Netzwerkspeicher

RAID-Festplatte defekt: Was tun, um Daten zu retten?

18.04.2016
Von Markus Mizgalski
Manchmal ist der Teufel ein Eichhörnchen. Nämlich dann, wenn in einem Netzwerkspeicher die Hardware kaputt geht. Da nützt erst einmal auch das aufwendigste RAID nichts.

In der Abkürzung RAID (Redundant Array of Indipendent Disks) kommt das Wort Redundanz vor. Von vielen auch professionellen Anwendern wird das gerne mit „Backup“ gleichgesetzt, was sich aus verschiedenen Gründen oftmals mit der Zeit als Fehler erweist. Natürlich kann ein Netzwerkspeicher (NAS), oft das System, in dem Platten als RAID-Verbund arbeiten, auch zu Backup-Zwecken genutzt werden. In der Regel gibt es aber ein NAS, von dem man dann glaubt, dass es trotz Einsatz als Speicher im Tagesgeschäft auch alle irgendwann mal erstellten Daten sicher verwahrt. Der Klassiker ist dabei sicherlich die versehentlich überschriebene Datei. Bei einem RAID, das in irgendeiner Form mit gespiegelten Festplatten arbeitet, wird sie schlichtweg zeitgleich auf allen Datenträgern überschrieben; die Vorgängerversion ist weg. Und alle wundern sich, warum trotz vermeintlichem Backup der frühere Zustand nicht mehr rekonstruiert werden kann. Ein Backup sollte eben den Zustand aller Dateien zu einem definierten Zeitpunkt X konservieren und diese nicht für den Live-Betrieb zur Verfügung stellen.

Die Hardware fällt aus

Nun mag eine überschriebene Datei zwar ärgerlich sein, aber mit etwas Glück kann sie wiederbeschafft werden, weil sie noch auf irgendeinem Rechner abgelegt ist. Dramatischer wird es, wenn plötzlich die Hardware ausfällt. Und zwar in dem Fall keine Festplatte, denn das wird ja durch das RAID problemlos aufgefangen. Aber mitunter geht eben auch das NAS selbst kaputt. Je nach Modell und Defekt kann das zum richtigen Problem werden. Erwischt es ein externes Netzteil, ist der Fehler schnell behoben, bei professionellen Geräten für Rackmontage kann mitunter auch das interne Netzteil getauscht werden. Aber ein schadhaftes Mainboard ist nicht ohne weiteres zu ersetzen. Die Situation stellt sich dann wie folgt dar: Man hat zwei oder vier vollkommen intakte Festplatten, theoretisch keinerlei Datenverlust, aber eben auch keine Möglichkeit, die Platten auf regulärem Weg anzusprechen. Bei zwei HDDs im Spiegelverbund (RAID 1) ist es trivial; eine Platte wird per Adapter und USB oder ggf. auch direkt an einen freien SATA-Port eines PCs angeschlossen. In aller Regel kann man dann nach dem Start des Rechners ganz normal auf alle Daten zugreifen.

Bei den Platten ist es wichtig, die Reihenfolge beizubehalten, wenn man Sie aus dem NAS nimmt und an einem PC anschließt. Will man ganz sicher gehen, belässt man die Laufwerke zunächst in den Trays, da diese in der Regel nummeriert sind
Bei den Platten ist es wichtig, die Reihenfolge beizubehalten, wenn man Sie aus dem NAS nimmt und an einem PC anschließt. Will man ganz sicher gehen, belässt man die Laufwerke zunächst in den Trays, da diese in der Regel nummeriert sind

Ein komplexes RAID

Schwierig wird es allerdings bei komplexeren RAID-Strukturen, also beispielsweise einem RAID 5 oder RAID 6. Hier fehlt einem PC in aller Regel die Beschreibung des RAID-Verbundes, was dazu führt, dass er die auf den drei oder vier Platten verteilt gespeicherten Daten nicht zuordnen kann. Bevor man sich nun aber für Tausende von Euros an einen professionellen Datenretter wendet, sollte man lieber selbst tätig werden, sofern man ein NAS besitzt, das im Prinzip auf einem Linux basiert und eigentlich ein Softraid über das Betriebssystem erzeugt. In diese Kategorie gehören beispielsweise die Geräte von QNAP, Synology, Buffalo, Netgear oder auch Zyxel; im Prinzip verwenden die meisten Speicherlösungen der unteren und mittleren Preisliga (auch im professionellen Bereich) keine Hardware-RAID-Controller. Das klingt zunächst etwas theoretisch, hat aber den riesengroßen Vorteil, dass die Festplatten in nahezu allen Fällen mit einem nativen Linux-Dateisystem formatiert sind.


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