Nur in einem Einzimmerappartement sind WLAN-Probleme so gut wie unbekannt. Schon in einer Zweizimmerwohnung stellt man bald fest, wie schnell Wände ein VDSL-Internet auf das Geschwindigkeitsniveau von 2007 drücken können. Kaum jemand will aber überall Netzwerkkabel verlegen und dabei vielleicht ein Heizungsrohr anbohren – nur um der Tochter störungsfreies Youtube-Streaming zu ermöglichen.
Das Problem mit der WiFi-Abdeckung
Vor allem in Einfamilienhäusern ist das Problem verbreitet: Der Router ist per Kabel mit dem Telefonanschluss verbunden und steht im Erdgeschoss. In entfernten Räumen und im Garten ist der WLAN-Empfang aber sehr schlecht. Die übliche Lösung: Ein Repeater wird in den Wi-Fi-freien Räumen in die Steckdose gesteckt und sorgt für besseren Empfang.
Allerdings muss bei Nutzung eines Repeaters jedes Datenpaket zuerst zum Repeater und dann vom Verstärker zum iPhone oder Macbook übertragen werden. Das Netz ist dadurch doppelt belastet und die den Nutzern zur Verfügung stehende Bandbreite wird mit jedem Repeater geringer. Es gibt mittlerweile bessere Lösungen, die wir hier näher erläutern.
Mesh-Technologie - aller guten Dinge sind drei
Bei dem Begriff „Mesh“-Netzwerk handelt es sich um einen schon länger gebräuchlichen Fachbegriff aus der Netzwerktechnik. Ein auch als vermaschtes Netz bezeichnetes Mesh-Netz besteht aus mehreren miteinander verbundenen Geräten, von denen aber jedes wie ein eigenständiger Router arbeitet. Es gibt also keinen zentralen Server mit untergeordneten Clients. Mesh ist aber auch ein neues Schlagwort für eine ganze Serie neuer WLAN-Produkte, die schon auf dem Markt sind oder gerade angekündigt wurden. Fast jeder größere Router-Hersteller scheint an einem Modell zu arbeiten, Apple hat sich dagegen ja aus dem Geschäftsbereich Router zurückgezogen, wenn auch nicht offiziell angekündigt.
Neu an Mesh ist: Üblicherweise hat ein Router zwei Funkmodule, eines für 2,4 GHz und eines für 5 GHz. Die neuen Geräte besitzen dagegen gleich drei: Über das dritte Funkmodul verbinden sich die Access Points untereinander, anders als beim Repeater wird also das Signal nicht abgeschwächt. Hochwertige Antennen sorgen außerdem für gute Sende- und Empfangsleistung. Eine ganze Serie dieser neuen Geräte ist bereits erschienen oder wurde angekündigt, eine Grundlage bildet anscheinend bei allen die Wi-Fi-Technologie Self Organizing Network oder SON von Qualcomm. So unterstützen die Geräte einfache Konfiguration und so genanntes Smart Steering - das automatische Auswählen von 5-GHz oder 2,4-GHz-Verbindungen und Load Balancing. Viele der Geräte ermöglichen außerdem die direkte Bedienung per App über Bluetooth LE. Man sollte sich auch von der äußeren Ähnlichkeit der Produkte nicht täuschen lassen, durch Unterschiede bei der Auswahl der Schnittstellen, Firmware und Bediensoftware sind es doch recht unterschiedliche Produkte.
Schon im Handel: Netgear Orbi
Bereits seit einigen Monaten im Handel ist das System Orbi von Netgear, das aus einem Orbi-Router und einem Orbi-Satellite besteht, zwei identisch aussehenden ovalen Kästchen mit 23 cm Höhe ohne sichtbare Antennen. Den Orbi-Router verbindet man per Netzwerkkabel mit dem vom Internetprovider bereitgestellten oder selbst erworbenen und konfigurierten Modem-Router, dann kann man den Satelliten in einem anderen Raum oder Stockwerk aufstellen. Dank der eingebauten sechs Antennen und gleich drei Funkmodulen, soll jedes Gerät bis zu 175 Quadratmeter Wohnfläche versorgen können. Ein 2,4-GHz und ein 5-GHz-Modul kümmern sich um die Geräte des Nutzers, ein weiteres 5-GHz-Modul (eingestellt auf einen sehr hohen Kanal) sorgt nur für die Kommunikation zwischen Router und Satellit. Jedem verbundenen Mac oder iPhone steht dadurch eine höhere Bandbreite zur Verfügung, als bei einem simplen Router. Dabei bilden die Geräte ein einheitliches Netz, es gibt also keine Probleme, wenn man mit einem iPhone durch das Gebäude läuft. Laut ersten Tests ist die Leistung auch wirklich deutlich besser als bei jeder Kombination von Router und Repeater. Zusätzlich bieten die beiden Geräte Ethernet-Ports für den direkten Anschluss per Kabel.
Die Einschränkung: Eine drahtlose Verbindung zwischen den Geräten muss aber weiterhin möglich sein, eine den Empfang stark störende Wand kann also auch bei diesem Konzept Probleme bereiten.
Mit 429 Euro ist die Lösung nicht zuletzt so teuer wie zwei erstklassige Router zusammen. Was Irritationen vor allem bei den ersten deutschen Nutzern erzeugt hat: Netgear gibt den Stromverbrauch mit 42 Watt an. Das ist aber offenbar nur der Maximalwert, laut Hersteller erzeugen die Geräte pro Stück relativ erträgliche Stromkosten von etwa 15 bis 19 Euro im Jahr.
Eben erst vorgestellt: Asus Hive
Gerade erst zur CES hat Asus die dem Orbi ähnlichen Lösungen Hive Spot und Hive Dot vorgestellt. Die einfachere Version Hive Dot ist ein Paket aus drei kreisförmigen Netzgeräten mit 13 Zentimetern Durchmesser mit jeweils zwei Funkmodulen und drei Antennen. Da hier kein drittes Funkmodul verfügbar ist, erinnert die Version Dot eigentlich eher an ein Set aus Router und Repeater. Wie das Orbi bietet dagegen das teurere und einen Zentimeter größere System Hive Spot drei Funkmodule (400+867+867 Mbps bzw AC2200) und sieben interne Antennen. Auch hier verbindet man ein „Master“-Gerät mit seinem herkömmlichen Router mit Modem, bis zu fünf der Geräte können in einem Gebäude verteilt werden. Der Preis war bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt.