den Kunden unseres Kunden im "Pay as you go"-Modell einschließlich Services zur Verfügung gestellt. - Kai Höhmann, Vorstand der Seven Principles AG, Köln
Mein aktuelles Lieblings-Cloud-Projekt: Die Implementierung einer Cloud in einem großen TK-Konzern für Test- und Development-Umgebungen, die weltweit im Self-Service verfügbar sein sollen. - Tobias Geber-Jauch, Chief Technology Officer der Computacenter AG & Co. oHG, Kerpen
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CIO Press von Stora Enso verwies auf die Chance, den Anwendern aus der Cloud wieder Lösungen à la Best-of-Breed anbieten zu können: "Die Wolke ist ein Vehikel, um attraktive und innovative Services außerhalb der Standards in unser firmeninternes IT-Service-Portfolio zu integrieren."
Gute Beispiele hierfür gebe es im Privatleben genug - und warum sollten existierende sowie von Benutzern bereits wertgeschätzte Lösungen im Unternehmen neu entwickelt werden?
Auch CIO Ihringer hat eine Entwicklung hin zu Best-of-Breed verzeichnet: "Das Pendel geht stärker in Richtung einer dezidierten Prozessunterstützung aus Sicht des Fachbereichs." Auch sei die Freude über SAP-Standardprogramme nicht immer sehr ausgeprägt. "Das hat sich in meiner beruflichen Laufbahn zwar nicht verändert, aber die Diskussionen über Best-of-Breed haben sich in den zurückliegenden Jahren beschleunigt."
So bezieht Mann + Hummel eine Software für Ausschreibungen inzwischen bewusst aus der Cloud.