Die Idee des Smart Home ist eigentlich überzeugend: Wenn Sie die Wohnung verlassen, dreht sich die Heizung automatisch herunter, die Alarmanlage wird scharf gestellt und das Licht ausgeschaltet. Und wenn Sie abends wieder nach Hause kommen, ist die Wohnung schon angenehm warm, und das Licht in Wohnzimmer und Küche leuchtet. Natürlich können Sie alle Smart-Home-Geräte auch übers Internet erreichen und fernsteuern.
Der Weg zur vollautomatisierten Wohnung ist allerdings beschwerlich: Es gibt eine unüberschaubare Anzahl von Anbietern, zahlreiche konkurrierende Systeme und Standards sowie häufige Sicherheitsprobleme. Bevor Sie Ihre Wohnung vernetzen, sollten Sie sich daher genau überlegen, welche Funktionen Sie wie steuern und wie viel Geld Sie dafür ausgeben wollen. Dabei hilft Ihnen unsere Kaufberatung für Smart-Home-Komponenten. Wir beschränken uns auf modulare Systeme, mit denen Sie Smart-Home-Funktionen ausprobieren, nachrüsten und Schritt für Schritt erweitern können. Hausautomation, zum Beispiel auf Basis des KNX-Bussystems, lässt sich zwar unauffälliger in die Wohnung integrieren; allerdings sind diese Systeme sehr teuer und aufwendig zu installieren, sodass sie sich eher nur bei Neubau oder Renovierung des Heims lohnen.
Grundlagen: So funktioniert die vernetzte Wohnung
Das Smart Home soll Ihnen Komfort bringen, Geld sparen und die Sicherheit erhöhen. Dafür ergänzen Sie Ihr Zuhause zum Beispiel um schaltbare Steckdosen, die nach einem bestimmten Zeitplan Beleuchtung oder Geräte an-und ausschalten, tauschen Sie etwa den Standardthermostat am Heizkörper gegen ein smartes Modul, das abhängig von einem Temperatursensor die Wärme steuert, und versehen Sie Türen und Fenster mit Bewegungskontakten, damit das Öffnen oder Schließen eine Aktion auslöst, etwa das Licht auszuschalten, die Videoaufnahme einer Sicherheitskamera zu starten oder eine Alarmsirene zu aktivieren.
Alle Smart-Home-Geräte stehen dabei miteinander in Verbindung, sodass Sie Szenarien festlegen können, etwa so: „Wenn ich diese Türe öffne, geht das Licht an, und die Heizung wird wärmer“. Außerdem lassen sich bestimmte Regeln erstellen, zum Beispiel, dass immer um 23.30 Uhr alle Lichter und der Fernseher ausgeschaltet werden und die Heizung heruntergedreht wird. Schließlich können Sie auch einzelne Geräte aus der Ferne steuern, etwa um das Licht im Wohnzimmer auszuschalten, wenn Sie schon im Bett liegen.
Das Smart-Home-System steuern Sie über ein Browsermenü vom PC aus oder über Apps für Smartphone und Tablet. Das funktioniert auch per Internet, sodass Sie unterwegs aufs Smart Home zugreifen können. Viele Smart-Home-Anbieter haben zusätzlich Zentralschalter oder eine Fernbedienung im Programm. Damit lassen sich bestimmte Aktionen im Smart Home per Knopfdruck auslösen, ohne dass Sie erst PC-Programm oder App starten müssen.
Zentrales Element einer Smart-Home-Vernetzung ist eine Basisstation. Sie ist mit Ihrem Router zu Hause verbunden und lässt sich so per WLAN oder Netzwerkkabel vom PC oder Smartphone aus erreichen. Die Basisstation übermittelt die Steuerbefehle an die angeschlossenen Smart-Home-Komponenten. Über die Internetverbindung des Routers ist sie zudem von außen zu erreichen.
Bei der Auswahl einer Smart-Home-Basis wird es kompliziert, denn die Basis unterstützt meist nur einen bestimmten Übertragungsstandard und arbeitet deshalb nicht mit beliebigen Smart-Home-Produkten zusammen. Und selbst bei Geräten mit dem gleichen Standard ist eine Kompatibilität nicht zwangsläufig sicher. Denn bei den Übertragungsprotokollen wie Z-Wave oder Zigbee gibt es unterschiedliche Versionen mit verschiedenen Funktionsumfängen. Ein aktuelles Gerät mit neuen Funktionen muss daher nicht zwangsläufig mit einer älteren Basisstation kooperieren. Einen Überblick über die wichtigsten Smart-Home-Standards finden Sie in der Tabelle oben auf dieser Seite.
Der optimale Einstieg in die Smart-Home-Vernetzung
Für den Einstieg in die Smart-Home-Vernetzung ist es deshalb am sichersten, wenn Sie zum Komplettpaket eines Anbieters greifen, etwa zur Qivicon-Produktreihe der Telekom oder zu Devolos Home Control. Dann können Sie sicher sein, dass die Smart-Home-Basis mit den zugehörigen Produkten funktioniert. Auch wenn Sie das Smart Home später um weitere Geräte aus diesem Angebot erweitern, ist die Kompatibilität gesichert. Die Komplettanbieter haben auch Smart-Home-Produkte anderer Hersteller im Programm – bei der Telekom zum Beispiel D-Link, Osram, Philips, Sonos und Netatmo. Diese Produkte sind auf das System und die Zusammenarbeit mit der Basisstation abgestimmt, so etwa indem der Gerätehersteller die Firmware anpasst oder die Basisstation ein entsprechendes Update bekommt. Sie sollten also zum Beispiel eine schaltbare Steckdose oder eine smarte Lampe nicht direkt vom Hersteller kaufen, sondern warten, bis dieses Produkt im Programm des Komplettanbieters auftaucht.
Deshalb entscheiden Sie sich am besten für ein Komplettpaket, das alle Komponenten unterstützt, die Sie sich fürs Smart Home wünschen. Zum Einstieg sollten Sie sich weniger für die darunterliegende Technik des Systems interessieren als für die angebotenen Module und Funktionen. Eine Liste der kompatiblen Produkte für die wichtigsten Komplettanbieter finden Sie in den Tabellen unten.
Ein weiterer Vorteil: Sie benötigen nur eine App oder ein Browsermenü, um die Geräte zu steuern und zu organisieren. Oft haben die Apps der Komplettanbieter aber weniger Funktionen als die App des jeweiligen Geräteherstellers.
Die Nachteile der Lösung aus einer Hand: Sie müssen sich darauf verlassen, dass das System um neue Funktionen und Produkte erweitert wird, damit Sie nicht eines Tages mit einer komplett veralteten Smart-Home-Steuerung arbeiten müssen. Außerdem sind Sie auf die Geräte beschränkt, die der Hersteller anbietet, und können das System nicht um beliebige Module erweitern, die Ihnen gefallen oder genau die Funktion bieten, die Sie sich wünschen.
Im Überblick: Wichtige Standards für das Smart Home | |||
Standard | Technik | Vor-und Nachteile | Wichtige Anbieter |
Bluetooth LE | Funkübertragung über 2,4 | + herstellerunabhängiger Standard + direkte Steuerung per Smartphone -wenige Geräte verfügbar -geringe Reichweite | Apple Homekit, Medion |
Cos IP | Funkübertragung über 868 MHz | + einfache Einrichtung -begrenzte Geräteauswahl | Innogy/RWE |
DECT ULE | Funkübertragung über 1900 MHz | + Router als Basisstation verwendbar -wenige Geräte verfügbar | AVM, Gigaset |
Enocean | Funkübertragung über 868 MHz | + sehr sparsam -wenige Geräte verfügbar -teuer | Wibutler |
Homematic | Funkübertragung über 868 MHz | + viele kompatible Geräte + hohe Sicherheit | Qivicon, EQ-3 |
WLAN | Funkübertragung über 2,4 und 5 GHz | + herstellerunabhängier Standard + hohe Datenrate -hoher Stromverbrauch -sehr wenige Geräte verfügbar | Apple Homekit |
Zigbee | Funkübertragung über 2,4 | + großer Funktionsumfang + sehr sparsam -Sicherheitslücken -inkompatible Profile | Philips |
Z-Wave | Funkübertragung über 868 MHz | + weitweit verbreitet + einfache Einrichtung -geringe Datenrate | Devolo |
Smart Home erweitern: So spielen die Standards zusammen
Das haben inzwischen auch die meisten Smart-Home-Anbieter als wichtigstes Hindernis für den Verkauf ihrer Produkte erkannt: Deshalb gibt es derzeit einen allgemeinen Trend zur Erweiterung der Systeme um zusätzliche Standards oder zumindest um wichtige Produkte, die mit einem anderen Standard arbeiten. Die Smart-Home-Basis der Telekom zum Beispiel basiert auf dem Homematic-Standard. Die neue Version Home Base 2.0 unterstützt außerdem die Erweiterung Homematic IP sowie den Zigbee-Standard. Zudem ist sie für DECT ULE vorbereitet. Der Standard Z-Wave soll sich über einen entsprechenden USB-Stick nachrüsten lassen. Über Devolo Home Control lassen sich inzwischen auch die beliebten Hue-Lampen von Philips steuern.
Am größten ist die Chance bei IP-basierten Geräten, dass sie sich in ein bestehendes System einbinden lassen – zum Beispiel eine IP-Kamera für die Heimüberwachung. Bei Smart-Home-Geräten, die eine eigene Basisstation mitbringen, können Sie diese mit der Basisstation des Smart-Home-Systems verbinden, um auf die angeschlossenen Geräte zuzugreifen. Das ist zum Beispiel der Fall bei den Hue-Lampen von Philips, die dafür die Hue-Bridge benötigen. Die Hue-Bridge übersetzt die Befehle, die Sie per Browser oder App als IP-Paket an Ihre Smart-Home-Basis senden, in die Steuerungskommandos des Zigbee-Protokolls, das die Lampen verstehen.
Mit der Basisstation für das Smart Home brauchen Sie aber Platz für ein zweites Netzwerkgerät neben dem Internetrouter. Den geringsten Platzbedarf hat die Basisstation für Devolos System Home Control. Sie ist ein größerer Powerline-Adapter, den Sie in einer Steckdose platzieren und in ein vorhandenes Powerline-Netzwerk einbinden können. Künftig wollen aber viele Hersteller von Routern ihre Produkte mit Smart-Home-Funktionen ausstatten: TP-Link beispielsweise verkauft den SR20, einen WLAN-Router, der sich auch auf die Smart-Home-Protokolle Zigbee und Z-Wave versteht. Der neue Speedport Smart der Telekom ist für den Standard DECT-ULE vorbereitet. Allerdings wird diese Funktion erst mit einem Firmware-Update aktiviert, das im ersten Halbjahr 2017 verfügbar sein soll.
Einige Fritzbox-Modelle von AVM wie die 7490 und die 7580 verstehen sich schon jetzt mit DECT ULE. Außerdem will AVM über künftige Fritz-OS-Updates die Router um das HAN-FUN-Protokoll erweitern. Es unterstützt zusätzliche Funktionen für Smart-Home-Geräte mit DECT ULE und soll damit die herstellerübergreifende Kompatibilität verbessern.
Der Netzwerkspeicher My Cloud von WD lässt sich mit einem speziellen USB-Stick für 75 Euro erweitern. Damit können Sie das NAS zur Basisstation für eine Smart-Home-Vernetzung mit Z-Wave-Geräten machen.
Eher für Bastler sind andere Lösungen gedacht: Smart-Home-Gateways mit vorinstallierter Software wie das Fibaro Home Center 2für Z-Wave bieten mehr Funktionen, um Geräte zu verwalten und Szenarien zu erstellen, als die meisten Apps der Komplettanbieter. Noch flexibler sind Sie mit Smart-Home-Software wie Indigo, FHEM oder Open HAB. Diese Programme laufen auf einem Mac, PC oder sogar einem Rasbperry Pi und machen diesen Rechner so zur Verwaltungszentrale für Smart-Home-Geräte. Sie lassen sich durch Adapter oder USB-Sticks und Software-Module um weitere Smart-Home-Protokolle erweitern.