Neues Hype-Thema

Smart Home erobert den Massenmarkt

Klaus Hauptfleisch ist freier Journalist in München.

Standards verbinden Inseln

So sieht die Firma Jung die intelligente Heimvernetzung mit ihrem eigenen KNX-System. Im Zentrum ist das Haus, darum gruppieren sich die Themenwelten Licht, Haushalt, Pflege, Energiemanagement, Sicherheit, Verdunklung und Klimatik sowie Unterhaltung und Multimedia.
So sieht die Firma Jung die intelligente Heimvernetzung mit ihrem eigenen KNX-System. Im Zentrum ist das Haus, darum gruppieren sich die Themenwelten Licht, Haushalt, Pflege, Energiemanagement, Sicherheit, Verdunklung und Klimatik sowie Unterhaltung und Multimedia.
Foto: Hersteller

"Smart Home und das Geheimnis der vielen Inseln" überschrieb Jung-Manager Turgut auf einer Preview zur Fachmesse Light + Building in München seinen Vortrag, in dem er zunächst lobte, dass der Do-it-yourself-Markt und iPads sehr geholfen hätten, das Bewusstsein für die Heimvernetzung zu wecken. Im professionellen Umfeld, in dem sein Unternehmen seit über 20 Jahren aktiv ist, habe sich KNX (Konnex) als einzig offener Standard für eine gemeinsame "verbindende Sprache" bis heute bewährt. KNX gibt es zwar auch als Powerline- und Funkvariante, aber die Schalteranbieter Jung und Gira setzen neuerdings auf ein neues bidirektionales Funk-Bussystem namens eNet, das sich kompatibel zu den bestehenden Lösungen gut zur Nachrüstung und nachträglichen Montage eignen und zudem einfacher zu programmieren sein soll.

Honeywell hat sich vor etwa vier Jahren von Hometronic verabschiedet, weil die Kabel-Bussysteme meist erforderten, samt Elektrohandwerk mehrere Gewerke zusammenzuführen, wofür sich vor Ort oft zu wenige Fachbetriebe eigneten. Deshalb sei man zunächst zu einer proprietären drahtlosen Technologie übergegangen, so der Marketingleiter Jens Bredemeier. Ab kommendem Jahr plane Honeywell dann auch Lösungen mit WLAN anzubieten, was den nachträglichen Einbau noch mehr vereinfache.

KNX und andere gemeinsame Sprachen

Doch zurück zu KNX: Der Standard, dem sich mehr als 300 Hersteller verpflichtet haben, gilt als Mercedes unter den kabelgebundenen Bussystemen mit einem von der Stromversorgung unabhängigen eigenen Datennetz. Trotz der durch den hohen Verkabelungsaufwand verbundenen hohen Mehrkosten von 20.000 Euro aufwärts (samt Server) bietet der EIB-Nachfolger KNX zwei gewichtige Vorteile: Es lassen sich die Informationen hintereinander geschalteter Geräte leichter transportieren, außerdem vereinfacht das die Umprogrammierung der Aktoren genannten Schalter (von Licht auf Jalousie etwa). Mit der Powerline- oder der Funkvariante entfällt der zusätzliche Verkabelungsaufwand.

Ein alternatives Bussystem bietet die Firma Issendorff mit LCN (Local Control Network) an, das durch bedarfsgerecht verteilte Aktoren und Sensoren Einstiegskosten ab etwa 10.000 Euro verspricht. Obwohl LCN nur an einem Anbieter hängt, erfreut sich das System einer breiten Unterstützung durch Installateure in Deutschland.

Einen eigenen Standard für Heimvernetzung hat die Schweizer Firma digitalSTROM mit dem gleichnamigen Produkt digitalSTROM über im Haus oder in der Wohnung verteilte Mikrocomputer entwickelt, die aussehen wie etwas klobig geratene Lüsterklemmen. Diese sind laut Anbieter Schalter, Dimmer, Motorsteuerung, Rechner, Datenspeicher und Netzwerkadapter zugleich. Samt Server, acht im Stromkasten eingesetzter digitalStrom-Meter (Stromkreismesser), drei Entstörungsfilter und nahezu 30 Klemmen für Licht und anderer Funktionen hat ein Blogger bei Housecontrollers.de für digitalStrom Hardwarekosten von rund 5.000 Euro errechnet, zuzüglich Arbeitskosten. Um den Elektrofachbetrieb wird man beim Einbau der Stromkreismesser kaum herumkommen, aber ansonsten scheint digitalSTROM eine günstige Alternative zu sein. Einen ähnlichen Weg mit Miniservern geht Loxone, unter anderem mit Apple als prominentes Aushängeschild.

Qivicon als "Sprachmittler"

Auch die Nachrüstlösungen von digitalSTROM setzen auf die Qivicon-Plattform.
Auch die Nachrüstlösungen von digitalSTROM setzen auf die Qivicon-Plattform.
Foto: Hersteller

Derweil gibt es verschiedene Ansätze, zu einer standardübergreifenden gemeinsamen Plattform zu finden. Als sehr vielversprechend gilt hier die Telekom-Initiative Qivicon. Zu den Partnerunternehmen gehören die Deutsche Telekom selbst, digitalSTROM, Belkin, Miele, Samsung, D-Link, Herweck und Integrierte Informationssysteme, um nur einige zu nennen.

Qivicon ist, wie Diefenbach sagt, kein eigener Standard, sondern eine Plattform, die mit der von der Telekom-Tochter entwickelten Home Base ermöglicht, viele Standards und smarte Produkte verschiedener Hersteller zu integrieren. Der Trend werde durch alle Geräte, die mithilfe von Funktechnologien wie WLAN und NFC miteinander kommunizieren können, vorangetrieben.

Miele ist als innovationsgetriebenes Unternehmen Gründungsmitglied der Qivicon-Allianz. Die unter dem Label Miele@home vermarkteten nachrüstbaren Kommunikationsmodule und entsprechenden Gateways werden mit Blick auf die Qivicon-Plattform derzeit von Powerline auf den Funkstandard ZigBee umgestellt. Über LAN, WLAN oder über ZigBee geht es dann zur Schaltzentrale wie dem ComfortPanel von Busch-Jaeger, die wiederum über KNX als auch Multimedia einbindenden systemübergreifenden etablierten Standard mit der gesamten Haussteuerung verbunden ist.

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