VR-Einkaufs-App "Virtual Saturn"

Saturn wird Vorreiter beim Virtual-Reality-Shopping



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Als weltweit erster Elektronikhändler startet Saturn eine eigene Virtual-Reality-Shopping-App. Zwar ist noch vieles Spielerei, doch steht die Innovation für die Absicht von Media-Saturn, künftig bei der Digitalisierung des Einkaufens führend zu sein.
Saturn bietet seinen Kunden als einer der ersten Händler die Möglichkeit, eine Virtual-Reality-Einkaufserfahrung zu erleben
Saturn bietet seinen Kunden als einer der ersten Händler die Möglichkeit, eine Virtual-Reality-Einkaufserfahrung zu erleben
Foto: MediaMarktSaturn

"Beim Onlineshopping waren wir einer der Letzten, jetzt wollen wir einer der Ersten sein", mit diesen Worten beschreibt Media-Saturn-Digitalchef Martin Wild die Motivation, mit welcher der Retailer in immer kürzeren Abständen digitale Einkaufsinnovationen entwickelt. Auf die 3D-Küchenplanung folgten der In-Store-Roboter Paul und die Augmented Reality Shopping-Assistentin Paula - und nun sogar eine komplette Virtual-Reality-Einkaufswelt: "Virtual Saturn" ist eine Shopping-App, die ab sofort für HTC Vive und Oculus Rift verfügbar ist und demnächst auch für Windows-Mixed-Reality umgesetzt wird. Saturn-Kunden können so mit Hilfe einer VR-Brille zahlreiche Produkte in zwei verschiedenen virtuellen Umgebungen erleben und alle Artikel anschließend kaufen - allerdings mittels Computer, ein Kaufabschluss in VR ist bisher noch nicht möglich. Neben der Produktpräsentation bietet "Virtual Saturn" auch eine virtuelle Fachberatung durch Saturn-Experten.

"Was wir hier machen, ist Pionierarbeit", erklärt Martin Wild. Zwar hätten weltweit bereits erste Händler wie Alibaba oder Ikea Virtual-Reality-Anwendungen auf den Markt gebracht, doch gehe es dabei immer darum, bestehende Stores zu digitalisieren. Saturn setze mit den zwei virtuellen Erlebnisumgebungen "Saturn Loft" und "Planet Saturn" auf einen eher Gamification-getriebenen Ansatz und zeige als erster Elektronikhändler Produkte in einer VR-Umgebung. Dafür habe das Unternehmen in Eigenregie mehrere Hundert Produkte digitalisiert, um den Kunden hochauslösende 360-Grad-Ansichten zu ermöglichen. "Natürlich fühlt sich das alles noch ein bisschen wie Onlineshopping 1994 an", räumt Wild an und meint damit, dass beim VR-Shopping noch viele Entwicklungsmöglichkeiten offen stünden und auch die Zahl der Kunden mit den nötigen Nutzer-Devices noch recht begrenzt sei. Doch passe es einfach zu Saturn mit seinem Anspruch, Technik erlebbar zu machen, die Einkaufsinnovation schon heute zu präsentieren: "Wir probieren Sachen aus und wollen diese zusammen mit unseren Kunden weiter optimieren", so Wild zu seiner Strategie als Chief Digital Officer der MediaMarktSaturn Retail Group.

Mit Home of Hardware E-Commerce-Pionier, jetzt Chief Digital Officer von Media-Saturn: Martin Wild
Mit Home of Hardware E-Commerce-Pionier, jetzt Chief Digital Officer von Media-Saturn: Martin Wild

Weitere VR-Funktionen geplant

Realisiert wurde "Virtual Saturn" von der MediaMarktSaturn N3XT GmbH, der Wild als CEO vorsteht und die die digitale Transformation von Media-Saturn mittels innovativer Technologien und Konzepte sowie neuer Geschäftsmodelle vorantreiben soll. Außerdem sind an dem VR-Shopping-Konzept das Saturn Brand Management beteiligt sowie das Münchner Tech-Startup Innoactive, das bereits Partner der Saturn HoloTour mit dem Shopping-Avatar Paula war. "Virtual Saturn" steht ab sofort in den App-Stores von HTC Vive und Oculus Rift zur Verfügung. Daneben wird die VR-Shopping-Anwendung ab Ende November während einer zehnwöchigen Tour in zwanzig ausgewählten Saturn-Märkten deutschlandweit präsentiert. In einer Testphase soll so zunächst das Feedback der Kunden auf "Virtual Saturn" gesammelt werden.

Doch Media-Saturn-Digitalchef Martin Wild denkt bereits an mögliche Weiterentwicklungen beim VR-Shopping: "Wir planen in einem nächsten Schritt unter anderem die Erweiterung der Produktauswahl sowie eine Multiuser-Funktion. Damit können sich dann bis zu vier Freunde per VR-Brillen im ‚Virtual Saturn‘ treffen und gemeinsam in den virtuellen Welten einkaufen gehen", so Wild. "Und wie immer binden wir unsere Kunden frühzeitig in die Entwicklung ein, um herauszufinden, welche Funktionen ihnen am meisten Mehrwert bringen. Denn die Möglichkeiten der VR-Technologie sind schier unbegrenzt." Mittelfristig kann sich der MSH-Digitalchef auch die Einbindung von sensorischen Komponenten wie Anfassen oder Riechen in die VR-Erfahrung vorstellen.

Neben einer Raumstation auf dem "Planet Saturn", ist das "Saturn Loft" die zweite VR-Einkaufsumgebung
Neben einer Raumstation auf dem "Planet Saturn", ist das "Saturn Loft" die zweite VR-Einkaufsumgebung
Foto: MediaMarktSaturn

Sind die Kunden schon bereit?

Was die unmittelbare Marktrelevanz von "Virtual Saturn" betrifft, bleibt Wild realistisch: "Als Facebook mit dem Thema Virtual Reality an die Öffentlichkeit trat, war das zunächst ein Super-Hype. Danach folgte eine Phase der Ernüchterung bei den Usern, wir nennen das den ‚Gap of disappointment’. Inzwischen hat sich der Bereich stabilisiert, auch mit den neu angekündigten Microsoft-Devices. Das Weihnachtsgeschäft wird nun dazu beitragen, dass der Markt mit VR-Geräten weiter wächst", ist Wild zuversichtlich. Sein Plan ist es, mit "Virtual Saturn" eine langfristig ausgerichtete VR-Plattform für Media-Saturn zu etablieren, die kontinuierlich weiterentwickelt wird. Doch werde das oberste Kriterium die Akzeptanz der Kunden sein. Generell orientiere sich der Retailer bei seinen digitalen Innovationen an dem Motto, möglichst vieles möglichst schnell auszuprobieren, um gegebenenfalls von Fehlschlägen zu lernen.

Wie der Digitalchef von Media-Saturn im Gespräch mit ChannelPartner im Sommer 2017 erklärte, gebe es neben den Kunden noch eine weitere Klientel, die für das Gelingen der Shopping-Innovationen maßgeblich sei: Die eigenen Mitarbeiter. "Es ist immer wichtig, die Kollegen auf die Reise mitzunehmen. Die Bereitschaft dazu hat sich in den letzten zwei, drei Jahren sehr positiv entwickelt. Das liegt sicher auch daran, wie unser CEO Pieter Haas die Begeisterung für die Digitalisierung vorlebt", so Wild in dem Gespräch. Die Chance, die Reaktion von Kunden und Mitarbeitern auf "Virtual Saturn" zu testen, hat der Digitalisierungsfachmann nun in den nächsten Wochen in 20 Saturn-Märkten:

Von 23. bis 25. November 2017 im Saturn Ingolstadt und Saturn München Neuhauser Straße, von 30. November bis 2. Dezember im Saturn Hamburg Altstadt und Saturn Aachen, von 7. bis 9. Dezember im Saturn Berlin Europa-Center und Saturn Köln Hansaring, von 14. bis 16. Dezember im Saturn Berlin Alexanderplatz und Düsseldorf Sevens Home of Saturn, von 11. bis 13. Januar 2018 im Saturn Braunschweig und Saturn Essen, von 18 bis 20. Januar im Saturn Hannover und Saturn Oberhausen, von 25. bis 27. Januar im Saturn Dresden und Saturn Dortmund City, von 1. bis 03. Februar im Saturn München Theresienhöhe und Saturn Bochum, von 8. bis 10. Februar im Saturn Regensburg und Saturn Frankfurt Zeil sowie von 15. bis 17. Februar im Saturn Stuttgart und Saturn Mannheim. (mh)

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