Herr Bossek: Wie definieren Sie Unified Communication & Collaboration (UCC)?
Raphael Bossek, Estos: UCC-Lösungen ermöglichen eine erfolgreiche Zusammenarbeit über die Unternehmensgrenze hinweg, indem XMPP-/SIP-Federation für Instant Messaging und Präsenzmanagement als sicherer Standard verwendet werden. Gleichzeitig gehört zu einer UCC-Lösung auch die Integration mit verschiedenen Groupware-Lösungen sowie die Geschäftsprozessintegration mit CRM-/ERP- und anderen Branchenanwendungen, die im Unternehmen bereits eingesetzt werden und sinnvoll mit der UCC-Lösung verknüpft werden können.
Gibt es einen Unterschied zu reinen UC-Lösungen?
Raphael Bossek: Vereinfacht gesagt konzentriert sich UC auf die Zusammenführung unterschiedlicher Kommunikationswege, um die Kommunikation eines Unternehmens zu seinen Kunden effektiver zu gestalten und Prozesse zu "vereinfachen". UCC ist die logische Erweiterung um zusätzliche Funktionen, durch welche auch die Zusammenarbeit der Mitarbeiter innerhalb eines Unternehmens verbessert wird, beispielsweise durch Funktionen wie Desktop-Sharing, Unified Messaging oder Web Collaboration.
Was sind Ihrer Ansicht nach die größten Vorteile von UCC?
Bossek: Wir halten die Geschäftsprozessintegration - die Verschränkung der Kommunikationswege in einer führenden Anwendung - für den größten Vorteil von UCC. Hier können Unternehmen durch die Integration von CRM-/ERP- und anderen Branchenanwendungen die Kontaktinformationen nicht nur bei der Zusammenarbeit nutzen, sondern sie auch im Falle einer CRM-Integration jederzeit auf dem aktuellen Stand halten. Das ist ja eine große Herausforderung für alle Unternehmen, die ein CRM einsetzen und produktiv nutzen wollen.
Und wo liegen die größten Hindernisse und Probleme bei der Einführung und Nutzung?
Bossek: Ein stark diskutiertes Thema im Vorfeld ist der Datenschutz. Gerade bei Entscheidungen, bei denen ein Betriebsrat involviert ist oder eine öffentliche Projektausschreibung realisiert werden soll, steht der Schutz der Mitarbeiterdaten wie auch die Präsenz und Gleichberechtigung aller Parteien - Stichwort: Barrierefreiheit - im Fokus. Neben einem sensiblen und verantwortungsbewussten Umgang mit Daten ist auch die Integration der UCC-Lösung erfolgskritisch. Die UCC-Lösung darf keine weitere "Insellösung" innerhalb des Unternehmens darstellen, deren Umgang sich Mitarbeiter aufgrund einer Unternehmensvorgabe aneignen müssen.
Was können die Verantwortlichen tun, um eine solche Insellösung zu vermeiden?
Bossek: Sie müssen sich zuerst darüber bewusst sein, welche Funktionen sie nutzen wollen und wie sie die UCC-Lösung mit bereits in ihrem Unternehmen existierenden Prozessen verbinden können. Nur dann entsteht ein tatsächlicher Mehrwert für den Anwender.
Welche Unternehmen profitieren am meisten von UCC, für wen ist UCC eher nicht geeignet?
Bossek: Gerade in Zeiten zunehmender Digitalisierung nimmt die persönliche Kommunikation einen besonders hohen Stellenwert ein. Egal ob es ein kleiner Ein-Mann-Betrieb oder ein international agierender Konzern ist: Ein Unternehmen, das sich durch eine besonders effiziente, zuvorkommende Kommunikation zum Kunden und auch intern auszeichnet, wird sowohl Mitarbeiter als auch Kunden begeistern. Folglich ist UCC mit seinen zahlreichen Kommunikationsfunktionen für jedes Unternehmen relevant, das Interesse daran hat seinen langfristigen Unternehmenserfolg zu sichern.
Nach welchen Hauptkriterien sollte ein Unternehmen bei der Wahl einer UCC-Lösung vorgehen?
Bossek: Unternehmen sollten sich für eine UCC-Software entscheiden, die sie unabhängig von der TK-Anlage einsetzen können. Sie können die UCC-Lösung dann auch bei einem Wechsel der TK-Anlage weiter nutzen - Stichwort: Investitionsschutz. Ohne diese Flexibilität werden Unternehmen nicht von der höheren Innovationsgeschwindigkeit in der Softwareentwicklung profitieren können.