Theorie und Praxis: Tempotests zeigen teils deutliche Unterschiede
Für den Einsatz zu Hause und im kleinen Büro empfehlen wir, Netzwerkspeicher ausschließlich im Raid-1-Modus zu betreiben. Das Zugeständnis, das Sie in puncto Plattenplatz machen, gleichen Sie mit der höheren Datensicherheit aus. Im Test richten wir deshalb jedes NAS-System in diesem Raid-Modus ein. Der Tempotest besteht aus zwei Teilen: mehreren Benchmark-Läufen und tatsächlichen Praxistests. Die Details dazu finden Sie im Kasten unten.
Die Benchmark-Tempoläufe verdeutlichen die theoretisch möglichen Datentransferraten der NAS-Systeme. Wie gut die Netzwerkspeicher auf sequenzielles Lesen und Schreiben ausgelegt sind, offenbaren die Werte mit 8000 MB: Im Schreiben sichert sich Qnap mit gut 115 MB/s den Bestwert, im Lesen das Thecus-Modell mit fast 116 MB/s.
Wie stark sich die Praxis von der Theorie unterscheidet, verdeutlichen unsere Ergebnisse mit tatsächlichen Daten. Dabei kommen die NAS-Systeme mit großen Dateien wie dem UHD-Film noch vergleichsweise gut zurecht. Das zeigt etwa das Qnap-Modell mit 108 MB/s. Richtig beschäftigt wird das NAS, wenn es viele kleine Dateien transferiert – wie etwa beim Schreiben eines 2-GB-Backups, das aus gut 4000 Dateien besteht. Im Vergleich zur Theorie bleibt hier de facto nur etwas mehr als ein Drittel der Datenrate übrig – bei der schon genannten Qnap-NAS sind es beispielweise 31,3 MB/s. Das Bild bestätigt sich auch beim schnellsten Netzwerkspeicher in dieser Disziplin: Die Thecus N2810 Pro setzt mit 34,1 MB/s den Bestwert, am Ende der Leistungsskala ist das Zyxel-Modell NAS326 mit nur noch 9,3 MB/s.
Auch gleichzeitige Tätigkeiten bringen einen Netzwerkspeicher ins Schwitzen und lassen die Datenraten nach unten gehen. Kopieren wir gleichzeitig unser Backup und einen UHD-Film auf das NAS, liegt der Bestwert bei 73,8 MB/s, den das Synology-Modell für sich verbucht. Die niedrigste Datenrate liegt bei 27,9 MB/s und stammt von der Buffalo Linkstation LS520D. Über alle Testläufe hinweg hat sich das Thecus N2810 Pro in den Tempotests am besten gehalten.
Betriebsgeräusch und Temperatur im Gehäuse
Ein Netzwerkspeicher soll möglichst ruhig arbeiten. Nur so kann er direkt am Schreibtisch oder sogar im Wohnzimmer stehen, ohne dass seine Geräuschemission auf Dauer auf die Nerven geht. Bei der schnellsten NAS-Festplatte von Thecus bezahlen Sie die hohen Datenraten mit einem deutlichen Lüftergeräusch, das sich auch im Leerlauf nicht so weit zurückschaltet, dass es nicht mehr wahrnehmbar ist. Dass es anders geht, zeigen die Testkandidaten von Qnap, Synology und Western Digital. Sie arbeiten im Leerlauf und im Betrieb angenehm leise. Dazwischen positionieren sich die Modelle von Buffalo und Zyxel.
Dank der Lüfter, die im Gehäuseinneren der NAS-Systeme eingebaut sind, herrscht wenig Gefahr, dass die eingebauten Platten überhitzen. Außerdem lassen sich über die Bedienoberflächen bei allen Testkandidaten Gesundheits- und Zustandsdaten zu den Festplatten abrufen sowie Ruhezeiten festlegen. Umso erstaunlicher, dass es im Testfeld trotzdem einen Ausreißer in Sachen Plattentemperatur gibt: Denn das Modell Western Digital My Cloud EX2 Ultra übertrifft den Rest des Testfeldes hinsichtlich der Wärmeentwicklung im Gehäuseinneren mit 39 Grad Celsius im Leerlauf und 47 Grad Celsius unter Last. Im Schnitt liegen die anderen NAS-Systeme gut zehn Grad unter diesen Messungen. Die Ursache liegt wohl in der Konstruktion des WD-Gehäuses, in dem die Platten hochkant eingeschoben sind. Sie stehen damit quasi im Gehäuse. Üblich sind jedoch Schächte, in denen die Platten längs auf der schmalen Seite liegen. Die ungewöhnliche Position des WD-NAS wirkt sich demnach negativ auf das Raumklima aus. Denn die Hitze kann nur nach oben und nicht wie bei den anderen Testkandidaten nach hinten entweichen.
Alle Netzwerkplattensysteme mit App-Support
Der Vorteil eines Netzwerkspeichers liegt im Remotezugriff. So können Sie Ihre Daten von außerhalb Ihres Netzwerks etwa übers Internet erreichen. Das gelingt über den Webbrowser oder über Apps. Die kleinen Anwendungen bieten alle Testteilnehmer für die Betriebssysteme Android und iOS an. Andere Plattformen sind weniger bis gar nicht mehr attraktiv für die Hersteller. Nur Buffalo bietet noch eine Windows-Mobile-App an.
Mit den Apps lassen sich Fotos, Videos und Filme auf dem Mobilgerät schauen oder Dokumente über eine sichere Internetverbindung ansehen und bearbeiten. Gleichzeitig bieten die Apps auch Cloudfunktionen wie das Synchronisieren von Daten zwischen NAS, Rechner und Mobilgerät. Außerdem lassen sich die Netzwerkspeicher über Apps managen, etwa um sie an- oder auszuschalten oder ihren Status abzurufen. Die eine App mit allen Funktionen gibt es jedoch nicht. Die Hersteller teilen die Aufgaben in mehrere Apps auf. Sehr viele Anwendungen hat etwa Qnap zu bieten. Praktisch: Bei der Installation wird das Konto für den Remotezugriff teils schon eingerichtet – so bei Synology. Sie sparen sich dadurch die Netzwerkkonfiguration, etwa bestimmte Portfreigaben und Firewall-Einstellungen.
Neben den Apps fürs Mobilgerät haben Plugins fürs NAS Hochkonjunktur. Damit erweitern Sie Ihr Gerät um bestimmte Funktionen – etwa das Steuern einer Webcam oder das Nutzen als Mediaserver, etwa Plex. Vorreiter bei Erweiterungen fürs NAS sind traditionsgemäß Qnap und Synology. Inzwischen bieten aber auch die anderen Hersteller im Testfeld weitere Funktionen in eigenen Stores an. Eine Ausnahme bildet Buffalo. Hier haben wir keine Möglichkeit für Erweiterungen gefunden.