Autonome Autos, die sich selbst besitzen
Die Fahrzeuge selbst könnten irgendwann ökonomisch unabhängig werden und eigene Entscheidungen (auf der Basis von Algorithmen und Echtzeit-Informationen) treffen. Entweder um den Profit des Besitzers zu maximieren oder Mobilitätsleistungen zum Wohle der Allgemeinheit zu erbringen. Mit der Zeit werden sich weitere "Besitz-Modelle" herausbilden. Über Besitz und Zugangsberechtigung entscheidet dann ein Token. So könnte ein Eigentümer seinen Besitzanteil an einem Pkw künftig direkt wie Aktien handeln - und zwar dank derBlockchain ohne Mittelsmann. Einige Fahrzeuge werden jedoch in Besitz einzelner Personen oder Unternehmen bleiben.
Andere Fahrzeuge könnten mehrere Besitzer haben, deren Identitäten und "Shares" in Echtzeit erkannt und entsprechend angepasst werden. Die OEMs werden Autos dann auch nicht mehr über ein Händlernetz verkaufen, sondern ihre Fahrzeuge einfach in den Gebieten ausliefern, wo ihr Einsatz ökonomisch sinnvoll erscheint. Ein Eigentümerwechsel findet dann nur noch statt, wenn sich so der Cashflow optimieren lässt. Die Informationen über den Besitz und Gebrauch des Fahrzeugs werden dabei sicher und unveränderbar auf der dezentralen Plattform gesichert.
Wenn die P2P-Marktplätze gereift sind und sich die Konsumenten an "besitzlose" Mobilität gewöhnt haben, könnte es auch dazu kommen, dass Fahrzeuge sich selbst besitzen - als ökonomisch unabhängige Einheiten. Unklar ist, an wen die Autobauer zukünftig ihre Autos vermarkten: An Flottenbetreiber wie Uber, Carsharing-Dienstleister oder direkt an Alexa oder Siri? Die haben von einem Nutzer zuvor die Aufforderung erhalten, den Transport von A nach B zu organisieren.
Diese Zukunft weicht ganz erheblich von dem Geschäftsmodell ab, das Fahrdienstleister wie Uber derzeit forcieren. Während autonome Fahrzeuge die Kosten für einen menschlichen Fahrer eliminieren, sorgt dieBlockchaindafür, dass auch Uber (und Co.) als Mittelsmann ausgeschaltet wird, der dem Kunden ein Fahrzeug vermittelt, eine Transaktionsgebühr einstreicht und die Bedingungen für die Beförderung diktiert.
Eine dezentrale Mobilitäts-Plattform könnte zum sichtbaren Beispiel für die "Null-Grenzkosten-Gesellschaft" werden. In einer solchen Gesellschaft ist es Gang und Gäbe, dass die Besitzer von Gütern (Haus, Auto, etc.) diese verleihen beziehungsweise vermieten, wenn sie gerade nicht gebraucht werden. Die Kosten für den entsprechenden Service werden so marginalisiert. Anstelle von Kapital und Arbeit wird in einer solchen post-kapitalistischen Wirtschaft das Wissen zur Grundlage von Reichtum, während traditionelle Treiber wie Angebot, Nachfrage und Profitstreben um kollaborative und kommunale Ansätze erweitert werden, die das Gemeinwohl priorisieren und nicht nur die Profite der Kapitaleigner.
Die Herausforderungen Blockchain-basierter Mobilität
Bei all dem möglichen Nutzen, den ein solches System mit sich bringen würde, sollte man jedoch die Einschränkungen nicht außer Acht lassen. Diese werden einige Teile der Gesellschaft besonders hart treffen - insbesondere im Niedriglohnsektor. Und auch die Regierungen werden "leiden": Alleine in den USA droht ein jährlicher potenzieller Verlust von 206 Milliarden Dollar, den die Autoindustrie samt Zulieferern in Form von Steuern in die Kassen spült. Diese negativen Folgen zu ignorieren oder kleinzureden wird ins Chaos führen und den Widerstand derjenigen hervorrufen, die von den kurzfristigen Veränderungen am härtesten getroffen werden.
Deshalb sollten sich Regierungen, NGOs und Unternehmen jetzt - noch bevor uns die Veränderungen mit aller Macht ergreifen - zusammenschließen, um gemeinsam ein Konzept für die Mobilität der Zukunft zu entwickeln. Und um den Übergang zu FAVES und einem Blockchain-basierten Mobilitätssystem zu durchdenken und zu planen. Das Ziel sollte dabei sein, die Kosten und Nutzen eines solchen Modells gleichermaßen abzuwägen und für die Allgemeinheit verfügbar zu machen.
In der Technologie-Branche arbeitet man längst fieberhaft anBlockchain-basierten Standards für die Zukunftsmobilität. Nun müssen die Regulatoren und Gesetzgeber entscheiden, wie sie die Steuerverluste kompensieren können und wie die Haftungs- und Versicherungsbedingungen für FAVES aussehen sollen - insbesondere dann, wenn es um "sich selbst besitzende" Fahrzeuge geht. Regierung und Gesellschaft werden zusammen daran arbeiten müssen, die Folgen für Diejenigen, die ihreJobs wegen der FAVES verlieren, abzumildern.
Die Vorteile sind zu immens und das Risiko ist zu hoch, als dass man es sich leisten könnte, die Fehler der Vergangenheit bei Technologieentwicklungen nun in Bezug auf FAVES und dezentrale Mobilitäts-Plattformen zu wiederholen. Es ist an der Zeit, zusammen zu arbeiten, zu planen und zu denken. Darüber wie wir unsere Mobilität und unsere Städte so transformieren können, dass es jedem Mitglied der Gesellschaft zu Gute kommt.