Corona-Schutz

Stiko empfiehlt zweiten Corona-Booster ab 60

24.08.2022
Bislang hat die Stiko mit der Ausweitung ihrer Empfehlung für den zweiten Corona-Booster gezögert - das hat sich jetzt geändert.
In seine neue Empfehlung nimmt die Stiko auch den Proteinimpfstoff von Novavax und ein Antikörper-Präparat auf.
In seine neue Empfehlung nimmt die Stiko auch den Proteinimpfstoff von Novavax und ein Antikörper-Präparat auf.
Foto: funnyangel - shutterstock.com

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine zweite Corona-Auffrischimpfung nun offiziell auch für Menschen ab 60 Jahren. Menschen in dieser Altersgruppe und im Alter ab fünf Jahren mit einem erhöhten Risiko für schwere Covid-19-Verläufe infolge einer Grunderkrankung sollten einen weiteren Booster erhalten, hieß es in einer Mitteilung des Gremiums. Die Stiko erweitere ihre bisherige Empfehlung "mit dem primären Ziel, besonders gefährdete Personen noch besser vor schweren Covid-19-Erkrankungen und Covid-19-bedingten Todesfällen zu schützen".

Angeraten sei der weitere Booster, vorzugsweise mit einem mRNA-Impfstoff, nach "drei immunologischen Ereignissen" - etwa nach Grundimmunisierung und erster Auffrischimpfung oder Grundimmunisierung und Sars-CoV-2-Infektion. Bedingung für die zweite Auffrischimpfung ab 60 sei im Regelfall, dass die erste Booster-Impfung oder die letzte Corona-Infektion mindestens sechs Monate her sei. Nur in begründeten Einzelfällen könne der Abstand auf vier Monate reduziert werden, so die Stiko.

Bislang hatte die Stiko den zweiten Booster bereits schon folgenden Gruppen empfohlen: Menschen über 70 Jahren, Menschen in Pflegeeinrichtungen, Menschen mit Immunschwäche und Menschen mit erhöhtem Risiko für schwere Covid-19-Verläufe ab fünf Jahren sowie Beschäftigten in medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen.

Zweite Auffrischimpfung

Nun betonte das Gremium, durch eine zweite Auffrischimpfung in der erweiterten Gruppe werde für diese Menschen "weiterhin ein sehr hoher Schutz gegen schwere Covid-19-Verläufe erzielt". Die genannten Risikogruppen sollten also nicht auf einen an die Omikron-Variante angepassten Impfstoff warten und eine Impfung verschieben, hieß es.

Die "Bild"-Zeitung hatte bereits berichtet, dass eine Ausweitung der Empfehlung für den zweiten Booster für Menschen ab 60 kommen soll. Jetzt folgte die Stiko offiziell vorherigen Aufrufen der EU-Behörden ECDC und EMA, die Mitgliedsstaaten sollten zweite Booster schon ab 60 Jahren anbieten. Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte einen zweiten Booster für breitere Bevölkerungsgruppen schon wiederholt ins Gespräch gebracht.

Dem Nachrichtenportal "t-online" sagte Lauterbach nun, er sei froh, dass die Stiko diesen wichtigen und aus seiner Sicht fälligen Schritt gegangen sei. "Ich rate den Bürgerinnen und Bürgern über 60 unbedingt, dem Rat der Stiko zu folgen und nicht auf die neuen Impfstoffe zu warten." Immer noch seien die Fall- und Sterbezahlen zu hoch. Die in Deutschland verfügbaren Impfstoffe schützten aber zuverlässig vor Tod und schwerem Verlauf.

Keine Empfehlung für gesunde Menschen unter 60 Jahren

In der neuen Empfehlung heißt es zudem explizit, gesunden Menschen unter 60 Jahren werde vorerst nicht noch ein Booster angeraten. "Diese Personengruppe würde nach derzeitigem Kenntnisstand von einer weiteren Impfstoffdosis nicht nennenswert profitieren." Eine Ausnahme bilde das Personal in medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen, für die der zweite Booster schon empfohlen ist.

Menschen mit bereits vier "immunologischen Ereignissen" in einem gewissen Abstand werde auch keine weitere Auffrischimpfung mehr empfohlen. Bei besonders Gefährdeten wie Hochbetagten könne aber individuell entschieden werden, ob eine weitere Impfstoffdosis wegen einer nachlassenden Leistungsfähigkeit des Immunsystems sinnvoll sein könne.

In der aktualisierten Stiko-Empfehlung spricht sich das Gremium auch für den Einsatz des Proteinimpfstoffs von Novavax zur Grundimmunisierung für Jugendliche ab 12 aus - bislang war er erst ab 18 empfohlen.

Zudem empfiehlt die Stiko besonders vulnerablen Gruppen ab 12 Jahren zusätzlich zur Impfung nun das Antikörper-Präparat Evusheld als Präventionsmaßnahme. Dazu zählen unter anderem Menschen mit Immunschwäche, "bei denen das Ausbleiben einer schützenden Immunantwort auch nach mehreren Impfstoffdosen zu erwarten ist". Die Empfehlung gilt für Menschen, bei denen aus bestimmten Gründen keine Impfungen gegen Covid-19 erfolgen können und die zugleich Risikofaktoren für einen schweren Krankheitsverlauf haben. Evusheld besteht aus zwei Sars-CoV-2-neutralisierenden Antikörpern und kann in den Muskel gespritzt werden.

Unterdessen hat der unabhängige Impfrat der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstmals die Verabreichung einer zweiten Corona-Auffrischimpfung für ältere Menschen empfohlen. Der Vorsitzende des Rates (Sage), Alejandro Cravioto, betonte am Donnerstag in Genf, dass dies keine Empfehlung für eine regelmäßige Auffrischung alle vier bis sechs Monate bedeute.

Der Impfrat ließ in seiner Empfehlung die genaue Altersgruppe offen. Jedes Land müsse selbst entscheiden, ab welchem Alter es zweite Auffrischimpfungen anbieten wolle. Sie sollten im Idealfall vier bis sechs Monate nach der ersten Auffrischimpfung verabreicht werden. Zusätzlich empfiehlt der Impfrat zweite Auffrischungen für Gesundheitspersonal jeden Alters sowie Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder anderen Krankheiten, die das Risiko einer schweren Erkrankung nach einer Corona-Infektion erhöhen. (dpa/rs)

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