HP Inc. = Verliererunternehmen?
Trotzdem wehrt sich Patrik Edlund, Sprecher der ehemaligen HP Deutschland, gegen den Eindruck, mit der HP Inc. sei der Verlierer der Unternehmensaufspaltung schon ausgemacht. Er verweist auf das spannende Thema des 3D-Drucks, das - zumindest in den Projektionen der Analysten - große Wachstumschancen verspricht. Hier sei HP mit eigenen Entwicklungen sehr engagiert am Werk. Problem allerdings: So vielversprechend der 3D-Druck auch zunächst erschien, auf dem sogenannten Hype Cycle steckt er schon wieder im "Tal der enttäuschten Erwartungen". Von Stückzahlen, in denen ein Unternehmen wie HP denkt - und denken muss -, ist dieses Produktsegment weit entfernt. Edlund betont zudem die Bedeutung, die Konzepte wie der "Sprout"-PC für die Produktsparte hätten.
PC-Geschäft von HP zeigt sich stabil
Nicht hausgemacht und zudem ein Problem, das alle amerikanischen IT-Hersteller derzeit teilen, ist der starke Dollar. Gartner wies bereits 2015 darauf hin, dass Verkäufer von Endgeräten die Preise erhöhen werden, um währungsbedingte Einbußen auszugleichen. In der Eurozone und in Japan sollen PCs im Jahr 2015 um bis zu zehn Prozent teurer werden. Allerdings ist das ein Effekt, der alle Anbieter trifft und in allen geografischen Regionen Spuren hinterlässt. Trotzdem erwischt er die neue HP Inc. zu einem ungünstigen Zeitpunkt, nämlich gleich zum Start.
Das PC-Geschäft von HP bleibt angesichts der allgemeinen Marktschwäche ein unsicherer Kandidat. Zwar deutete sich im ersten Quartal dieses Jahres eine leichte Erholung an - HP konnte Gartner zufolge seinen weltweiten Absatz um 2,5 Prozent steigern, während der Gesamtmarkt um 5,2 Prozent schumpfte. Doch im darauf folgenden zweiten Quartal kam die Ernüchterung: Der PC-Absatz im globalen Markt wie auch bei HP reduzierte sich im Vergleich zum Vorjahresquartal um 9,5 Prozent. Auch die direkten Konkurrenten verzeichneten Einbußen, aber in einem etwas geringen Ausmaß: Marktführer Lenovo beklagte ein Minus von 6,8 Prozent, Dell 4,9 Prozent.
"Ein solches Business kann wertvoll sein"
Steve Janata von Crisp Research sieht die Zukunft der HP Inc. dennoch nicht so schwarz wie einige andere Marktbeobachter. Welches der beiden neuen Unternehmen von der Aufspaltung profitieren werde, bleibe abzuwarten. "HP als Gesamtes leidet seit Jahren unter strategischen Fehlentscheidungen." Die Abspaltung des PC- und Druckergeschäfts gebe vor allem für die Investoren Sinn. Janata sieht die Margenthematik der Personal Systems Group nicht als besorgniserregend an: "Dieses Geschäft ist von niedrigen Margen gekennzeichnet. Aber die Historie (Lenovo/IBM) hat gezeigt, dass mit richtiger Strategie, Fokussierung und Kostenkontrolle ein solches Business doch wertvoll sein kann."
Ebenfalls eher optimistisch argumentiert Wolfgang Schwab, Lead Advisor Platforms & Infrastructure bei der Experton Group AG. Mit niedrigen Gewinnmargen umzugehen, sei für für PC- und Notebook-Anbieter nicht neu. Und richtig sei auch, dass HPs strategische Entscheidungen zum Thema Smartphones und Tablets "eher von zweifelhafter Natur" gewesen seien. Die Ausgangssituation für einen langjährigen, erfahrenen Anbieter wie HP sei aber dennoch nicht schlecht. "Bei richtigem Management kann HP hier durchaus erfolgreich sein."
Nach wie vor gute Margen
Nicht zu unterschätzen, so Schwab, ist das Druckergeschäft. Dort ließen sich nach wie vor gute Erträge erzielen. Tatsächlich generierte der Anbieter im Druckergeschäft (für Privat- und Geschäftskunden inklusive des gesamten Zubehörs) immer den höchsten operativen Gewinn - wenn man einmal die Softwaresparte mit ihren generell höheren Margen außen vor lässt. Allerdings ist dieses Business bei HP wesentlich kleiner.