Insolventer Online-Händler

Getgoods-Insolvenzverwalter spricht mit Übernahmeinteressenten



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Der Insolvenzverwalter des zahlungsunfähigen Online-Händlers Getgoods hat sich mit einer ersten Stellungnahme zu Wort gemeldet: Das Geschäft soll weitergeführt werden und einer Sanierung des Unternehmens werden gute Chancen eingeräumt. Zudem gibt es bereits erste Übernahmegespräche.
Von der Getgoods-Insolvenz sind am Standort Frankfurt/Oder rund 200 Mitarbeiter betroffen
Von der Getgoods-Insolvenz sind am Standort Frankfurt/Oder rund 200 Mitarbeiter betroffen

Als erste Gesellschaft der Getgoods-Gruppe hat die Getgoods Vertriebs GmbH am Nachmittag des 14. November vor dem Amtsgericht Frankfurt/Oder Insolvenz angemeldet. Den Insolvenzantrag der Getgoods AG kündigte Firmenchef Markus Rockstädt-Mies gegenüber der Märkischen Oderzeitung für den heutigen Freitag an. Zum Insolvenzverwalter der Getgoods Vertriebs GmbH bestellt wurde der Berliner Rechtsanwalt Rüdiger Wienberg von der bundesweit tätigen, auf Insolvenzangelegenheiten spezialisierten Kanzlei HWW Wienberg Wilhelm.

Dabei wandte sich Wienberg bereits mit einer ersten Stellungnahme an die Öffentlichkeit: Demzufolge soll der Geschäftsbetrieb des Onlineversandhändlers nach der Insolvenzanmeldung weitergehen. Der vorläufige Insolvenzverwalter will das Unternehmen nach Möglichkeit fortführen und sanieren. „Die Insolvenzanmeldung der operativen Gesellschaft der getgoods.de AG hat keinen Einfluss auf das laufende Geschäft“, betonte Wienberg. „Die Online-Shops bleiben wie gewohnt geöffnet, neue Bestellungen werden zuverlässig ausgeliefert.“ Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter seien über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert. Insgesamt arbeiten in der Getgoods-Gruppe rund 200 Arbeitnehmer.

Gespräche mit Lieferanten und Interessenten

Wie die Rechtsanwaltskanzlei mitteilt, habe sich Wienberg unmittelbar nach seiner Bestellung als vorläufiger Insolvenzverwalter ins Unternehmen begeben und die Mitarbeiter in einer Belegschaftsversammlung informiert. Parallel dazu habe er gemeinsam mit der Geschäftsleitung Gespräche mit wichtigen Lieferanten aufgenommen sowie auch schon mit ersten Übernahmeinteressenten gesprochen. In den nächsten Tagen will sich Wienberg ein genaues Bild der Lage im Unternehmen machen und die Sanierungsoptionen prüfen: „Getgoods.de ist ein gut eingeführtes Unternehmen in einem Wachstumsmarkt. Insofern sehe ich durchaus Chancen für eine Sanierung.“

In Anlegerkreisen dürfte zudem ein weiteres, in der Mitteilung des Insolvenzverwalters enthaltenes Detail für Aufmerksamkeit sorgen: Demzufolge hatte die Geschäftsleitung der getgoods.de rund um Markus Rockstädt-Mies sich bereits in den letzten Tagen von der auf insolvenzrechtliche Beratung spezialisierten Kanzlei Grub Brugger beraten lassen, die auch die Koordination mit dem vorläufigen Gläubigerausschusses und dem Insolvenzgericht vorgenommen hat. Diese Information steht in deutlichem Kontrast zu Aussagen von Rockstädt-Mies in den vergangenen Wochen, wonach Getgoods von keiner akuten wirtschaftlichen Schieflage bedroht sei. (mh)

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