Farmers Cut expandiert über skalierende Software
Auf der Konferenz sprachen auch Neukunden, die SAP-Software erstmals eingeführt hatten, sich also anders als Evonik nicht mit Legacy-Altlasten herumschlagen mussten. Daniel Scholten, CIO von Farmers Cut, zeigte, dass auch hier immense Herausforderungen zu bewältigen sind: Bei einem Greenfield-Ansatz gelte es zunächst die Prozesse zu erarbeiten und eine Struktur für das Business zu schaffen.
Das Unternehmen hat mit Farm-to-Fork eine neue Anbaumethode für Salate, Kräuter und Kressen entwickelt. In sogenannten Klimazellen, das sind komplett geschlossene Biosysteme in Containern oder Lagerhallen, können die Pflanzen nahe beim Kunden gezogen und auf speziellen mobilen Kulturböden 'lebend' zu Abnehmern wie Restaurants, Hotels oder Kantinen transportiert werden. Zu den Kunden von Farmers Cut zählt beispielsweise der Starkoch Tim Mälzer.
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Den Gründern, die von Anfang an ihre IT-Architekur mitgedacht hätten, sei stets klar gewesen, dass die Expansion nur über eine skalierende Software funktionieren könne, berichtet Scholten. Kernkomponente dabei sei die Produktionsplanung gewesen. Schließlich müsse Klarheit darüber herrschen, mit welchem Ressourceneinsatz wann wie viele Pflanzen zur Verfügung stehen. Nach ersten Versuchen mit Excel seien schnell die Limitationen dieses Werkzeugs deutlich geworden. Farmes Cut entschied sich für die SAP Cloud Platform und für Leonardo IoT.
Auf Basis der SAP-Cloud entwarfen die Verantwortlichen ihre eigene Produktionsplanung. Die Schwierigkeit sei dabei gewesen, viele unterschiedliche Datentypen unter einen Hut zu bekommen, berichtet Scholten. Neben Sensordaten, die beispielswiese Aufschluss über Temperatur, Wassergehalt im Boden und Luftfeuchtigkeit zulassen, mussten auch Masterdaten wie Pflanzendichte, Saat und Nährstoffe integriert werden. "Das sind viele Variablen und Stellschrauben", resümierte der Manager.
Heute könne Farmers Cut mithilfe von Machine-Learning-Algorithmen genau vorhersagen, mit welchem Ressourceneinsatz und welchen Rahmenbedingen bestimmte Ernteresultate zu bestimmten Zeitpunkten zu erreichen seien, erläuterte Scholten. Ziel sei es nun, die komplette Supply Chain auf der SAP-Plattform abzubilden. Außerdem brauche man ein ERP-System, um Rechnungen zu schrieben, Lieferscheine zu ordnen und den Vertrieb zu steuern. Scholten ist klar: "Das muss alles digital sein." Außerdem lasse sich das System nur mit Hilfe der Cloud global skalieren. Famers Cut plant bereits Niederlassungen im Nahen Osten und Asien.
Daimler Trucks baut an der Reporting Factory
Einen Masterplan für die Digitalisierung zu finden, treibt aber nicht nur Startups um. Bei Daimler überlegt Mario Böhme, verantwortlich für Process Development, Data Management & Analytics im Truck-Segment, wie er ein so trockenes Thema wie das Finanz-Controlling mit Hilfe digitaler Technologien besser aufstellen kann. Dafür hat der Manager ein klares Ziel vor Augen: eine "Reporting Factory".
Böhme hatte 2015 damit begonnen, seinen Finanzbereich zu transformieren. Ein strukturiertes und vor allem zielorientiertes Vorgehen war ihm dabei besonders wichtig: "Fail fast ist spätestens nach dem zweiten Mal nicht mehr lustig", sagte der Manager. Transformation müsse nachhaltige Ergebnisse und einen Mehrwert für's Business liefern, sonst bleibe alles eine Luftblase.
Böhme setzt zwei Schwerpunkte: Finance Analytics, um zu besseren Entscheidungen zu kommen, und Finance Automation, um die Effizienz und Produktivität im Finanz-Controlling zu verbessern. Eine Herausforderung dabei sei es, Daten verfügbar und transparent zu machen. Das sei viel Arbeit, räumt der Daimler-Mann ein. Analytische Funktionen sollen künftig überall in die Prozesse mit einfließen.
Wie Anwender Analytics-Projekte anfgehen, lesen Sie in der CW-Studie "Predicitve Analytics 2018"
"Analytics in Everything", nennt Böhme das. Das kann ganz unterschiedliche Facetten haben. Demzufolge sei das Truck-Geschäft sehr lokal geprägt - in Brasilien beispielsweise von der Landwirtschaft. "Mehr Kaffee - mehr Trucks", lautet die einfache Rechnung. Wenn es nun gelinge, über Simulationen die Ernten genauer zu prognostizieren, lasse das auch Rückschlüsse auf den potenziellen Truck-Absatz zu.
Viel Potenzial sieht Böhme auch im Bereich Automation. "Alles, was eine Maschine tun kann, sollte sie auch tun", so sein Credo. Die Controller sollten sich nur um Dinge kümmern, die Maschinen heute noch nicht erledigen können. Es sei eine Verschwendung von Ressourcen, wenn Fachleute Excel-Tabellen zusammenfrickelten.
SAP verspricht bessere Integration auf seiner Plattform
SAP will die Nöte der Anwender erkannt haben und entwickelt sein Portfolio entsprechend weiter. CTO Müller verwies auf den Kauf von Qualtrics. Mit acht Milliarden Dollar habe man keineswegs zu viel für den CX-Spezialisten gezahlt, widersprach er Zweiflern, die das Volumen des Deals kritisiert hatten. Mit Hilfe der Qualtrics-Lösung könnten Unternehmen alle digitalen und realen Kontaktpunkte mit dem Kunden im Blick behalten. "Am Ende werden die Unternehmen überleben, die nah am Kunden sind", prognostizierte der SAP-Manager.
Auch in Sachen Prozessautomatisierung sollen Anwender mehr Möglichkeiten bekommen. SAP hat dafür unter anderem den französischen RPA-Spezialisten Contextor übernommen. Müller versprach seinen Kunden mehr Produktivität. Gerade die Machine-Learning-Funktionen auf SAPs Leonardo-Plattform könnten für mehr Effizienz sorgen. Beispielsweise habe die Bank BMP Paribas mit Hilfe von Automatisierung den Prozess einer Kontoeröffnung von 25 auf fünf Minuten verkürzen können.
Damit sich Potenziale dieser Art heben lassen, wird allerdings auch SAP noch einige Hausaufgaben erledigen müssen - vor allem in Sachen Integration. Anwendervertreter hatten in der Vergangenheit wiederholt kritisiert, dass die zahlreichen Cloud-Angebote, die SAP in den vergangenen Jahren zugekauft hatte, ein Eigenleben führten und zu wenig im SAP-Kosmos verankert seien.
SAP will das nun ändern. Müller, der den vor kurzem aus dem SAP-Vorstand ausgeschiedenen Bernd Leukert als Technikchef für die Software- und Cloud-Plattform beerbt hatte, werde sich vorrangig um die Integration der verschiedenen Software- und Servicebausteine auf der SAP-Plattform kümmern, versprachen die Manager.