Generation Y

Wie die Chefs von morgen ticken

22.07.2013
Von  und Lin Freitag
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

"Große Erwartungen an die Karriere"

Welche konkreten Vorstellungen hat denn die Generation Y von Job und Karriere?

Marius Möller: Karriere heißt für sie nicht mehr zwingend Aufstieg nach oben. Karrieren werden künftig auch seitlich verlaufen. Standardisierte Muster werden durch Mosaikkarrieren ersetzt. Man wird auch nicht mehr an einem Ort aufwachsen, studieren und arbeiten. Mobilität heißt das Gebot der Zukunft, und da geht es nicht nur um die Frage "Stadt oder Land", sondern länder- und auch fachübergreifend. Man startet als Arzt und nach ein paar Jahren arbeitet man dann vielleicht als Unternehmensberater für das Gesundheitswesen.

Jutta Rump: Die Generation Y hat drei große Erwartungen an ihre Karriere: Perspektive, Abwechslung und eine ausgewogene Work-Life-Balance. Das letzte Thema ist so wichtig, weil die Generation Y weiß, dass ihr auf dem Arbeitsmarkt viel Instabilität droht. Deswegen sucht sie nach anderen Stabilitätsfaktoren. Die vermutet sie in der Familie und bei Freunden.

Marius Möller: Deswegen ist die Generation Y auch bereit, weniger zu verdienen, wenn sie dafür mehr Freizeit hat. Zum Beispiel ist mein Job mit ständigen Reisen verbunden, das wollen viele nicht. Wenn man zum Beispiel dienstags in den Club gehen und donnerstags Tennis spielen will, muss man manche Joboptionen schon mal sausen lassen.

Liegt das nicht auch daran, dass die Generation Y häufig verhältnismäßig wohlhabende Eltern hat und deswegen andere Ansprüche?

Jutta Rump: Ja, Wohlstand wird eher mit "eine Familie gründen" assoziiert als mit "Geld für einen längeren Luxusurlaub im Fünf-Sterne-Hotel haben".

Sophia von Rundstedt: Die Generation Y ist weniger bereit, in einem Unternehmen zehn Jahre zu schuften, damit sie eines Tages einen bestimmten Status erreicht oder noch die nächste Gehaltsstufe überspringt. Sie lebt im Hier und Jetzt. Arbeit muss ihr Spaß machen und einen übergeordneten Sinn haben.

Marius Möller: Ganz im Gegensatz zu unserer Generation Silberhaar, die lange nach dem Karottenprinzip vorgegangen ist. Wir haben alle noch gesagt: Lass uns erst mal was Ordentliches lernen, wir haben eine Lehre gemacht oder studiert, nach dem Motto: Du fängst ganz klein an, und wenn du fleißig arbeitest, bekommt du irgendwann die Belohnung. Damit kann man die Generation Y nicht locken.

Die vorherige Generation X ja schon. Was aber tritt an die Stelle des alten Prinzips Karotte?

Jutta Rump: Früher galt: Je älter der Arbeitnehmer ist, desto höher ist das Gehalt. Mittlerweile sind die Firmen auf dem Weg zu einer leistungsorientierten Vergütung, die es jüngeren Mitarbeitern ermöglicht, mehr zu verdienen als ihre älteren Kollegen.

Marius Möller: Viele Unternehmen bieten sogar schon eine Art Vorschuss und bezahlen ihren Mitarbeitern ein Masterstudium. Das wäre früher undenkbar gewesen, genauso wie der freiwillige Verzicht auf einen Dienstwagen. Wir bieten das beispielsweise gar nicht mehr an, weil es immer weniger interessiert. Mit einem Firmenwagen können Sie heute einen jungen Kollegen kaum noch motivieren. Der weiß in der Großstadt doch gar nicht, wo er ihn parken soll. Oder ein großes Büro mit möglichst vielen Fenstern, an deren Zahl man den Status ablesen kann: Bei uns haben viele Führungskräfte gar kein Büro mehr. Wozu auch?

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