Cloud-Anbieter im Profil

T-Systems - mit vier IaaS-Plattformen gegen AWS und Co.



René Büst ist Research Director in Gartners Managed Business and Technology Services Team mit Hauptfokus auf Infrastructure Services & Digital Operations. Er analysiert Entwicklungen im Bereich Cloud Computing (Anbieter von Managed Cloud-Services und Public Cloud sowie Cloud-Strategien wie IaaS, PaaS und Multicloud), digitale Infrastrukturen und Managed Services sowie den Einfluss der digitalen Transformation auf die IT. Seit Mitte der 90er Jahre konzentriert sich Herr Büst auf den strategischen Einsatz der IT in Unternehmen und setzt sich mit deren Einfluss auf unsere Gesellschaft sowie disruptiven Technologien auseinander.
Mit einem breit gefächerten Cloud-Angebot für Infrastructrure as a Service (IaaS) nimmt die Deutsche Telekom den Kampf gegen die großen US-Anbieter AWS, IBM, Microsoft und Oracle auf. Die Tochter baut dabei vor allem auch Technologie-Partner und deutsche Rechenzentren. Lesen Sie alles zu Stärken und Schwächen des Cloud-Angebots der Deutschen Telekom.
 
  • Mit vier Plattformen als Fundament für sein IaaS-Angebot bietet T-Systems seinen Kunden eine breite Palette von Cloud-Einsatzszenarien an.
  • Punkten kann der deutsche Cloud-Anbieter mit Hybrid- und Multi-Cloud-Szenarien sowie der Einhaltung der strengen deutschen Datenschutzregeln.
  • Technologisch hängt das IaaS-Angebot der Deutschen Telekom stark von Partnern ab - das kann sich als Achilles-Ferse erweisen.

T-Systems hat sich große Ziele im Cloud-Geschäft gesteckt. "Attack Amazon Web Services" ist die konzernweite Marschroute, um dem 700 Pfund Public Cloud Gorilla aus den USA aggressiv die Stirn zu bieten. Inwieweit diese selbstbewusste Haltung von Erfolg gekrönt sein wird, wird sich zwar erst in ein paar Monaten zeigen. Allerdings hat T-Systems zumindest strategisch alle Weichen gestellt. Die Grundpfeiler bilden vier Cloud-Infrastrukturangebote, die potenziellen Kunden die Wahl zwischen unterschiedlichen Workload-Klassen lassen. Das könnte sich auszahlen, schließlich spielen im Rahmen der digitalen Transformation Multi-Cloud-Szenarien eine zentrale Rolle für Unternehmen, um ihre Geschäftsmodelle von der technischen Seite kommend zu verändern und die dafür notwendigen Prozesse anzupassen oder neu zu definieren.

Mit ihrem Cloud-Portfolio tritt die Deutsche Telekom gegen namhafte Konkurrenten vor allem aus den USA an.

Lesen Sie dazu auch unsere Serie "Cloud-Giganten":

Amazon Web Services - viel Cloud für wenig Geld

Microsoft Azure - mit der deutschen Cloud zu neuen Geldquellen

IBM Softlayer und Bluemix auf dem Prüfstand

Die Oracle-Cloud hat noch viel Luft nach oben

Die große Aufholjagd von Google

Das Cloud-Portfolio von T-Systems

Das Cloud-Portfolio von T-Systems setzt sich aus verschiedenen Bausteinen beziehungsweise voneinander unabhängigen Angeboten zusammen, deckt dabei aber alle Ebenen des Cloud-Stacks inklusive der Connectivity über das IP-Netzwerk der Deutschen Telekom, Big Data Lösungen und Cloud-Integration-Services ab. Die Strategie von T-Systems zielt hierbei allerdings weniger darauf ab, Dinge selbst zu entwickeln und somit die Kontrolle über eigene Technologie-Stacks zu behalten. Stattdessen werden im großen Stil Partnerschaften mit Technologieherstellern gesucht und deren Lösungen in das eigene Portfolio integriert. So untergliedert sich das Software-as-a-Service Portfolio in verschiedene Angebote und Partnerschaften. Hierzu gehören derzeit:

  • Document & File Management: doculife, forcont und covata;

  • Communications & Collaboration: Cisco, Avaya und Microsoft Lync;

  • ERP & HCM: SAP SuccessFactors und Unit4;

  • Office: Microsoft Office 365;

  • CRM: Salesforce und SugarCRM;

  • Big Data: Talend, Tableau und Cloudera.

Im Bereich der Cloud-Integration sind Informatica, elastic.io und jivs aktuell die Partner der Wahl. Mit AppAgile bietet T-Systems einen eigenen Platform-as-a-Service (PaaS), welcher technologisch auf Red Hat OpenShift Enterprise basiert. Weiterhin existieren Partnerschaften mit Pivotal Cloud Foundry und Salesforce (Force.com und Heroku).

T-Systems deckt mit seinen Angeboten den gesamten Cloud-Stack über Partnerschaften ab.
T-Systems deckt mit seinen Angeboten den gesamten Cloud-Stack über Partnerschaften ab.
Foto: Deutsche Telekom

Das Infrastructure-as-a-Service (IaaS) Portfolio setzt sich aus vier unterschiedlichen Angeboten zusammen, welche zwar über ein gemeinsames Portal der Deutschen Telekom angeboten, dennoch unabhängig voneinander gesteuert und vermarktet werden.

DSI vCloud

Bei der DSI vCloud (keine reine Public Cloud) handelt es sich um das dienstälteste IaaS-Angebot von T-Systems. Es unterscheidet die zwei Varianten, die physisch voneinander getrennt betrieben werden, aber sich lediglich durch verschiedene Zugriffsoptionen unterscheiden:

  • DSI vCloud Hybrid: Der Zugriff auf die Infrastruktur erfolgt über das öffentliche Internet.

  • DSI vCloud Private: Der Zugriff auf die Infrastruktur erfolgt mit einer direkten VPN- oder MPLS-Verbindung exklusiv aus dem Unternehmensnetzwerk des Kunden.

Die DSI vCloud basiert vollständig auf dem VMware vCloud Datacenter-Zertifizierungsprogramm.
Die DSI vCloud basiert vollständig auf dem VMware vCloud Datacenter-Zertifizierungsprogramm.
Foto: Deutsche Telekom

Die gesamte DSI vCloud folgt dem VMware vCloud Datacenter-Zertifizierungsprogramm und richtet sich an den Betrieb von Produktions-, Test- und Entwicklungsszenarien. Die Kernfunktionen der DSI vCloud bieten:

  • Virtuelle Maschinen,

  • Speicherplatz,

  • Backup & Restore,

  • APIs,

  • Self-Service Portal,

  • Template Mechanismen,

  • Identity & Access Management.

Höherwertige Plattform-Services werden darüber hinaus nicht angeboten.

In der DSI vCloud-Umgebung erhält jeder Kunde seine eigene virtuelle Organisation, auch vOrg genannt, über welche die Mandantentrennung erfolgt. Innerhalb einer vOrg verfügt jeder Kunde über ein eigenes Identity-Management und ein eigenes virtuelles Rechenzentrum, auch vDC genannt, um damit seine virtuelle Infrastruktur aufzubauen.

Bei der DSI vCloud setzt auch T-Systems auf das bekannte Shared-Responsibility Modell.
Bei der DSI vCloud setzt auch T-Systems auf das bekannte Shared-Responsibility Modell.
Foto: Deutsche Telekom

T-Systems stellt die DSI vCloud in drei Reservierungsmodellen bereit:

  • DSI vCloud Basic vDC: Diese Option richtet sich vor allem an Test- und Entwicklungsszenarien, um kurzfristig auf Infrastrukturressourcen zuzugreifen. Hierfür existiert ein Pool von Ressourcen, der zu 100 Prozent on Demand bereitsteht. In diesem Szenario haben alle Kunden dasselbe Anrecht auf die zur Verfügung stehenden Ressourcen.

  • DSI vCloud Committed vDC: Innerhalb dieser Option werden Kunden 75 Prozent der Arbeitsspeicher-Ressourcen und 50 Prozent der Rechenleistung-Ressourcen reserviert zur Verfügung gestellt. Das bedeutet, dass einem Kunden auf jeden Fall Infrastruktur-Ressourcen zur Verfügung stehen. Die restlichen 25 Prozent beziehungsweise 50 Prozent werden dann aus dem geteilten Pool von Ressourcen hinzuaddiert.

  • DSI vCloud Dedicated vDC: In dieser Option werden sämtliche vDC Ressourcen zu 100 Prozent für einen Kunden exklusiv reserviert. Dazu muss der Kunde allerdings mindestens drei physikalische Hostsysteme buchen. Von zwei Hosts erhält er dann die Ressourcen bereitgestellt. Der dritte Host dient dem Sicherstellen der Hochverfügbarkeit.

Die DSI vCloud stellt T-Systems aus Rechenzentren in Österreich (Wien), Deutschland (2x Frankfurt, 2x München), Spanien (Barcelona), und der Schweiz (Bern) bereit.

Zur Startseite