Sparhandy.de ist neben Notebooksbilliger.de nicht nur die zweite Online-Beteiligung von Electronic Partner (EP), auch die Firmengeschichte der beiden Unternehmen ist sich durchaus ähnlich. Wie Notebooksbilliger-Gründer Arnd von Wedemeyer startete auch Wilke Stroman seine Unternehmerlaufbahn bereits sehr früh. Im Jahr 2000 stieg der damals 20-jährige in den Mobilfunkvertrieb ein - als Nebenberuf zur Ausbildung. "Statt persönlich zu beraten, machte ich allerdings die relevanten Infos im Netz verfügbar", berichtet Stroman. Als Ein-Mann-Betrieb eroberte sich der gebürtige Ostfriese die ersten Kunden, der Kaufabschluss kam damals aber noch offline zustande. Nach ersten Erfolgen kam es 2003 zur "zweiten Gründung" von Sparhandy in Köln - dieses Mal mit einem echten Büro, Mitarbeitern und einer konsequenten Online-Strategie.
Das Konzept von Sparhandy basiert auf der Zusammenarbeit mit sämtlichen Netzbetreibern sowie den wichtigsten Service-Providern. Deren Tarife kombiniert der Online-Händler "mit jedem Handy, das es gibt", erklärt Wilke Stroman. Bevor sich in der Branche Flatrates etablierten, setzte der Unternehmer noch vor allem auf die damals üblichen Bundling-Angebote, bei denen der Handy-Vertrag als Vehikel für einen verklausulierten Ratenkauf fungierte. Als E-Plus 2005 unter der Marke Base das erste Flatrate-Modell einführte, schwenkte auch Sparhandy.de schnell auf das neue Konzept um. "Es war klar, dass Finanzierungsmodelle kein nachhaltiges Geschäft sein konnten", erzählt Stroman. Deshalb habe sich Sparhandy in den Jahren 2006 bis 2009 von den Bundles verabschiedet und damit auch bewusst auf Umsätze verzichtet. "Wir haben uns stattdessen auf vernünftige Tarife konzentriert und uns in der Folge deutlich besser entwickelt als der Wettbewerb", so Stroman.
Der Umsatz ist nicht die entscheidende Messgröße
Tatsächlich explodierte der Umsatz von Sparhandy.de in den folgenden Jahren förmlich. Nach 36 Millionen Euro 2009 kratzte das Unternehmen bereits 2011 mit 94 Millionen Euro an der Umsatzgrenze von 100 Millionen Euro und steigerte sich 2012 auf phänomenale 213 Millionen Euro. 2013 fiel das Umsatzwachstum mit 217,9 Millionen Euro deutlich geringer aus, doch für Wilke Stroman ist der Umsatz ohnehin nicht die richtige Messgröße für die Entwicklung seines Unternehmens. "Die korrekte Bezugsgröße für unser Geschäftsmodell ist eher die Anzahl der abgeschlossenen Verträge." Das Verhältnis der vermittelten Verträge und des damit erzielten Umsatzes sei nämlich stark volatil. "Es kann vorkommen, dass auch bei einem geringeren Umsatz mehr Verträge vermittelt werden." So steigerte sich bei Sparhandy.de 2012 der Umsatz zwar nur um rund 2 Prozent, die Anzahl der Vertragsabschlüsse aber um 30 Prozent.
Neben Handys mit Mobilfunktarifen verkauft Sparhandy.de inzwischen auch Telefone ohne Tarif und ist über die Unternehmenstochter eBoTrade auch im Großhandel aktiv. Zu den Abnehmern gehören Online-Händler, Flächenmärkte, aber auch Fachdistributoren und Geschäftskunden im europäischen Ausland. "Das Großhandelsgeschäft ist skalierbar und wir könnten damit riesige Umsätze machen, doch geht es uns primär um den Ertrag", erklärt Stroman. Wichtig ist es dem Sparhandy-Chef, den Geschäftsbereich transparent darzustellen. "Ich denke, dass man die Einkaufsvorteile, die man hat, auch nutzen sollte. Letztlich machen wir hier nichts anderes als alle großen Anbieter. Seltsam ist nur, dass das sonst kaum jemand so sauber darstellt, wie wir."
Voraussetzung für weiteres Wachstum geschaffen
Auch weiterhin stehen bei Sparhandy.de alle Zeichen auf Wachstum. Die Zielvorgabe dafür präsentiert Firmenchef Wilke Stroman ausnahmsweise doch in Form einer Umsatzzahl: Mindestens 275 Millionen Euro sollen es im laufenden Jahr werden. Um sich auf diese Entwicklung vorzubereiten, hat das Unternehmen soeben in Bochum ein neues Logistikzentrum eröffnet. 2,5 Millionen Euro hat Sparhandy.de in den Standort mit 1000 qm Lagerfläche und 1300 qm Bürofläche investiert. Nachdem sich der Online-Händler aufgrund beschränkter Kapazitäten zuletzt vor allem auf das Endkundengeschäft konzentriert habe, schaffe das neue Lager nun auch im Großhandelsbereich wieder neue Möglichkeiten. Mit der Minderheitsbeteiligung von EP Mitte 2013 hat Sparhandy.de dafür auch einen starken Partner im Rücken. Wie Stroman betont, habe er zwar nicht aktiv nach einem Investor gesucht, doch sei es "nicht schlecht" gewesen, ein Stück aus dem Risiko zu gehen und Anteile zu Geld zu machen. Mit EP habe man einen Partner gefunden, der persönlich gut dazupasse und auch die nötige unternehmerische Freiheit gewährleiste.
Den Mobilfunkmarkt sieht der Sparhandy-Chef derzeit in einer Übergangsphase. Nach den Übernahmen bei den Netzbetreibern werde auch der Handel zunehmend konsolidiert. "Langfristig hoffen alle auf höhere Margen, doch kurzfristig gibt es erst einmal noch geringere Gewinnspannen", erklärt Stroman. Viele Wettbewerber versuchten dessen ungeachtet Gas zu geben. So würden unprofitabel Marktanteile dazugekauft, die dann auch noch mit zusätzlichen Kosten etwa bei Marketing und Personal verbunden seien. "Aber zweimal Minus ergibt nur in der Mathematik Plus." Sparhandy.de wolle weiterhin ertragsorientiert agieren und versuche auf Basis seiner Marktstellung mit den Netzbetreibern andere, profitablere Einkaufsmodelle zu vereinbaren.
Ein cleverer Schachzug ist in diesem Zusammenhang die Weiterentwicklung zum Mobilfunkprovider. In Kooperation mit der Deutschen Telekom bietet Sparhandy seit Mitte Juli erstmalig eigene Mobilfunktarife an. Mit der eigenen Handytarif-Marke Sparhandy steigt der Online-Händler in den exklusiven Kreis von Mobilfunkprovidern auf, die Telefonie und Surfen im Premiumnetz der Telekom offerieren. (rw)
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