Fazit
Natürlich kann man die reine maschinelle Leistung nicht als alleinigen Maßstab für eine Entscheidung für oder gegen Cloud Computing nehmen. An versteckte "goodies" im eigenen RZ hat man sich seit Jahren ge-wöhnt und nimmt sie selbstverständlich in Anspruch. Auch das Gefühl, über die eigene IT komplett zu "verfügen", gibt mancher ungern auf. Aber betreibt heute noch jemand sein eigenes Kraftwerk?
Und dass dieser Eigenbetrieb das Doppelte kostet, wird auch nicht jeder Controller gut finden. Selbst bei vorsichtigen Annahmen spart man mindestens eine halbe Million Euro und mehr pro Jahr. Wenn ein Cloud-Anbieter nach der Kalkulation sogar Mehrkosten bringen würde, lässt sich das vielleicht durch andere Ta-rifwahl oder Verhandlungen ändern. Wenn ein Provider andererseits plötzlich für "kostenfrei erwartete Ne-benleistungen" ein Preisschild aufstellen sollte, hat man dafür noch eine Marge. Da lohnt es sich, die Datenschutz-Frage neu zu bewerten, die manchmal Cloud-Überlegungen blockiert.
Was ist noch zu beachten?
In jedem Fall sollte man auch eine Liste all derer Faktoren aufstellen, die für einen Verbleib im eigenen Hause abzuwägen sind:
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Unabhängigkeit von externen Gegebenheiten eines Providers (Preispolitik, Inland/Ausland).
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Kompetenz der eigenen Mitarbeiter bewahren oder aufgeben?
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Ist absolute Hoheit über die eigenen Verfahren, Daten und Programme unabdingbar?
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Sind Stabilität und Bandbreite der Verbindungsleitungen zum Cloud-Anbieter vorhanden?
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Sind Datenschutz und Sicherheit möglicherweise prohibitiv?
Rechtfertigen diese Kriterien die Preisdifferenz von ein bis zwei Millionen Euro pro Jahr, sollten Unter-nehmen die IT im Hause behalten. Andernfalls aber startet man Ausschreibung und Vertragsverhandlungen, klärt die internen Fragen mit seinen Mitarbeitern, dem Controlling und gegebenenfalls der Unternehmens-leitung und dem Betriebsrat und trifft die Entscheidung.
Führt diese zum Verbleib der IT im eigenen Haus, kann man dies transparent belegen. Man weiß dann genau, wofür man die erheblichen Budgetteile auf-wendet. Jedenfalls werden sie nicht für das Computing, Storage und den Betrieb bezahlt, sondern für ganz andere Dinge. Kein Finanzchef kann mehr kritische Fragen stellen, kein Vorstand auf den "IT-Guru" verweisen. Das kann sehr erleuchtend sein und die IT steht plötzlich in viel besserem Licht da. Der Anbieter hat dann zwar den Deal verloren, wird aber womöglich eine neue Chance bekommen.
Der ausführliche Analyse-Bericht ist beim Autor unter www.jomi1.com erhältlich.
(Computerwoche / rb)