Handelskonzern will Angebote prüfen

Will die Metro wirklich Media-Saturn verkaufen?



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Die Metro AG schließt erstmals einen Verkauf von Media-Saturn nicht aus. Sollte Unternehmensgründer Erich Kellerhals ein Angebot vorlegen, will der Handelskonzern dieses prüfen. Die Preisvorstellungen des Mehrheitseigners wecken jedoch Zweifel an der Ankündigung.

Bisher hatte nur Media-Markt-Gründer Erich Kellerhals die Möglichkeit eines Verkaufs der Media-Saturn Holding (MSH) öffentlich erörtert. Der 74-jährige hat nach eigener Angabe eine Gruppe von Investoren versammelt, die zur Übernahme des europaweit größten Elektronikhändlers bereit sind. Gegenüber der Tageszeitung Die Welt schloss nun erstmals auch Metro-Vorstand – und MSH-Interimschef – Pieter Haas einen Verkauf von Media-Saturn nicht aus.

"Verpflichtet zur Prüfung eines Angebots": Nach Erich Kellerhals spricht nun auch MSH-Chef Pieter Haas (Bild) erstmals öffentlich über einen möglichen Verkauf von Media-Saturn.
"Verpflichtet zur Prüfung eines Angebots": Nach Erich Kellerhals spricht nun auch MSH-Chef Pieter Haas (Bild) erstmals öffentlich über einen möglichen Verkauf von Media-Saturn.
Foto: Media-Saturn

"Wenn Herr Kellerhals ein gutes Angebot vorlegen würde, wäre Metro schon aus Gründen der Sorgfaltspflicht verpflichtet, es zu prüfen", erklärte Haas. Metro-Vorstandschef Olaf Koch habe Kellerhals deshalb in den vergangenen Wochen mehrmals aufgefordert, mögliche Investoren zu nennen und sich zu dem für einen Verkauf maßgeblichen Bewertungsansatz zu äußern. "Bis dato hat Herr Kellerhals darauf nicht geantwortet", erklärt Haas – und schiebt den schwarzen Peter damit einmal mehr dem Media-Markt-Gründer zu.

Überhaupt sind an der Ernsthaftigkeit der Bereitschaft der Metro zum Verkauf von Media-Saturn Zweifel angebracht. Liest man den Bericht der Welt im Detail, zeigt sich das vor allem die Vorstellungen im Hinblick auf den Unternehmenswert der MSH deutlich auseinandergehen. Laut der Tageszeitung gehen die Berater von Erich Kellerhals von einem Bewertungsansatz von maximal drei bis vier Milliarden Euro aus. Die Metro vertrete dagegen die Ansicht, dass Media-Saturn bis zu zehn Milliarden Euro wert sei – eine Zahl, die auffällig hoch gegriffen scheint: Als MSH-Mitgründer Leopold Stiefel Anfang 2013 seinen Anteil von 2,97 Prozent an die Metro verkaufte, erhielt er dafür 230 Millionen Euro, was den Unternehmenswert des Konzerns auf rund 7 Milliarden Euro taxierte. Allerdings beruhte der Verkauf auf einer bereits 2002 festgelegten Bewertung. Dass Media-Saturn heute noch einmal drei Milliarden Euro mehr wert sein soll, ist dagegen in höchstem Maße fraglich.

Was plant Erich Kellerhals wirklich? Bis auf die Betonung der dezentralen Organisationsstruktur der MSH hat er jedenfalls bis heute keine radikal andere Zukunftsstrategie für Media Markt auf den Tisch gelegt.
Was plant Erich Kellerhals wirklich? Bis auf die Betonung der dezentralen Organisationsstruktur der MSH hat er jedenfalls bis heute keine radikal andere Zukunftsstrategie für Media Markt auf den Tisch gelegt.

Beide Seiten spielen ein gefährliches Spiel

Es kann also gut sein, dass Pieter Haas mit seiner öffentlich geäußerten Bereitschaft zum Verkauf an Kellerhals und seine Co-Investoren nur den Druck auf den Unternehmensgründer erhöhen will. Immerhin steht am morgigen Freitag eine Gesellschafterversammlung von MSH auf der Tagesordnung, auf der Kellerhals Haas als stellvertretenden Media-Saturn-Chef abberufen lassen will und erste Entscheidungen für die Bestellungen eines neuen CEO eingeleitet werden könnten.

Dennoch muss die Metro aufpassen, sich in dem Machtpoker nicht zu verkalkulieren. Mit der öffentlichen Erörterung eines Unternehmensverkaufs hat der Handelskonzern gewissermaßen de Büchse der Pandora geöffnet. Im Welt-Artikel werden sogleich weitere Zukunftsszenarien für Media-Saturn erörtert, wie zum Beispiel ein Spin-Off des Retailers im Rahmen eines Börsengangs. Findet die mit 30,01 Prozent als Großaktionär an der Metro beteiligte Unternehmerfamilie Haniel an einem dieser Gedankenspiele Gefallen, könnten diese schneller als gedacht zur Realität werden.

Aber auch Media-Markt-Gründer Kellerhals betreibt ein gefährliches Spiel. So ist höchst unklar, inwiefern sich Media-Saturn unter seiner Führung signifikant anders entwickeln würde als innerhalb der Metro-Gruppe. Bis auf die Betonung der dezentralen Organisationsstruktur der MSH hat Kellerhals jedenfalls bis heute keine radikal andere Zukunftsstrategie auf den Tisch gelegt. Ein abschreckendes Beispiel für Kellerhals könnte dabei Richard Schulze, Gründer des größten US-Elektronikhändlers Best Buy sein: auch dieser hatte nach Querelen den Rückkauf seines Unternehmens geplant, doch musste er - nachdem ihn seine Co-Investoren im Stich ließen – das Angebot zurückziehen. Alles was Schulze als Frucht seiner Anstrengungen erreicht hat, ist der Ehrentitel des "Chairman Emeritus".

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