AWS re:invent 2019

So stellt sich Amazon Web Services für 2020 auf



Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Umfassende EC2-"Renovierung"

Amazons Elastic Compute Cloud (EC2) gehört zu den populärsten Cloud Services. In Las Vegas präsentierte AWS eine ganze Reihe neuer Funktionalitäten für den Dienst:

  • Neue Versionen der EC2-Instanzen der Serien M, R und C auf ARM-Basis werden künftig von ebenfalls neu entwickelten Graviton2-Prozessoren unterstützt. Im Vergleich zu klassischen x86-Instanzen sollen diese laut AWS ein um bis zu 40 Prozent besseres Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.

  • EC2 Inf1 Instanzen auf Basis von Inferentia Chips sollen schnelle und kostengünstige Machine-Learning-Inferenz-Anwendungen in der Cloud realisieren. Die Instanzen lassen sich mit AWS Deep Learning AMIs bereitstellen und werden über Managed Services (beispielsweise SageMaker) verfügbar sein.

  • Der ML-basierte AWS Compute Optimizer liefert laut AWS bessere Empfehlungen, wenn es darum geht, Rechenressourcen zu verteilen. Die Kunden sollen so den Weg zum optimal passenden Amazon-EC2-Instanztyp finden.

  • Native Unterstützung für das IP-Multicast-Protokoll und die schnelle und einfache Erstellung und Überwachung von Skalierbaren Netzwerken will AWS mit neuen Funktionen für Transit Gateway umsetzen. Der Netzwerk-Hub bekommt fünf neue Netzwerkfunktionen: Transit Gateway Multicast, Transit Gateway Inter-Regionales Peering, Accelerated site-to-site VPN, die Integration von SD-WAN-Anbietern sowie der Transit Gateway Network Manager und VPC Ingress Routing.

Managed Cassandra

Wie die Nomenklatur nahelegt, handelt es sich bei dem Amazon Managed (Apache) Cassandra Service um einen nach Anbieterangaben skalierbaren, hochverfügbaren Serverless-Datenbank-Service mit Cassandra Support. Für Softwareentwickler bedeutet das: Sie können ihren exisitierenden Cassandra-Code sowie Apache-lizenzierte Treiber und Tools verwenden, um Workloads auszuführen, zu verwalten und zu skalieren. Das Management der zugrundeliegenden Infrastruktur liegt in den Händen von AWS.

Lesen Sie mehr über die AWS-Cloud:

Der Managed Cassandra Service von AWS ist kompatibel mit Apache Cassandra Version 3.11. Zu den Features gehören die automatische Skalierung von Tabellen, bereitgestellte Kapazitäten (ab 2020) sowie unter anderem die Möglichkeit zur Migration von Tabellen mit Hilfe der entsprechenden AWS Tools. Wie von Amazon gewohnt, lässt sich auch der Managed Cassandra Service in die übrigen Services integrieren - beispielsweise mit Security Services wie IAM, CloudWatch oder dem Key Management Service.

Nach den Worten des Konzerns sollen für Kunden zur Nutzung des Service keine Vorabinvestitionen nötig sein - es handele sich um ein Pay-per-Use-Geschäftsmodell.

Outposts schlägt Brücke ins Rechenzetrum

Bei AWS Outposts handelt es sich um einen Service, der Kunden gemanagte, konfigurierbare Rechen- und Speicherracks zur Verfügung stellt. So können Unternehmen ihre Daten auf vorkonfigurierter Hardware on-premise verarbeiten und direkt in die AWS Cloud-Servicewelt überführen. Der Service wurde bereits im vergangenen Jahr angekündigt und ist nun verfügbar.

In eigenen Worten bringt AWS so "Outposts native AWS Dienste, Infrastruktur und Betriebsmodelle in jedes Rechenzentrum, jeden Co-location Space und jeden On-premises-Standort." Das soll den Kunden dabei helfen, "eine konsistente" Hybrid-Cloud-Strategie fahren zu können. AWS Outposts wird in zwei verschiedenen Versionen verfügbar sein:

  • Einer "AWS native"-Variante (ab sofort), die ermöglicht, genau die APIs und Kontrollmechanismen mit Outposts zu nutzen, die auch in der AWS Cloud zur Anwendung kommen.

  • Einer "VMware Cloud"-Variante (ab 2020), die dieselben VMware APIs und Kontrollmechanismen in Outposts verfügbar macht, die bereits für die On-premises-Infrastruktur genutzt werden.

Auch wenn die AWS-Verantwortlichen versuchen, den Begriff Hybrid zu vermeiden, um sich von der Konkurrenz abzugrenzen, handelt es sich bei Outposts ganz klar um ein Fully Managed Hybrid Cloud oder Heavy Edge Computing Offering, schreibt der Crisp-Principal-Analyst Stefan Ried. Interessierte Anwender sollten jedoch genau rechnen, empfiehlt Ried. In seinem Bericht zur re:invent heißt es:

"Hat man also kleine bis mittlere Locations, die nur wenig IT Operations vor Ort haben, wie beispielsweise in einem Krankenhaus, und möchte dort höherwertige PaaS-Dienste vollkommen identisch wie in der Public Cloud konsumieren, ist AWS Outposts eine klasse Option. Der Premium-Preis rechtfertigt sich, da ein lokales Operations Personal noch teurer wäre. Geht es aber um 10, 20 oder noch mehr Racks, die Standard-Compute-Leistungen zum Beispiel als Kubernetes Cluster anbieten sollen, ist weder AWS Outposts noch Azure Stack eine gute Idee. Für solche Umgebungen sind moderne Standard-Server im Management eines lokalen Kubernetes Operators auf jeden Fall günstiger."

Pflichtfach Security

Angesichts der wachsenden Bedrohungen aus dem Netz war die Ankündigung dreier neuer Security Services keine große Überraschung. So will Amazon Web Services seine Kunden künftig in Sachen IT Security weitergehend unterstützen:

  • Amazon Detective soll Security-Schwachstellen in Applikationen besonders schnell und effizient aufspüren.

  • Mit AWS IAM Access Analyzer lassen sich Ressourcenrichtlinien schnell und einfach auf ungewollte Zugriffsversuche überprüfen.

  • Bei AWS Nitro Enclaves handelt es sich um ein EC2 Feature, das die Verarbeitung hochsensibler Daten vereinfachen soll. Dazu werden laut AWS Rechen- und Speicherressourcen innerhalb einer Instanz aufgeteilt, um eine isolierte Rechenumgebung zu schaffen.

Kubernetes + Serverless = Kundenzufriedenheit

Kubernetes wird als "next big thing" im IT-Bereich gehandelt. Nur logisch also, dass AWS auf der re:Invent 2019 auch eine Neuerung für seinen Elastic Kubernetes Service (EKS) vorgestellt hat. AWS Fargate for EKS macht es nach den Worten des Unternehmens künftig "einfacher denn je, Kubernetes-Anwendungen auf AWS bereitzustellen, zu verwalten und zu skalieren".

Der Service sorgt dafür, dass die Kunden Kubernetes-Applikationen ausführen können, ohne dabei Server oder Cluster managen zu müssen - stellt also eine Kombination von Kubernetes und Serverless Computing dar. Als weiteres Alleinstellungsmerkmal vermarktet AWS die "starke Sicherheitsisolation für jeden Pod, wodurch die Notwendigkeit der Verwaltung von Manadantenfähigkeiten entfällt."

Cloud hat viel Luft nach oben

Rund drei Stunden brauchte AWS-CEO Jassy auf der re:invent-Bühne, um all diese neuen Services für die AWS-Cloud vorzustellen. Der Manager gab sich zuversichtlich, was das künftige Geschäft anbelangt. Derzeit werde immer noch der überwiegende Teil der IT-Infrastruktur lokal in den Rechenzentren der Anwenderunternehmen betrieben, erklärte er den rund 65.000 Besuchern in Las Vegas. "Das bedeutet für uns noch viel Luft nach oben."

Rund 65.000 Besucher kamen Anfang Dezember nach Las Vegas. Damit zählt die AWS-Hausmesse re:invent 2019 zu den größten IT-Veranstaltungen weltweit.
Rund 65.000 Besucher kamen Anfang Dezember nach Las Vegas. Damit zählt die AWS-Hausmesse re:invent 2019 zu den größten IT-Veranstaltungen weltweit.
Foto: AWS

Das Public-Cloud-Business lohnt sich. Erst Mitte November hatte Gartner das weltweite Marktvolumen für Public-Cloud-Services in diesem Jahr auf knapp 228 Milliarden Dollar geschätzt. Bis zum Jahr 2022 soll das Geschäft auf ein Volumen von fast 355 Milliarden Dollar anwachsen. Dabei hat AWS mit deutlichem Vorsprung die Nase vorn. Im Markt für Infrastructure as a Service (IaaS), der 2018 im Vergleich zum Vorjahr um über 31 Prozent auf 32,4 Milliarden Dollar zulegte, führt AWS mit deutlichem Vorsprung. Die Analysten von Gartner errechneten im Sommer 2019 für die Amazon-Tochter einen Marktanteil von fast 48 Prozent. Microsoft als zweitplatzierter IaaS-Anbieter kommt auf gerade einmal 15,5 Prozent.

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