And the winner is ... HP Enterprise?
So sehr manche Experten die HP Inc. auf der Verliererstraße sehen - und damit unrecht behalten könnten -, so wenig ist auch ein Erfolg der HP Enterprise ausgemacht. Um nur einen Effekt der Aufspaltung in eine HP Inc. und eine HP Enterprise aufzuzeigen, sei Timothy Morgan Prickett noch einmal zitiert. Seit der Weltwirtschaftskrise von 2008/2009 kämpfe HP mit rückläufigen Zahlen. Die Abschreibungen für den missglückten Autonomy-Kauf müssten ebenso wie die 13,9 Milliarden Dollar teure Akquisition von EDS aus dem Jahr 2008 erst einmal verdaut werden.
In dieser Situation sehe sich HP nun in einer vergleichbaren Situation wie IBM, die ihr PC-Geschäft an Lenovo abgetreten hatte. Der Skaleneffekt, den man als Großeinkäufer von Prozessoren bei Firmen wie Intel nutzen konnte, verringerte sich mit dem Verlust des PC-Geschäfts - zum Nachteil für die Server-Abteilung. IBM musste die Chips teurer einkaufen und damit auch die Preise für seine Server erhöhen. Ähnliches prognostiziert Prickett nun der HP Enterprise.
Crisp-Research-Analyst Janata erwartet weitere Probleme: "HP Enterprise steht vor gewaltigen Herausforderungen. Im Cloud-Service Geschäft ist man quasi gescheitert. Outsourcing ist ein schwieriges Umfeld, wo Anbieter wie HP unter der starken Konkurrenz aus Indien leiden. Und Trends wie Software-defined Network/Datacenter machen das Leben auch nicht gerade einfacher." Derzeit spreche wenig dafür, "dass HP an alte Erfolge anknüpfen kann".
Ebenfalls noch nicht ganz überzeugt ist Experton-Mann Schwab. HP Enterprise habe "theoretisch bessere Chancen, jedoch vermisst man seit Langem echte Innovationen im Bereich Server und Storage, so dass von dieser Seite eher wenig zu erwarten ist". Der Erfolg, so Schwab, "steht und fällt letztlich mit den Enterprise Services, da bei den Produkten wenig Innovatives zu erkennen ist".
Doch es gibt auch Positives: Timothy Prickett Morgan sieht über den langen Zeitraum von der Wirtschafts- und Finanzkrise der Jahre 2008/09 bis heute ein recht stabiles Umsatzergebnis der Softwaresparte und des Bereichs HP Financial Services. Beide hätten Jahr für Jahr mit jeweils rund einer Milliarde Dollar zum Gesamtergebnis beigetragen. Diese Einnahmen - allerdings auf im Konzernmaßstab eher niedrigem Niveau - hätten beide Geschäftseinheiten unberührt von weltweiten wirtschaftlichen Entwicklungen und Konkurrenzeinflüssen erwirtschaftet.
Die Enterprise Group, zu der die gesamte Hardware der Server, Storages, Switches sowie der technische Support für diese Gerätschaft gehört, durchlitt bittere Zeiten während der Finanzkrise - schaffte dann aber bis Ende 2010 ein glänzendes Comeback. Seitdem aber sinken die Umsatzzahlen wieder kontinuierlich - mit gelegentlichen Ausschlägen nach oben. Grund hierfür ist vor allem der Trend zu preiswerten x86-Standard-Servern, an denen nicht viel zu verdienen ist. Gleichzeitig werden die Verhältnisse für die hochpreisigen Itanium-basierten "Integrity"-Systeme immer schwieriger.
Geholfen hat HP auch nicht der Zukauf von Netzwerk- und Speicherfirmen, um das Geschäft der Enterprise Group zu stabilisieren (beispielsweise 3Par oder 3Com). Immer mehr Wettbewerber mit offeneren Konzepten, billigerer Hardware und ausgeklügelteren Softwareangeboten traten auf den Plan und machten es HP schwer, erfolgreich zu agieren. Prickett Morgan sieht davon auch andere Traditionsanbieter wie IBM, Dell, Oracle/Sun oder Fujitsu bedroht.
Auch im IT-Servicemarkt stagniert HP. Allerdings sollte erwähnt werden, dass der Konzern hier weltweit klar die Nummer zwei ist. Dieser Erfolg stammt, wie PAC-Analyst Châlons betont, vor allem aus dem guten Auftritt im Bereich der Infrastructure Services. Wie es mit dem Servicegeschäft weitergeht, wird auch davon abhängen, ob sich HP an das hält, was das Unternehmen vor Wall-Street-Analysten versprochen hat: Die Kosten im Servicegeschäft sollen um rund zwei Milliarden Dollar gesenkt werden. Da dies wohl über Personalreduzierungen vonstatten gehen wird, ist erneut Unruhe programmiert.