Netzwerkspeicher

RAID-Festplatte defekt: Was tun, um Daten zu retten?

18.04.2016
Von Markus Mizgalski

Ubuntu als Retter

Im Prinzip benötigt man zur Datenrettung nicht viel mehr als einen PC, an den die Festplatten des NAS angeschlossen werden. Wichtig ist die Reihenfolge, die idealerweise mit der übereinstimmen sollte, die die HDDs auch in NAS hatten. Nach dem physikalischen Anschluss bootet man den PC mit einem Linux, zum Beispiel Ubuntu. Im glücklichsten Fall kann es dann passieren, dass das System bereits von sich aus erkennt, dass die Platten zu einem RAID gehören. Und dann bootet der Kernel das RAID-Array gleich mit, sodass Sie anschließend direkt wieder auf die Daten zugreifen können. Wenn nicht, sollte man allerdings auf keinen Fall versuchen, die Festplatten einzeln zu formatieren, zu beschreiben oder sonst etwas.

Erst einmal die Partitionsstruktur der einzelnen Festplatten an. Das sollte etwa so aussehen.
Erst einmal die Partitionsstruktur der einzelnen Festplatten an. Das sollte etwa so aussehen.

Was man jetzt benötigt, sind Superuser-Rechte und das Paket mdadm.

sudo apt-get update

sudo apt-get install mdadm

Nun schaut man sich zunächst mit

fdisk –l

Man erkennt hier deutlich, welche Partitionen zum Nutzdaten-Teil des RAIDs gehören, und zwar jeweils die Partition 3, also sda3, sdb3, sdc3 und sdd3. Jetzt geht es daran, das RAID wieder zusammenzubauen. Das funktioniert in unserem Fall mit

sudo mdadm --assemble --force /dev/md0 /dev/sda3 /dev/sdb3 /dev/sdc3 /dev/sdd3

Nun sollte das RAID wieder funktional sein, mit

sudo mdadm --detail /dev/md0 und

sudo cat /proc/mdstat

lässt sich dies überprüfen. Damit ist die „Datenrettung“ aber noch nicht abgeschlossen. Denn noch kann auf das RAID nicht zugegriffen werden. An der Stelle ist es nun wichtig, zu wissen, mit welchem Dateisystem das NAS arbeitet. Denn das RAID muss mit dem entsprechenden Zusatz gemounted werden. Vorher allerdings ist ein Ordner anzulegen, in den das RAID gemounted wird:

sudo mkdir /mnt/raid

Danach wird dann dann das RAID-Array als Laufwerk eingehängt. In unserem Fall haben wir es mit einem Buffalo-System zu tun, das xfs nutzt. Also lautet die Befehlszeile

sudo mount -o ro -t xfs /dev/md0 /mnt/raid

Jetzt kann man auf das Verzeichnis RAID zugreifen und kommt in aller Regel wieder an die Daten heran. Die sollte man nun auf eine weitere Platte kopieren und dann die RAID-Platten eventuell in ein neues NAS-Leergehäuse einbauen. Hier richtet man dann das RAID komplett neu ein und kopiert die Daten zurück.

Kann das NAS von USB booten, benötigt man nicht zwingend einen Rechner zur Wiederherstellung. Man kann das NAS mit Ubuntu beispielsweise vom Stick hochfahren und dann per Telnet die RAID-Reparatur ausführen
Kann das NAS von USB booten, benötigt man nicht zwingend einen Rechner zur Wiederherstellung. Man kann das NAS mit Ubuntu beispielsweise vom Stick hochfahren und dann per Telnet die RAID-Reparatur ausführen

Mögliche Probleme

Es kann in einzelnen Fällen vorkommen, dass der Kernel das Array startet, es aber nicht wirklich funktioniert. Dann sollte man mit

sudo mdadm --stop /dev/md0

versuchen, das RAID zu stoppen und dann erst den Prozess des Neuaufbaus starten.

Ein weiteres Problem ist physikalischer Natur: Man muss erst einmal einen Rechner haben, an den sich vier Festplatten anschließen lassen. Hat man den nicht, gibt es zwei Lösungsansätze. Entweder kauf man vier USB-auf-SATA-Adapter und schließt die Platten dann via USB an. Das kostet 60 bis 100 Euro, was immer noch lächerlich wenig im Vergleich zu einem Datenrettungsdienst ist. Oder aber man kauft zunächst ein neues NAS-Gehäuse und achtet darauf, dass es sich auch via USB-Stick booten lässt. Dann baut man die Festplatten ein, bootet Ubuntu vom Stick und greift via SSH-Konsole auf das NAS zu. So kann man dann die Reparatur über das Netzwerk ausführen.

(PC-Welt/ad)

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