Nach dem Shop-Umbau

Redcoon ist wieder da - in der "Light-Version"



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Wie angekündigt ist das vorübergehend offline genommene Redcoon seit 2. Mai wieder am Netz. Doch aus dem einst eigenständigen Online-Händler ist nun eine Light-Version der Onlineshops von Media Markt und Saturn geworden.
Das neue Redcoon ist nurmehr ein Schwester-Shop von Mediamarkt.de und Saturn.de
Das neue Redcoon ist nurmehr ein Schwester-Shop von Mediamarkt.de und Saturn.de
Foto: Redcoon.de

Gerade noch zum angekündigten Termin, am Nachmittag des 2. Mai, ist der wegen "Shop-Umbau" für fast eine Woche vom Netz genommene Internet-Händler Redcoon wieder online gegangen. Die von der Konzernmutter Media-Saturn verbreitete Formulierung, Redcoon werde in deren Infrastruktur eingebunden, ließ aber bereits vermuten, dass es sich nicht nur um einen Shop-Relaunch handelte, sondern um das Ende der Eigenständigkeit des 2011 von dem Retailer übernommenen Online-Händlers.

Der erste Augenschein des neuen Redcoon bestätigt diese Ahnung. Das Sortiment des Online-Händlers beträgt derzeit nur rund 25.000 Produkte, die aus einer gemeinsamen Produktdatenbank mit Mediamarkt.de und Saturn.de stammen. Auch der Großteil der auf der Startseite präsentierten Aktionsartikel sind zu den exakt gleichen Preisen in den Schwester-Onlineshops erhältlich.

Aus der Ingolstädter Konzernzentrale verlautete, dass das Redcoon-Sortiment auf 50.000 Artikel ausgebaut werden solle. Zudem wolle man künftig die Möglichkeit nutzen, Produkte auch einmal ausschließlich bei Redcoon anzubieten, so wie das auch in den Onlineshops von Media Markt und Saturn der Fall ist. Maßgeblich dafür sei die Ausrichtung an den Kundenwünschen.

Gibt es ein Comeback?

Dennoch stellt sich nach der Auszeit von Redcoon die Frage nach der Existenzberechtigung des Onlineshops. Denn mit der verlorenen Eigenständigkeit ist auch der ursprünglich von Media-Saturn intendierte Gedanke einer die Wettbewerbsfähigkeit fördernden internen Konkurrenz endgültig passé. Und was Aspekte wie die Usability des Shops oder die Darstellung und Beschreibung der Produkte betrifft, bietet das neue Redcoon nichts, was die Media-Markt- und Saturn-Shops nicht bereits könnten - und dies zumeist sogar besser. Dass Bestandskunden aufgefordert werden, für Neubestellungen über die Velorenes-Passwort-Funktion ihr Redcoon-Benutzerkonto wiederherzustellen, ist dabei nur das Tüpfelchen auf dem i.

Das Sortiment des Online-Händlers Redcoon beträgt derzeit rund 25.000 Produkte, die aus einer gemeinsamen Produktdatenbank mit Mediamarkt.de und Saturn.de stammen.
Das Sortiment des Online-Händlers Redcoon beträgt derzeit rund 25.000 Produkte, die aus einer gemeinsamen Produktdatenbank mit Mediamarkt.de und Saturn.de stammen.
Foto: Redcoon.de

Der Media-Saturn-Gruppe dürfte es somit im Wesentlichen darum gegangen sein, durch die Anbindung an das hauseigene Shopsystem und die damit verbundene Personalreduzierung bei Redcoon Kosten zu sparen. Der Glaube, dass sich der Shop eigenständig in die Gewinnzone führen lassen könne, scheint durch die anhaltenden Probleme seit der Übernahme des Online-Händlers verloren gegangen zu sein. Doch warum hat Media-Saturn Redcoon dann nicht komplett eingestellt? Offensichtlich will sich Europas größter Elektronik-Retailer doch noch die Option offenhalten, der Vertriebsmarke zu einem späteren Zeitpunkt wieder mehr eigenes Profil zu verleihen. Redcoon ist wieder online, aber ob es zu einem echten Comeback kommt, bleibt abzuwarten. (mh)

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