Reform des Urheberrechts: Ungeeignet und ungerecht?

12.12.2006

Statements aus dem Handel

Und so sind es inzwischen nicht nur die Vertreter der Industrie, die eine Begrenzung der Abgabehöhe fordern und sich vor wirtschaftlichen Nachteilen fürchten. Auch wichtige Vertreter des Handels melden sich zu Wort und warnen vor einer Wettbewerbsverzerrung und einer Preisexplosion.

Oliver Haubrich, Geschäftsführer Electronic Partner: "Überhöhte Urheberrechtsabgaben werden sofort für einen Rückgang der Nachfrage und damit für massive Umsatzeinbußen im Handel sorgen. Wir appellieren an den Gesetzgeber, das veraltete System der pauschalen Geräteabgabe nicht auf Kosten des Handels und der Verbraucher fortzusetzen".
Volker Müller, Vorstandsvorsitzender Expert AG: "Der Handel erwartet vom Gesetzgeber eine gerechte Neuregelung des Urheberrechts, die allen Betroffenen gerecht wird, den Verbrauchern ebenso wie den Urhebern. Abgaben, die den Verkaufspreis der Geräte mehr als verdoppeln würden, gefährden die Zukunft des Einzelhandels und benachteiligen den privaten Endverbraucher in Deutschland. Die Abgabenhöhe darf - wenn überhaupt - maximal drei Prozent des Herstellerabgabepreises nicht überschreiten. Nur so lassen sich massive Wettbewerbsverzerrungen innerhalb der Europäischen Union verhindern."
Dr. Steffen Stremme, Geschäftsführer Media-Saturn-Holding GmbH: "Die digitale Technologie ermöglicht den Schutz geistigen Eigentums und eröffnet ganz neue Vermarktungschancen, auch für Autoren und Künstler. Wir sollten die weitere Entwicklung dieser Technologie nicht mit veralteten Abgaben behindern. Pauschale Geräteabgaben haben nur dann eine Berechtigung, wenn es keine Möglichkeit einer nutzungsabhängigen Vergütung gibt."
Werner Winkelmann, Sprecher des Vorstands Euronics Deutschland eG: "Angesichts der drohenden deutlichen Anhebung von Urheberrechtsabgaben darf man die Situation Deutschlands im internationalen Umfeld nicht außer Acht lassen: Wir stehen im globalen Wettbewerb, auch auf Handelsebene. Wer innovative Produkte für einen nationalen Markt mit Abgaben derart verteuert, verschlechtert damit die Marktchancen dieser Produkte. Neue Waren aus der IT-Sparte würden den deutschen Markt gegebenenfalls unter erheblicher Verspätung oder im Extremfall gar nicht erreichen. Der Handel würde dadurch seiner Wachstumschancen beraubt." (mf)

Meinung der Redakteurin

Kein anderes europäisches Land fordert Abgaben in dieser Höhe und auf so viele Geräte wie Deutschland. Ohne eine Harmonisierung auf europäischer Ebene wird es daher künftig kaum noch möglich sein, konkurrenzfähige Produkte zu verkaufen.

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