Wie gelingt Zusammenarbeit? Die von Great Place to Work ausgezeichneten Firmen verbindet, dass sie viel über diese Frage nachdenken und in den verschiedensten Initiativen Dinge ausprobieren. Nach dem Umzug ins Homeoffice im Frühjahr 2020 begannen sie, digitale Tools nicht nur für die Zusammenarbeit, sondern auch für das soziale Miteinander einzusetzen und legten dabei eine große Kreativität an den Tag.
Verstärkte virtuelle Kommunikation seit Pandemiebeginn
Kommunikation ist in diesen Tagen besonders wichtig. Wie es gehen kann, zeigt die Firma Datac Informationssysteme aus Augsburg. Seit Pandemiebeginn startet sie jede Woche für alle 50 Beschäftigten mit einem All-Hands Meeting. Mehr Informationen gibt es im organisationsweiten Teams-Chat und für die Auszubildenden in wöchentlichen Coffee Talks. Um trotz der räumlichen Distanz Nähe zu schaffen, teilte Datac das jährliche Kick-off in kleine Breakout Sessions und Mittags-Roundtables auf, startete eine Schrittzähler-Challenge, traf sich abends zu virtuellen Spielerunden und feierte Weihnachten in einem Krimi-Escape-Room und mit einem Plätzchenpaket.
Der jährliche Firmenlauf fand verteilt statt, die Einarbeitung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurde ins Virtuelle verlegt und besonders intensiv begleitet. Die Führungskräfte suchten Gespräche mit allen Beschäftigten, als Dank für den Einsatz in Zeiten der Krise wurde ein Coronabonus in Höhe von 1.500 Euro pro Person ausgeschüttet.
Die Augsburger haben sich also mit der neuen Situation arrangiert, viele andere Betriebe auch. Doch der Umbau der Arbeitswelt ist in der Regel noch nicht abgeschlossen, wie unsere Umfrage bei den als beste ITK-Arbeitgeber ausgezeichneten Betrieben zeigt. Große IT-Hersteller wie Salesforce oder Cisco, die seit 15 Monaten nahezu alle Beschäftigten remote arbeiten lassen - allerdings auch schon vorher große Flexibilität bei Arbeitszeit- und -ort walten ließen -, wollen das mobile Arbeiten weiter ausbauen.
Meetings: Einer wird immer remote dabei sein
Joachim Schreiner, Deutschland-Chef von Salesforce, sagt: "Unser Credo lautet: Work from anywhere, denn Teamgeist braucht kein Großraumbüro." Konkret rechnet er damit, dass in Zukunft etwa 80 Prozent der Belegschaft nur maximal drei Tage pro Woche im Büro sein werden.
Auch Katrin Hartmann, Personalchefin von Cisco Deutschland, stellt sich auf eine hybride Arbeitswelt ein - also auf eine flexible Mischung aus Homeoffice und Arbeit im Büro: "In 98 Prozent der Meetings wird immer mindestens ein Teilnehmer remote dabei sein - das zeigen unsere Studien." Natürlich freuten sich alle wieder auf den persönlichen Kontakt, aber perspektivisch werde das eher bei großen und kleinen Events, Team-Meetings und Kundenveranstaltungen passieren.
Reales Brainstorming für Entwickler
Auch Stefan Krauß, Geschäftsführer von Vector Informatik in Stuttgart, geht davon aus, dass Remote Work auch nach Corona bleiben wird, da diese Arbeitsform eine erhöhte Flexibilität mit sich gebracht habe. "Wir haben festgestellt, dass wir auch auf diese Weise nahezu alle unsere Ziele erreicht haben", unterstreicht Krauß.
Dennoch seien gerade in der Softwareentwicklung persönlicher Diskurs und kreative Brainstorming-Sessions unverzichtbar, um "komplexe Produkte mit hohem Qualitätsanspruch auf den Markt zu bringen". Der Großteil der weltweit 3.200 Beschäftigten entwickelt Softwarelösungen für die Elektronik im Auto.
Nicht jede Geschäftsreise ist sinnvoll
Patrik Lundberg, CEO von Parkster, einem Anbieter von Lösungen für digitales Parken in Deutschland und Schweden, will ebenfalls kein hohes Lied auf "Alles findet künftig online statt!" singen. Allerdings habe die Pandemie "auf die harte Tour" gezeigt, dass nicht jede Geschäftsreise erforderlich sei.
Positiver Nebeneffekt dabei: Web Conferencing Tools etablierten sich branchenübergreifend in einer Geschwindigkeit und in einem Durchdringungsgrad, wie es wohl kaum eine noch so teure Marketingkampagne geschafft hätte.
Allerdings könne durch digitale Alternativlösungen das emotionale Miteinander im Team nicht ersetzt werden. Lundberg prognostiziert, dass Themen wie Präsenzpflicht versus Remote Work beziehungsweise Homeoffice künftig in vielen Unternehmen freier und diskussionsoffener angegangen werden. Das sei allein schon deshalb erforderlich, weil man sonst Gefahr laufe, "im Kampf um die besten Talente am Ende den Kürzeren zu ziehen".
Remote Work erweitert Spielraum im Recruiting
Dabei geht es nicht nur darum, dass IT-Profis die offene Arbeitskultur moderner Betriebe schätzen. Durch mobiles Arbeiten dehnt sich auch der räumliche Einzugsbereich bei der Suche nach Talenten stark aus. Salesforce-Manager Schreiner: "Dadurch können wir auch Talente abseits der Ballungsräume ansprechen, für die ein regelmäßiges Pendeln in eines unserer Büros nicht infrage kommen würde." Weitere Vorteile dieses hybriden Arbeitsmodells liegen aus Schreiners Sicht in der Entlastung der Innenstädte, dem geringeren Berufsverkehr und einer möglichen Beruhigung auf dem Immobilienmarkt, da die Ballungsräume an Anziehungskraft verlieren könnten.
Great Place to Work in der ITK 2021
Great Place to Work zeichnete in diesem Jahr auf Basis einer anonymen Mitarbeiterumfrage 93 ITK-Unternehmen als beste Arbeitgeber aus. Diese Unternehmen konnten in der Regel gleich zu Beginn der Pandemie auf die notwendige IT-Infrastruktur für Remote Work zurückgreifen. Sie nutzten die beruflich eingesetzten Collaboration-Tools dafür, auch ihr soziales Miteinander und ihre besondere Arbeitskultur zu bewahren. Offen bleibt die Frage, ob und wie sich hybride Arbeitsmodelle durchsetzen werden. In der IT-Branche ist ohnehin klar, dass nur in den seltensten Fällen alle Projektmitarbeitenden an einem Tisch sitzen können.
Lesen Sie hier alle Gewinner des Wettbewerbes 2021 nach.