Ausstieg aus dem Direktvertrieb

Sony schließt Onlinestore in Europa



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Auch wenn man nicht in die Umsatzgefilde von Apple vorstieß, war der Onlineshop von Sony doch ein wichtiger Bestandteil der Markenstrategie. Nun schließt der Hersteller allerdings seinen Onlinestore und leitet nur noch auf Partnershops weiter.
Trotz recht hoher Beliebtheit eingestellt: Das Online-Outlet von Sony
Trotz recht hoher Beliebtheit eingestellt: Das Online-Outlet von Sony
Foto: Sony

Angeblich hat Sony mit der Schließung seiner Onlinestores in Europa vor allem die Kunden im Blick: "Um den Wünschen all unserer Kunden noch besser nachkommen zu können, haben wir beschlossen, unseren Sony Store Online in Europa zu schließen und unsere besten Handelspartner nahtlos in die Kaufoptionen auf unserer Website zu integrieren", heißt es in einer von dem Hersteller versendeten E-Mail. Dennoch ist davon auszugehen, dass die Einstellung der europäischen Onlinestores eher auf das Spannungsfeld zwischen der Stärkung der eigenen Marke einerseits und der Vermeidung von Kanalkonflikten andererseits zurückgeht.

Wie viele Hersteller hat Sony seinen Onlinestore bisher vor allem zur Präsentation des eigenen Produktportfolios genutzt. Richtig konkurrenzfähig waren die Preise in dem Onlineshop nie - und stieß Sony deshalb auch nicht in ähnliche Online-Umsatzgefilde vor wie zum Beispiel Apple (358,3 Millionen Euro Online-Umsatz in Deutschland 2014 laut EHI-Studie "E-Commerce-Markt Deutschland 2015"). Eine Ausnahme stellte der Outlet-Bereich in dem Onlinestore dar, in dem immer wieder Schnäppchen zu haben waren, die auch auf Preisportalen wie MyDealz gut bewertet wurden.

Von beiden Vertriebsformaten - regulärer Onlineshop und Internet-Outlet - verabschiedet sich Sony nun europaweit. Ausstehende Bestellungen sollen noch normal abgearbeitet werden, alle Konditionen zu bisherigen Einkäufen bleiben unverändert bestehen.

Wenig überzeugendes Partnerkonzept

Künftig setzt Sony statt auf den Online-Direktvertrieb auf die Weiterleitung zu qualifizierten Partnern - online und offline. Wer auf Sony.de ein bestimmtes Produkt sucht, kann sehen, bei welchen Partner-Onlineshops dieses angeboten wird oder sich per Filialfinder das nächste Fachgeschäft anzeigen lassen. Das klingt in der Theorie recht gut, funktioniert in der Praxis aber eher leidlich: Für viele Produkte listet Sony noch überhaupt keine Online-Partner auf und wo verfügbar ist das Spektrum der Partnershops recht klein. Sucht man nach stationären Vertriebspartnern von Sony, landet man zudem bei den immer gleichen Elektroketten, eine echte Fachhandelsintegration gibt es augenscheinlich nicht.

Sonys Abschied vom Direktvertrieb ist insofern überraschend, als erst kürzlich das Fachinstitut ECC den Elektronikherstellern gute Noten für deren E-Commerce-Strategie vergeben hat. Auch Sony zählte dabei zu den Herstellern, die durch einen Mix aus Warenangebot, Produktinformation und Händlerintegration im Netz Mehrwerte für die eigene Marke generierten. Und mit dem hoch erfolgreichen Apple Onlinestore besitzt die Branche ohnehin eindrückliches Vorbild für die Potenziale einer direkt gesteuerten E-Commerce-Strategie. (mh)

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