Tag für Tag werden Millionen Spam-Mails versendet. Die meisten werden einfach ungelesen wieder gelöscht. Die Kollegen unserer Schwesterpublikation Computerwoche dachten sich, dass sie diese Verschwendung nicht länger mit ansehen könnten. Deswegen haben sie sich exemplarisch eine der vielen Mails herausgenommen, den sehnlichsten Wunsch des Absenders erfüllt und ihm eine Antwort geschickt.
Die Auswahl ist den Kollegen nicht leicht gefallen, reicht das Angebot der Spam-Versender doch von Penisvergrößerungen, über dubiose Pillenangebote und Liebesschwüre uns bisher unbekannter Schönheiten, bis hin zu geradezu unglaublich großen Geldsummen, die auf herrenlosen Konten auf neue Besitzer warten. Sie haben sich für eine "Scam-Mail" entschieden.
Scammer gehen immer nach dem gleichen Muster vor. Sie versprechen eine geradezu phantastisch große Geldsumme, die aus verschiedensten Gründen einen neuen Besitzer sucht. Leider können die Absender dieser Mails nicht ohne fremde Hilfe an das Geld kommen, daher haben sie in den Untiefen des Internets unsere E-Mail-Adresse herausgesucht, um mit uns zusammen den Schatz zu heben. Wer auf ein solches Angebot eingeht, wird früher oder später mit immer neuen Gebühren und Kosten konfrontiert, die zu entrichten sind, ohne dass jemals Geld auf dem eigenen Konto landet.
Die Protagonisten unseres kleinen E-Mail-Dalogs
Computerwoche: Das Alter Ego der Computerwoche, 65 Jahre alt, Rentner, tendenziell etwas misstrauisch, aber tief religiös
Paul Dencole (bzw. Den Cole): Der Scammer
Mr. Robert Gill, Operation Manager der Trans Alliance Group: Ebenfalls der Scammer
Mr. Tom Hendry, Tom Chamber & Associate, Anwalt: Wieder unser Scammer
Der Original E-Mail-Verkehr wurde, bis auf die ersten drei E-Mails, in englischer Sprache geführt und zur besseren Verständlichkeit ins Deutsche übersetzt. Manche Antworten unseres Scam-Versenders mögen beim ersten Lesen etwas verwirrend und in grammatikalischer Hinsicht abenteuerlich wirken. Das liegt daran, dass schon die englischen Originale über längere Strecken sprachlich abenteuerlich gestaltet waren. Anmerkungen des Autors sind im folgenden durch eckige Klammern gekennzeichnet.
Auf der nächsten Seite geht es mit der "Ködermail" los. Lesen Sie das Protokoll eines kleinen E-Mail-Dialogs.
- Kein Profilbild
Fehlt das Profilbild ist das ein recht guter Hinweis dafür, dass Sie es mit einem Spammer oder sogar Bot zu tun haben. Ebenso deuten laszive Bilder oder auch Modelgesichter auf ein Fake-Profil hin. - Automatische Direkt-Nachricht
Kaum folgen Sie der betroffenen Person, schon erhalten Sie eine Auto-DM - eine automatische Directmessage. Meist ist der Inhalt werblicher Natur. Nach dem Motto: <i>Sie mögen meine Tweets, dann abonnieren Sie doch auch unseren Newsletter..</i> Hier geht es einzig um Marketing. - Fremde Sprache
Verdächtig wird es auch, wenn Sie beispielsweise zu 100 Prozent auf Deutsch twittern und Ihnen plötzlich jemand retweetet, der sonst nur in Japanisch oder Russisch zwitschert. Sowas soll Sie nur zum Folgen bewegen - und Zack ist der Spam in der Timeline. - Verhältnis von Followern zu der Anzahl derjenigen, deren der Account-Inhaber selber folgt
Wenn jemand beispielsweie mehr als 10.000 Follower hat (was bei populären Profilen vorkommt), aber selbst um die 20.000 Follower folgt, macht das verdächtig. Wer so vielen folgt, hofft eher auf Gegenliebe und versucht so seine Gefolgschaft hochzuschrauben, um Inhalte zu suggerieren. - Wertlose Tweets
Das wohl untrüglichste Zeichen für einen Spammer sind wertlose bis ausschließlich werbliche Tweets. Ein paar wenige Kaufaufforderungen oder Links zu Webshops stören nicht. Nimmt das aber überhand nervt das. <br> Lesen Sie am besten ruhig paar Seiten auf dem betreffenden Profil zurück, bevor Sie jemanden folgen. - Kurz-URL und keine Bio im Profil
Wenn Sie in der Kurzvita des Twitterers, auch Bio genannt, eine gekürzte URL sehen, sollten Ihre Warnglocken klingeln. Man weiß nie, was sich hinter dem Link tatsächlich verbirgt. Kann was Gutes sein, schlimmstenfalls ein Trojaner. Wer zu einem seriösen Profil verlinkt, braucht das nicht zu tarnen.