T-Systems hat seine langjährige Partnerschaft mit VMware auf VMware NSX Data Center erweitert. Bislang arbeiteten die beiden Unternehmen vor allem im Bereich vCloud Director zusammen. Die Software ist zusammen mit VMware vSphere die Grundlage für die DSI vCloud von T-Systems (Dynamic Services for Infrastructure with vCloud). Mit VMware NSX Data Center wird die Kooperation nun auf Netzwerkvirtualisierung ausgedehnt.
NSX Data Center erprobt T-Systems bereits seit 2017. Seit einiger Zeit ist die Lösung auch schon produktiv im Einsatz. Nun sind sich die Partner jedoch der Belastbarkeit des darauf basierenden Angebots sicher und gehen offensiv an den Markt.
Für T-System ist das ein Riesenschritt. Die mit NSX Data Center mögliche Verknüpfung von Rechenzentren soll nicht nur der Verbindung eigener Anlagen mit denen der Kunden ermöglichen, sondern dient T-Systems auch als Grundlage zur Neustrukturierung seines Geschäfts. Der Dienstleister will damit herkömmliche Denkweisen in Silos und Besitzstandsdenken überwinden und zu einem weltoffenen Multi-Cloud-Optimierer für seine Kunden werden.
Bester Beleg dafür, dass das Unternehmen es ernst meint, ist die noch junge Zusammenarbeit mit AWS. Der Hyperscaler wurde lange und erbittert als Gegner bekämpft. Allerdings hat sich gezeigt, dass dieser Kampf nicht im Interesse der Kunden war. Die sehen nämlich durchaus Potenzial im Angebot des US-Konzerns. Sie vor eine Entweder-oder-Wahl zu stellen, ist nicht hilfreich.
Wie sich AWS und T-Systems ergänzen
Das eigene Angebot kommt vielmehr besser zur Geltung, wenn man es als Ergänzung zu den bei AWS gewünschten Services positionieren kann. Und noch größer ist die Zufriedenheit bei den Kunden, wenn ihnen sogar bei der im Detail doch nicht immer ganz einfachen Nutzung und Verwaltung der AWS-Dienste geholfen wird.
Auch bei AWS hat ein Umdenken eingesetzt. In den Anfangsjahren drängte der Anbieter völlig ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse deutscher Kunden auf den Markt. Seit 2014 hat er bei Datenschutzmaßnahmen und Zertifizierungen deutlich nachgebessert und die Cloud-Infrastruktur in Deutschland ausgebaut. Außerdem hat AWS offenbar auch eingesehen, dass kompetente lokale Partner bei der Positionierung seiner Services bei Enterprise-Kunden ebenso helfen, wie sie Kunden bei der Integration der Amazon-Cloud in ihre Gesamtstrategie unterstützen. Zum Beispiel können Reseller und Systemhäuser seit Mai AWS-Services bei Tech Data ordern und ihren Kunden vermitteln.
(Update, 10. Juli 2018, 17 Uhr 30: Der Beitrag wurde um einen Hinweis auf die von AWS angebotenen Migrations-Tools ergänzt.) Von AWS wird heute auch akzeptiert, dass ein wesentlicher Teil der Dienstleistung darin besteht, die komplette Festlegung auf die Amazon-Cloud zu vermeiden. Dass es einfache Wege hinaus gibt ist Firmenkunden ebenso wichtig, wie die Möglichkeit zur einfachen Migration in die AWS-Cloud. Derzeit bietet AWS zehn Migrationsdienste und- services an. Davon können fünf in beide Richtungen genutzt werden.
VMware NSX Data Center als Basistechnologie
Indem T-Systems seine DSI vCloud um VMware NSX Data Center ergänzt, können Kunden auf eine durchgängige Virtual-Cloud-Network-Architektur zugreifen und bekommen auch bei AWS eine konsistente, überall vorhandene Konnektivität samt aller von T-Systems in seinen Rechenzentren angebotenen Security-Funktionen. Potenziell ist das Angebot auch auf andere Cloud-Dienste erweiterbar.
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T-Systems DSI vCloud wird Kunden Deutschland, Österreich, der Schweiz, Großbritannien, Spanien, Singapur und den USA angeboten. Die neu hinzugekommenen Network-Services stehen Kunden der DSI vCloud ohne Zusatzkosten zur Verfügung.
Praktische Bedeutung der Zusammenarbeit
Martin Niemer, Director Accelerate Advisory Services CEMEA bei VMware, räumt gegenüber ChannelPartner ein, dass die Cloud-Networking-Funktionalität "eher technisch" ist. Zum Beispiel reduziere sich der Konfigurationsaufwand beim Verschieben virtueller Maschinen, weil IP-Adressen und Netzwerkpfade einfach weiterhin verwendet werden können.
Er betont aber auch, dass die Ergebnisse für Kunden eine große praktische Bedeutung haben. "Sie bekommen damit erstmals durchgängige Netzwerke und wirkliche Transparenz vom eigenen Rechenzentrum bis in die Cloud. Sie sehen in einer Management-Konsole sowohl eigene Rechenzentren als auch die bei T-Systems und AWS genutzten Ressourcen."
Auch Ralf Poggemann, Director Cloud Partner Business bei der Digital Divison von T-Systems, betont die Bedeutung der Erweiterung der Technologiepartnerschaft für das Geschäft seiner Kunden. "Unsere Kunden haben eine sehr klare Erwartungshaltung. Und viele haben uns auf die VMware-Cloud auf AWS angesprochen. Hybrid Cloud ist für die meisten ein absolutes Schlüsselelement ihrer Cloud-Strategie."
Poggemann weiter: "Zusammen mit VMware haben wir nun die Grundlagen dafür geschaffen, dass zum Beispiel Cloud-Bursting, also das bedarfsweise Auslagern von produktiven Workloads, oder bei Bedarf das Überführen von Workloads aus der Cloud ins Rechenzentrum, effizient möglich sind. Damit verschwimmen die Grenzen zwischen On-Premise und Cloud."
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Für die DSI vCloud hat T-System derzeit rund 400 Kunden. "Kaum einer davon hat noch langfristige Verträge mit uns unterschrieben", berichtet Poggemann. Das sei für den Dienstleister im Vergleich zum früher betriebenen Outsourcing-Geschäft zunächst eine erhebliche Umstellung gewesen. Inzwischen sei man jedoch froh, sie bereits vollzogen zu haben. Kunden sollen jetzt nicht mehr durch ein Vertragswerk an T-System gebunden werden, sondern durch die Einsicht in den Nutzen der Zusammenarbeit.