Internet of Things in der Praxis
Weshalb sogar Geschäftsmodelle im Bereich Internet of Things längst keine ferne Zukunftsmusik mehr sind, verdeutlichte Richard Einstmann, Geschäftsführer des Bechtle IT-Systemhauses in Karlsruhe, an den Projektbeispielen, die das Unternehmen im Industrie 4.0 Lab derzeit mit Kunden testet. Dazu zählen virtuell vernetzte Produktionsmaschinen in 3D, fahrerlose Autos, intelligente Energiesysteme, Arbeitsweisen der Zukunft und vernetzte Wohnungen. Die unterschiedlichen Modelle eint eine gemeinsame Basis - nämlich IT-Lösungen.
Konkrete, praxisbewährte Einsatzbeispiele für das "Internet der Dinge" und für den Arbeitsplatz der Zukunft zeigten außerdem die Intel-Partner Rüdiger Schickhaus, Systemingenieur bei Cloudera, und Alexander Fuhlrott, IT Solutions Consultant & Workplace Transformation Evangelist bei Jet Services.
Die Transformation beginnt im Kopf
Dass der künftige Erfolg vor allem davon abhängt, ob Systemhäuser es schaffen, Mitarbeiter in Vertrieb und Technik enger zu verzahnen und dafür zu begeistern, sich intensiv mit den Geschäftsprozessen ihrer Kunden zu befassen, darüber herrscht in der Branche Einigkeit. Dass dazu ein Umdenken, eine andere Arbeitsweise nötig ist, scheint ebenfalls unbestritten zu sein.
Wie schwer es allerdings ist, vor allem unbewusste Denk- und Verhaltensmuster aufzubrechen, konnten die Teilnehmer des Kongresses bei der Auftakt-Keynote des Ex-Geheimdienstmitarbeiters Leo Martin gleich an sich selbst beobachten und bei mehreren Übungen auch live erleben.
Die Keynotes von George von Staden von GVS Consulting und Michael Reiserer, Geschäftsführer der gleichnamigen Unternehmensberatung, setzten dann auch genau an diesem Punkt an. Sie schilderten die riskanten Folgen einer "Weiter-so-wie-bisher"-Strategie und entwarfen mögliche Gegenmaßnahmen. Reiserer konzentrierte sich dabei auf die Aspekte Vertrieb und Kundenakquise, George von Staden auf die Innovationskraft deutscher Unternehmen im Vergleich zu internationalen Firmen.
Führen im Nebel
Wie ein Systemhaus agieren kann, das diese Aspekte beherzigt, zeigten neben Siegfried Lautenbacher von Beck et al. auch sehr eindrücklich Sven Wulf, Geschäftsführer von Schneider & Wulf EDV Beratung in seiner Keynote, sowie die Best Practice Vorträge von Michael Krämer, Geschäftsführer von Krämer IT-Solutions, und Anton Braun, Geschäftsführer von Bizteam Systemhaus.
Die Fähigkeit zur Transformation beginnt aber nicht nur im Kopf der Mitarbeiter, sondern auch am Kopf des Systemhauses - nämlich bei der Geschäftsführung. Welche Hebel stehen ihr zur Verfügung? Worauf kommt es an? Wie schafft man es als Systemhauschef, die Balance zu finden zwischen einem - von der digitalen Transformation geforderten - hohen Maß an Selbstorganisation und notwendiger Hierarchie? Und das in einem Marktumfeld, in dem aufgrund der enorm schnellen Veränderungen - künftig wohl nur noch "auf Sicht" gefahren oder geflogen werden kann?
Wie man sich als Führungskraft in diesem Spannungsfeld positionieren kann, schilderte Frank Roebers, Vorstandsvorsitzender der Synaxon AG, eindrucksvoll an Beispielen aus Fliegerei, Militär, Politik und Wirtschaft.
Systemhausexperte Olaf Kaiser, inzwischen Mitglied der Geschäftsleitung bei acmeo, beleuchtete diese Frage entlang der beiden - charmant und augenzwinkernd vermittelten - Pole "Business Autismus" und "Business Altruismus". Mit vielen Beispielen aus seiner umfangreichen Branchenerfahrung untermauert erklärte er anschaulich, wie Systemhäuser die zwei elementaren Aufgaben meistern können, die entscheidend sind, um künftig erfolgreich zu sein: Erstens, wie schaffe ich es, mein Unternehmen auf den Kunden ausgerichtet aufzustellen, und was bedeutet das ganz konkret? Und zweitens: Mit welchen Menschen möchte ich meinen Weg einschlagen? Mit welchen Menschen in meinem Unternehmen und mit welchen Menschen bei Partnerunternehmen?