Dass großer Erfolg auch eine Bürde sein kann, merkt in diesen Tagen Cyberport-Geschäftsführer Olaf Siegel: „Wir sind mit unserer Geschäftsentwicklung zufrieden, aber ein Vergleich mit dem Vorjahr ist schwierig, da wir damals überglücklich waren.“ Um ganze 48 Prozent konnte sich der Elektronikversender im vergangenen Jahr steigern und übersprang mit 538,3 Millionen Euro locker die Umsatzhürde von einer halben Milliarde Euro. Zwar wachse Cyberport auch im laufenden Jahr, doch werde das Wachstum erheblich moderater ausfallen als 2012.
„Das Jahr 2013 ist für alle Beteiligten in der Branche ein schwieriges Jahr“, erklärt Siegel und macht vor allem drei wichtige Gründe für den zunehmenden Gegenwind verantwortlich: Zum einen handele es sich dabei um das Thema Post-PC, also den anhaltenden Trend zu Smartphones und Tablets. Was auf den ersten Blick nach einer recht abstrakten Begründung klingt, bringt handelsseitig ganz konkrete Auswirkungen mit sich, wie Siegel erklärt: „Unter anderem hat Samsung bei seinen Geräten Regionalcodes wiedereingeführt. Per System-Update wurde dabei eine Gerätesperre eingespielt, um zu verhindern, dass Ware über Landesgrenzen hinweg eingekauft und verkauft wird. Einige unserer Wettbewerber haben bisher stark auf dieses Modell gesetzt, aber das wird so künftig nicht mehr möglich sein. Die Distributionsmodelle ändern sich und das drückt natürlich auch auf die Marge.“
Ein zweiter negativer Faktor, den auch Cyberport registriert, ist der in diesem Jahr spürbare deutliche Rückgang im TV-Geschäft. Als dritten Grund für die schwierige Marktlage nennt Siegel den weiter steigenden Verdrängungswettbewerb im deutschen Elektronikhandel: „Man spürt, dass Media-Saturn wirklich Gas gibt. Das Unternehmen hat aufgrund seiner Größe die besten Einkaufskonditionen und bringt diese nun auch wirklich auf die Straße. Dadurch hat sich der Druck noch einmal deutlich erhöht.“ Die Kombination dieser Faktoren sei für alle Beteiligten in der Branche sehr schwierig. Allerdings registriere Cyberport inzwischen wieder ein freundlicheres Marktklima und laufe das Geschäft seit September sehr gut.
Stationäre Stores: Vorteil oder Belastung?
Im Elektronik-Onlinehandel nimmt Cyberport insofern eine Ausnahmestellung ein, als das Unternehmen stärker als der Wettbewerb auf den stationären Handel setzt. Sieben neue stationäre Geschäfte eröffnete der Elektronikversender in den beiden letzten Jahren und baute damit sein Store-Netz auf insgesamt zwölf Standorte aus. Zwar betonte das Unternehmen stets, dass seine Ladengeschäfte als eigenständige Profit-Center konzipiert seien und auch über die stationären Einnahmen hinausgehende Umsatzeffekte generierten. Doch angesichts der schwierigen Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr stellt sich natürlich die Frage, ob das große Engagement im stationären Handel noch einen Vorteil oder doch eher eine Belastung für den Online-Händler darstellt.
„Die Anlaufkurve, die ein Store durchläuft, ist natürlich immer ein entscheidender Hebel für die Profitabilität“, räumt Cyberport-Chef Olaf Siegel ein. „Wenn das Geschäft durchwachsen ist, wie in diesem Jahr, können Sie daraus ableiten, was das für die neuen Stores bedeutet.“ Dennoch stehe man weiterhin zu sämtlichen Store-Standorten und sei auch mit der Umsatzentwicklung zufrieden. Zudem gehe man ohnehin stets mit einer längerfristigen Perspektive in das stationäre Geschäft.
Dass der ursprünglich für 2013 angekündigte Cyberport-Store in Berlin-Charlottenburg – der dritte in der Hauptstadt – nun erst Anfang 2014 eröffnet, habe auch nichts mit der laufenden Geschäftsentwicklung zu tun. Das Geschäft werde sich im derzeit noch im Bau befindlichen Einkaufszentrum Bikini direkt am Kurfürstendamm / Bahnhof Zoo befinden, das erst im März 2014 fertig werde. Auch an der Store-Eröffnung in München hält Cyberport fest. Hier wird der Online-Händler im nächsten Jahr in unmittelbarer Nähe zum Olympiaeinkaufszentrum – und zu den dort angesiedelten Filialen von Saturn und Conrad – ein Ladengeschäft eröffnen.
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