"Rakuten kann die weltweite Nummer Eins werden"
„Während die anderen Plattformen vor allem Produkt-getrieben sind, setzen wir darauf, dass unsere Kunden richtige Marken-Beziehungen zu unseren Händlern aufbauen“, führt Rakuten-Vice CMO Mark Kirschner den Ansatz des japanischen E-Commerce-Konzerns weiter aus. Kirschner, der bei der K5-Konferenz eine Keynote mit dem Titel „Für ein neues E-Commerce-Verständnis“ präsentierte, vertraut darauf, dass Rakuten mit diesem Ansatz ein attraktives Alleinstellungsmerkmal besitzt, das auch außerhalb von Japan Strahlkraft hat. „Wir sehen bereits an verschiedenen Orten, dass unser Modell funktioniert“, so der Top-Manager des mittlerweile in 19 Ländern aktiven E-Commerce-Konzerns. Indem sich Rakuten-Händler ganz nach ihren Vorstellungen präsentieren könnten, werde ihnen der Aufbau eines eigenen Profils erleichtert sei es auch möglich, richtiggehende Fan-Communities rund um einzelne Shops aufzubauen. Damit verfolge man eine komplett andere Strategie als Amazon, das auch im Marktplatz-Geschäft ausschließlich auf die eigene Marke setzt. „Ebay auf der anderen Seite versucht immer mehr wie Amazon zu werden – und wird damit ebenfalls immer mehr zum Gegenteil von uns“, so Kirschner.
Auch wenn sich der Rakuten-Manager nicht auf den ehrgeizigen Zeitplan seines CEOs Hiroshi Mikitani festlegen lassen will, bekräftigt Kirschner die Ambitionen des E-Commerce-Konzerns: „Unser Ziel ist es, weltweit die Internet Service Company Nummer Eins zu werden.“ Auch wenn man heute von dieser Position noch ein ganzes Stück entfernt sei – der Gesamtumsatz von Rakuten lag im ersten Halbjahr 2012 bei 2,56 Milliarden US-Dollar und damit noch deutlich unter den Vergleichswerten von Amazon und Ebay – setze doch diese Zielsetzung und das starke Commitment von Firmengründer Mikitani in dem Unternehmen viele Kräfte frei. „Vor zehn Jahren hätte auch niemand gedacht, dass ein Hersteller wie Samsung zu einer Weltmarke wie Apple werden könnte“, so Kirschner. „Daran sieht man, dass ein Unternehmen viel erreichen kann, wenn es fest an etwas glaubt.“
Spielen die Händler mit?
Vor dem Erfolg steht jedoch bekanntlich die Arbeit. Und im Zuge der Neuausrichtung von Rakuten Deutschland besteht eine wesentliche Aufgabe darin, die Händler von der Kursänderung zu überzeugen. „Wir rechnen mit einigem Gegenwind“, räumt Rakuten-Deutschlandchefin Beate Rank ein. Vor allem bei Händlern, die Rakuten bisher vor allem als Shopsystem benutzten, erwarte man skeptische Reaktionen. Zumal Rakuten zum 1.1.2013 auch ein verändertes Gebührensystem einführt, das unter dem Strich keine Verteuerungen bringen soll, jedoch sicherlich für einige Unsicherheiten sorgen dürfte. „Wir sind davon überzeugt, dass sich die Effekte unserer neuen Strategie mit Zahlen belegen lassen und glauben daran, so skeptische Händler zu überzeugen“, erklärt Rank. Indem die Händler ihre Kunden im Rakuten-Netzwerk „teilen“, werde sich schließlich auch die Besucherfrequenz für den einzelnen Händler merklich erhöhen. Erstes Feedback im Händlerportal Sellerforum.de zeigt sowohl positive wie auch ablehnende Reaktionen. Es wird daher in erster Linie an den Kunden liegen, über den Erfolg von Rakutens Aufholjagd auf Amazon zu entscheiden. (mh)